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Crystall (German Edition)

Crystall (German Edition)

Titel: Crystall (German Edition)
Autoren: Enrico Mahler
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ein Glas mit frischem Wasser. Üblicherweise schmeckte es hervorragend, aber nicht heute. Es schien widerwärtig, auf ihrer Zunge hatte sich ein bitterer Belag gebildet und sie konnte noch immer ihre Halsschlagader pulsieren hören und fühlen. Es stach in der Kehle.
    Sie wusste nur zu gut, dass sie nahe an der Verrücktheit war. Ihr würgendes Gefühl war ein Zeichen für Aufregung und Panik, es dauerte sehr lange, bis es sich besänftigte, nicht wirklich verging. Sie fragte sich, ob sie heute wohl noch einschlafen könnte.
    Bis kurz nach eins rumorte sie in ihren Regalen herum und durchstöberte sämtliche Bücher. Hinterher bedauerte sie, keine Ausgaben über unglaubliche Dinge zu haben. Allerdings bezweifelte sie stark, dass es ihr genutzt hätte. Sie war viel zu aufgebracht, als dass sie noch logisch denken konnte und wollte.
    Am Ende leerte Mandy die riesige Flasche und kam etwas zur Ruhe. Das Wasser hinterließ nach wie vor keinen Geschmack, aber es beschäftigte sie und genau das brauchte sie im Moment.
    Zimperlich wackelte sie zum Schalter und knipste das Licht aus. Es war mittlerweile eine Dreiviertelstunde nach Eins, sie musste wenigstens versuchen, etwas zu schlafen. Allerdings bezweifelte sie das schon wieder, als ihre Blicke nervös umher schwangen. Doch mit einem Ruck schleppte sie sich bis zum Bett, in dem sie lag und zur Decke starrte. Nur noch selten glitten ihre Blicke zum Fenster und in dunkle Ecken. Nichts geschah.
    Mandy bekam sich soweit unter Kontrolle, dass sie wirklich darüber nachdachte und zwar logisch. Was sie gesehen hatte, widersprach allen natürlichen Dingen und Gesetzen, die sie kannte. Vor allem passte es nicht zu ihrer Meinung, aber was sollte sie tun? Das Wesen war da gewesen und die Worte hatten echt geklungen ...
    Mandy zwang sich mürrisch zur Mahnung. Sie stempelte es ganz einfach als Einbildung ab, schließlich hatte sie schon von Fällen gehört, in denen Dinge geschehen, die sich nur im Kopf abspielen. Wahrscheinlich waren das Voranzeichen auf die Fahrt zu Großvater. Bekam sie jetzt schon Entzugserscheinungen? Warum nicht, das ewige schwarze Meer der Dunkelheit brachte viele Geheimnisse mit sich. Auf den ersten Blick konnte man nur einfach nichts sehen, aber wem erging es noch nicht so, dass er sie so fixierte, dass Bilder vor den Augen auftauchten. Wie realistisch die sein konnten, war ja nicht physikalisch begrenzt.
    Mandy beruhigte sich selbst zum ungefähr zehnten Mal heute Nacht. Was da passiert war, konnte nicht echt sein. Auch ihre unsicheren Blicke zum Fenster mochten das nicht zu ändern. Sie hatte einfach noch Angst, aber das würde vergehen.
    Angst war eine Emotion, die Wachsamkeit hervor rief, nichts weiter.
    Schließlich versuchte sie dann doch einzuschlafen. Es viel ihr schwer, denn der Vorfall ging nicht aus ihrem Kopf, er haftete stets in ihr und brachte das Herz zum Rasen, dass sie aufschreckte. Fast im Minutentakt gingen ihre Augen auf und zu. Irgendwann, sie wusste die Zeit längst nicht mehr, schlief Mandy ein, sehr lange und verdammt realistisch tief ...
     
    Der Nebel hüllte sie in einen schier undurchdringlichen Mantel. Er war so dick, dass sie einen Moment dem Impuls nachgab, hinein zufassen, als bestünde die Wetterfront aus zähem Sirup. Natürlich glitten ihre Hände ins Leere, dennoch spürte sie ihn auf der Haut, wie er mit feuchten Händen nach ihr griff und der Nieselregen im Gesicht prickelte. Es war ein unangenehmes Gefühl, zumal jegliche Sicht eingeschränkt war, um nicht zu sagen, völlig entrissen. Sie konnte sich anstrengen, so sehr sie wollte, die graue Wand blieb und umhüllte sie wie ein Schleier, der so dick sein musste, dass sie einzelne Nebelwolken erkannte, wie Rauch.
    Mandy fühlte sich einsam und glaubte förmlich zu schweben. Sie konnte sich selbst nicht erkennen, geschweige denn etwas anderes. Das einzige was blieb, war jenes Gefühl, dass ihr Körper da war, aber nicht wo. Es musste ein Traum sein, aus dem sie einfach nicht erwachen wollte. So sehr sie sich auch vorwärts kämpfte, sie kam kein Stück vom Fleck.
    Das Mädchen spielte mit dem Gedanken, nach irgendjemandem zu rufen, gab es aber schleunigst auf. Sie fürchtete sich davor, in diesem düsteren Nebel den Mund aufzumachen. Sie dachte, dann könne etwas Schlimmes passieren.
    Sie fühlte sich wie eine leblose Marionette in den Weiten des Universums, in dem sie längst jede Befehlsgewalt über sich verloren hatte. So fühlte man sich in einem grässlichen
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