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Culpa Mosel

Titel: Culpa Mosel
Autoren: Mischa Martini
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Rückfront zu sichern, einer dirigierte den verdutzten Rolli hinter die Müllboxen, während die anderen sich in ihren schwarzen Kampfanzügen mit Schutzwesten und Helmen in gebückter Haltung an der Hauswand entlang bewegten, im Treppenhaus verschwanden und sich schließlich oben links und rechts von einer der Wohnungstüren sammelten. Die Männer hielten einen Moment inne, bevor sie die Tür aufbrachen und hineinstürmten.
    Es dauerte nur wenige Sekunden, bis der Einsatzleiter wieder herauskam und signalisierte, dass sich niemand in der Wohnung befand.
     
    Den Pickup stellte er in einem Hinterhof auf dem Kundenparkplatz eines Großhändlers ab. Sollte es brenzlig werden, würde er im Parkhaus leicht in der Falle sitzen. Hier im Hof schien es auch keine Überwachungskameras zu geben. Während Huck sich mit einem Blick in den Rucksack davon überzeugte, dass er die große Flasche mit dem Benzin eingesteckt hatte, überlegte er, ob er nicht doch ein paar Wochen vergehen lassen sollte, bis etwas Gras über die Geschichte gewachsen wäre. Schließlich hatte er jahrelang gebraucht, bis es so weit war. Dann würde es jetzt auf eine Woche oder einen Monat nicht ankommen. Sein Bauchgefühl sagte ihm, dass er die Sache nicht aufschieben durfte. Und dagegen kam sein Kopf mit den besten Argumenten nicht an.
    Auf Umwegen erreichte er den Fußweg zwischen den Bäumen der Nordallee, von wo er das an der Klostermauer geparkte Auto der Bullen sehen konnte. Der Wagen war nicht da. Er ging hoch bis zur Porta Nigra, stellte sich eine Weile unter eines der zugigen Tore und kehrte wieder um. Diesmal ging er durch die Straße direkt an den Autos vorbei. Edelbergas Aufpasser musste sich im Kloster befinden.
     
    »Wir können nicht auf die KT warten.« Viergruben reichte Walde ein Paar Handschuhe, der seine eigenen wieder in die Tasche gleiten ließ. Vom Außenflur sah er, wie die SEK-Leute ihre Helme und Westen ablegten und es sich unten im Innenhof bequem machten. Nebenan waren die Kollegen von Tür zu Tür zur Befragung der Nachbarn unterwegs.
    Auf der Klingel stand Peter Köhler. Der LKA-Mann hatte bereits die Wandschränke in der Diele aufgerissen. Sie waren prall gefüllt mit Kartons von Elektrogeräten. Nach dem Zustand der Packungen und den Produktfotos zu urteilen, handelte es sich um Geräte älteren Datums. In der aufgeräumten Küche standen sauber gespülte Teller und eine Tasse in einem Tropfgitter auf der Ablage der Spüle. An der Längsseite des Wohnzimmers nahm ein gewaltiger Flachbildschirm einen Teil der Wand ein. Auf der Couch gegenüber waren die Kissen mit der Spitze nach oben gerichtet. Außer einem kleinen Regal mit einem Dutzend Bücher hing nichts an den Wänden, auch kein Foto. Walde las die Namen der Autoren: Karl May, Sven Hedin, Robert Louis Stevenson, Daniel Defoe, Jules Verne, Mark Twain, Alexandre Dumas, alles Autoren, die früher einmal, besonders bei Jugendlichen, hoch im Kurs gestanden hatten.
    Vor dem Fenster stand ein großer Schreibtisch mit Messgeräten und einem Lötkolben darauf. Walde warf einen Blick in das angrenzende Schlafzimmer, wo Viergruben vor dem gemachten Bett kniete und das Nachtschränkchen aus dunklem Nussbaumholz untersuchte. Der viertürige Kleiderschrank und das Bett waren aus dem gleichen Holz gefertigt.
    »Peter Köhler kam mit vier Jahren ins Waisenhaus von Schwester Edelberga«, berichtete Viergruben, der weiter das Schlafzimmer durchsuchte. »Laut der Akten des Jugendamtes soll er Rudolf Knauer mit einem Messer verletzt haben.«
    »Wie alt war er damals?«, fragte Walde, während er einen Schubladencontainer unter der Schreibtischplatte inspizierte.
    »Jedenfalls noch nicht strafmündig. Er verbrachte danach ein Jahr in einer psychiatrischen Einrichtung und ist dann in einem anderen Heim untergekommen. Da hat er dann auch seine Ausbildung …«
    »Ja?«, fragte Walde.
    »Was haben wir denn da?« Viergruben schien zu sich selbst zu sprechen.
    Von der Tür aus beobachtete Walde, wie sein Kollege auf dem Fußboden vor dem Schrank kniete. Eine Hand tastete darunter, die andere umfasste eine aufgeleimte Verzierung zwischen zwei Schubladen, die sich langsam herausbewegte.
    »Ein Geheimfach.« Der LKA-Mann ächzte. »Von unten verriegelt.«
    Eine nur wenige Zentimeter breite Schublade kam zum Vorschein. Viergruben stocherte mit dem kleinen Finger darin herum und zog eine Papierrolle heraus. Er reichte sie an Walde weiter, richtete sich auf und klopfte seine Hose in Kniehöhe ab. Es
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