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Crystall (German Edition)

Crystall (German Edition)

Titel: Crystall (German Edition)
Autoren: Enrico Mahler
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Alptraum.
    Ein weiterer Gedanke schoss ihr durch den Kopf. Die Atmosphäre passte zu einer Traumwelt, sicher. Dennoch beunruhigte es Mandy, dass sie darüber nachdachte. Sie hatte es noch nie erlebt, dass sie sich innerhalb eines Traumes die Frage stellte, ob alles real war. Irgendetwas stimmte nicht.
    Plötzlich bemerkte sie, dass sich ihre Beine bewegten, sie über Boden schritt, der eigentlich nicht vorhanden war. Sie lief, ohne es zu merken. Dafür vernahmen ihre Augen etwas – der Nebel lichtete sich.
    Mandy atmete frühzeitig auf, als schwaches Sonnenlicht auftauchte und der Nebelschleier dünner wurde, bis er nur noch einem Tuch glich.
    Die Angst schwand etwas von ihrem Körper, als sie endlich wieder Boden unter den Füßen spürte und auch sah . Der Nebel lag flach und hüllte kaum mehr ihre Beine ein. Sie war wieder in einer bewohnbaren Welt.
    Ihr Blick glitt umher, erfasste jedoch nicht viel Brauchbares. In ihrem Rücken ergoss sich die Nebelwand, die zu durchblicken niemand vermochte. Zu ihrer Linken erhob sich ein gewaltiges Steinmassiv, das sie weder zu umgehen wagte, noch erklimmen könnte. Die Kämme der Berge schienen gegen den Himmel zu stoßen.
    Aber die andere Seite war begehbar. Der Weg, auf dem sie sich derzeit befand, war ungeheuer breit und wahrscheinlich getrampelte Erde. Er führte eine leichte Neigung hinab, bis in einen Wald. Sie musste sich sofort eingestehen, einen größeren hatte sie noch nie gesehen. Die Bäume thronten weit in die Höhe und standen sehr dicht, machten ihn beinahe zum Dschungel. Innerhalb dieses Waldes schien es düster oder nur schwach hell zu sein, denn das Blätterdach ließ kaum Licht durch und von hier wurde es durch den Nebel gebremst. Insgesamt war es eine metallische Atmosphäre, wie früh morgens bei elend schlechtem Wetter.
    Mandy wusste am Ende nicht mehr, wie lange sie so dastand und einfach alles betrachtete. Jedenfalls zuckte sie hinterher merklich zusammen, als ihr bewusst wurde, dass sie an keinem Ort war, der ihr bekannt vorkam. Sie überlegte, ob sie vielleicht schon mit Mutter unterwegs war, einfach nur die Zeit vergessen hatte, auch wenn sie an einem solch seltsamen Ort nie gewesen waren. Andernfalls gab es ja nur noch eine Erklärung – ein Traum. Wenn, dann war es ein verflucht echter. Aber warum sollte es die nicht auch geben.
    Mandy verzog bei ihren eigenen Gedanken das Gesicht. Was sie sich da zusammenreimte, klang nicht gerade einleuchtend. Zumindest war ihr noch kein Traum unter gekommen, in dem sie so ernsthaft darüber nachdachte. Sie hatte noch immer ein schlechtes Gefühl.
    Etwas war falsch!
    Das Mädchen holte noch einmal tief Luft und versuchte dann, wie ein Säugling das erste Mal ein Bein vor das andere zu setzen. Es ging. Zwar musste das albern wirken, aber sie wusste aus Erfahrung, dass man in einem Traum nicht jede Bewegungsfreiheit hatte.
    Mandy lief sehr langsam den Weg hinab. Ihre Sinne waren zum Zerreißen gespannt. Es war so still – wie schon die ganze Zeit – dass sie mehr Geräusche vernahm, als je zuvor. Keine Worte, aber Laute aus der Natur: Das Rauschen des Windes, ihre Schritte.
    Mandy stoppte so plötzlich, als wäre sie gegen einen Zyklopen gerannt. Wie ein elektrischer Schlag, zuckte es durch ihren Körper, ehe sie in den Wald blinzelte. Sie kniff leicht die Augen zusammen, um schärfer sehen zu können. Da war doch etwas gewesen?
    Das Mädchen wartete noch geschlagene zehn Sekunden, dann lief sie kopfschüttelnd weiter. Genau zwei Schritte, ehe sie abermals anhielt. Diesmal vernahm sie kurz das Rascheln von Laub.
    Da musste jemand sein!
    Mandy ging den Rest des Weges, ohne den Wald auch nur ein einziges Mal aus den Augen zu lassen, was gar nicht so leicht war. Das diesige Wetter und spärliche Licht machten es ihr nicht unbedingt leicht, näheres zu erkennen. So blieb sie auch am Waldrand stehen.
    Es verstrichen wieder mehrere Minuten, in denen sie einfach dastand und in den Wald hinein starrte. Die Vorfälle wiederholten sich nicht.
    Wachsam schlich Mandy am Waldrand entlang, mit dem einzigen Ergebnis, dass irgendwer ständig im Laub wühlte, ohne sich erkenntlich zu machen.
    Ihr wurde es schon etwas unheimlich zu mute. Da lauerte etwas auf sie und sie hatte nicht den blassesten Schimmer, wo sie überhaupt war.
    Das lautstarke Brechen eines Astes ließ Mandy wie einen Wirbel herumfahren und nun entdeckte sie etwas. Nahe dem Waldrand stand ein kleines Wesen, nur halb so groß wie sie und starrte seinerseits das
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