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Crystall (German Edition)

Crystall (German Edition)

Titel: Crystall (German Edition)
Autoren: Enrico Mahler
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den Atem an. Schweiß rann auf ihre Stirn und aus Faszination wurde schon wieder etwas Angst vor den Fabelwesen. Doch der Reiter fuhr schließlich herum und sprengte davon.
    Mandy ließ sämtliche Glieder locker und schloss die Augen. Sie musste ihre Erlebnisse erst ein wenig einsortieren, dann erhob sie sich und trat wieder auf den Weg hinaus. Sie konnte noch immer nicht richtig begreifen, was da geschehen war. Wenn das realistisch sein musste, dann hatte sie ein mächtiges Problem.
    Überflüssigerweise warf Mandy ihre Uhr davon, sie funktionierte in diesem Reich aus irgendeinem Grunde nicht. Aber dem Sonnenstand nach zu urteilen, würde es gegen Mittag sein.
    Ein leises, seltsames Geräusch ließ sie aufhören und den Kopf wenden. Nicht weit entfernt saß wieder einmal der Zwerg. Er lächelte ihr zu und sie konnte in seinen Augen ablesen, dass es ehrlich war, keineswegs sarkastisch gemeint. Er nickte und lief weiter.
    „Warte doch“, bat das Mädchen sanftmütig, der Kleine war anscheinend der einzige, der sie hier heraus führen konnte. Deshalb rannte sie ihm nach, was gar nicht so einfach war. Der Wicht war schnell und immer ein Stück Mandy voraus, so schnell sie auch ging. Mehrere Male verschwand die Gestalt, tauchte dann aber wieder auf.
    Sie eilte ihm nach, egal, wohin er sie führen mochte. Verirrt hatte sie sich ohnehin schon völlig und der Lauf durch den leuchtend grünen Wald tat ihr gut. Es war bezaubernd und irgendwie rein. Sie hatte das Gefühl, das grüne Reich könne Wunden heilen – er musste etwas Heiliges sein.
    „Warum läufst du weg?“ Mandy stürzte mit aller Geschicklichkeit umher, verlor ihn aber schließlich doch noch. „Verflucht.“ Sie blieb stehen und sah sich prüfend um, doch von dem Zwerg war keine Spur mehr, auch nicht von anderen Wesen. Sie war vollkommen alleine und ohne die geringste Ahnung, was hier abging.
    Mandy ließ den Blick umher schweifen und biss sich nervös auf die Unterlippe. Allmählich machte es ihr gewaltig Sorgen, von nichts zu wissen. Wo zur Hölle war sie denn nur, im Abyssus?
    Unsinn! Aber immerhin entdeckte sie endlich eine Stelle, an der die Bäume nicht mehr so dicht standen und hinter denen es so aussah, als ginge es nach draußen.
    Mandy atmete innerlich auf und stürmte sofort los, mit neuem Mut. So war es auch nicht verwunderlich, dass sie die sicher dreihundert Meter in Rekordzeit zurücklegte und haltlos aus dem Wald hetzte. Sie hatte nur noch einen flüchtigen Blick, um vielleicht doch noch das Männchen zu sehen, vergebens. Erleichtert blieb sie vor dem Waldrand stehen und sog genüsslich die Luft ein. Die neue Umgebung vermochte sie noch nicht in Sicherheit zu wiegen, aber sie war von dem Baumlabyrinth fern.
    Nun stand sie auf einer saftig grünen Wiese und vor ihr ein kleiner Hang. Wenn sie dort oben war, würde sie endlich in Erfahrung bringen, wohin sie geraten war. Zumindest bot ihr eines Hoffnung: Wo es Wiesen gab, musste es auch Menschen geben.
    Mandy ließ sich durch nichts mehr aufhalten und stürmte den Hang hinauf, voller Erwartung, Vorfreude – endlich wieder zu Hause ...
    Wie in einen Bann versetzt blieb Mandy schlagartig stehen und hatte dieses Mal wirklich Mühe, nicht rücklings umzufallen und den Hügel wieder hinab zu purzeln. Sie riss die Augen auf und vergaß das Atmen.
    Vor ihr lag das Paradies, aber nicht ihr Zuhause und kein Ort, den sie jemals gekannt hatte und sie bezweifelte, dass es hier Menschen gab. Es versetzte sie zeitgleich in Staunen und restlose Besorgnis, sie kam sich vor wie in einer anderen Welt. Von hier oben konnte sie alles im Tal überblicken und noch weit mehr. Um es kurz zu sagen, es war die reinste Idylle, das Paradies, wie es nur die Fantasie schaffen konnte. Das Tal war übersät mit den grünen Wiesen, ein kristallklarer Fluss schlängelte sich bis ins Unerkenntliche, vor schneebedeckten, gewaltigen Bergen und einer See unter einem malerischen, wolkenlosen Himmel. Ein Bild aus einem Buch, wie es fantastischer nicht sein konnte. Kleine Elfen flogen zwischen bunten Blumen, irgendwelche, noch undefinierbare Gestalten tauchten hin und wieder auf. Es gab kleinere und größere Holzbauten und weit hinten eine gewaltige Festung, wie im Mittelalter, inmitten eine ungeheure Burg.
    „Oh scheiße“, raunte Mandy geschockt und holte zum ersten Mal tief Luft, ohne sich jedoch bewegen zu können. Das hier war weder Himmel noch Hölle, auch nicht das Ende der Welt ... das hier war das Land aus den Gespinsten
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