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Crystall (German Edition)

Crystall (German Edition)

Titel: Crystall (German Edition)
Autoren: Enrico Mahler
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Gesicht ließen auf eine Frau schließen, in ziemlich hohem Alter. Das Gesicht war übersät mit Falten und Runzeln, doch die Augen wirkten gutmütig.
    „Äh ... ich bin...“ Mandy kam ins Haspeln. Auf eine nicht in Worte zu fassende Art wirkte die Frau seltsam. Irgendwie war sie keine normale Alte, sondern etwas Fremdes. „Ich habe mich irgendwie verlaufen und...“
    „Wie ist dein Name?“, half die Alte dem Mädchen aus der verklemmten Situation. Ihre Stimme klang schwach und gebrechlich.
    „Mandy“, antwortete sie und überlegte Sekunden, ob das vielleicht ein Fehler war.
    „Oh“, machte die Fremde und versuchte zu lächeln, was bei ihrem Gesicht jedoch völlig misslang. „Entschuldige, dass ich dich nicht erkannt habe. Jetzt weiß ich, was du willst.“
    „Wie?“ Mandy riss überrascht die Augen auf. Woher wollte die Alte denn wissen, wer sie war?
    „Man erwartet dich schon ... im ganzen Land hofft man auf dich.“
    „Wer? Was?“
    Die Frau wollte lachen, doch daraus wurde nur ein kleiner Hustenanfall. „Du scheinst etwas durcheinander zu sein, Mädchen.“
    Etwas!? Mandy wollte auflachen, sie begriff weniger, als ihr eigentlich zustand. „Ich weiß nicht, wer Sie sind?“
    „Ich bin Kaija“, entgegnete die Alte. „Die Seherin des Königs ... aber du solltest dich langsam auf den Weg machen, man erwartet dich.“
    „Wieso erwarten?“ Mandy konnte diese ... Kaija nur ahnungslos anblinzeln.
    „Du wirst alles erfahren, aber nun geh.“ Kaija deutete hinter sich auf die gewaltige Festung, die Mandy schon vorhin gesehen hatte. Sie sah gigantisch aus. „Geh zur Burg, dort wirst du alles erfahren ... aber beeil dich.“
    „Warten Sie!“, schrie Mandy beinahe, als befürchte sie, die Alte ging gleich wieder. „Wo bin ich hier?“
    Kaija lächelte, woraus eine verzerrte Maske wurde. „Habe Geduld ... nun geh, die Zeit ist knapp. Wir werden uns wiedersehen, Mandy.“ Damit verschwand die alte Frau, löste sich einfach in Luft auf.
    „Ich...“ Mandy machte eine Bewegung, als wolle sie nach ihr greifen, doch dafür war es ohnehin zu spät. Kaija hatte sich einfach in Luft aufgelöst – unglaublich.
    Verstört starrte sie zu der Festung hinüber. Sie war im besten Falle fünfhundert Meter entfernt, nicht mehr. Dennoch dachte sie einen Moment darüber nach, ob sie wirklich dahin gehen sollte.
    Egal, welche Wahl blieb ihr? Zurück gehen und sich erneut im Wald verlaufen gefiel ihr nicht, ebenso wenig Lust hatte sie, sich im Fluss zu ertränken. Immerhin schien es in der Burg Menschen oder etwas Ähnliches zu geben und somit eine Chance, dass sie endlich begriff. Bisher wurde sie nur noch verwirrter.
    Auch mit einem flauen Gefühl im Magen lief sie los, direkt auf die Burg zu, sie konnte sie im Traum nicht verfehlen. Sie wusste überhaupt nicht, was der ganze Auftritt sollte. Was sagte Kaija, sie wäre eine Seherin? Toll, wahrscheinlich war sie doch im Mittelalter gelandet. Andererseits wirkte die Alte ganz sympathisch, wenn auch ein wenig verrückt und nicht gerade hilfreich. Was hatte sie nur damit gemeint, sie würde erwartet? Wer in diesem Zauberreich sollte denn von ihr wissen? Vielleicht hatte es etwas mit dem kleinen Männlein zu tun?
    Mandy beschloss abzuwarten. Sie würde in der Festung sicher mehr erfahren, vorausgesetzt, das Ganze war keine Falle und sie hing noch heute am Galgen.
    So brutal der Gedanke auch kam, er war nicht annähernd so abwegig, wie es den Anschein hatte. Wer sagte ihr, dass die Wesen hier friedliebend waren? Wenn sie an den Reiter auf dem Einhorn dachte, wurde ihr schlagartig anders. Schließlich war sie eine Fremde und vielleicht eine Gefahr.
    Mandy stieß ein halblautes Knurren aus. Die Umstände gefielen ihr keineswegs, wo sie auch noch keine Wahl hatte. Sie musste zur Burg.
    Irgendwann blieb sie grundlos stehen, als sie ihre Gedanken beendete und war sogar froh darüber. Während sie nämlich zur Burg hinüber sah, war sie ihr noch kein Stück näher gekommen.
    „Was soll das?“ Mandy blieb erstarrt stehen, das war sie ja bereits gewöhnt. Sie war sich sicher, mindestens zehn Minuten gelaufen zu sein und die Festung war genauso weit weg, wie von der Fischerhütte aus. Was ging hier nur vor? Das Mädchen warf einen Blick über die Schulter zurück, diesmal ließ sie das Ergebnis kalt, denn sie war bereits abgehärtet. Wie sie es beinahe vermutet hatte, war die Fischerhütte nicht mehr da, ebenso wenig der Hang und der Wald, woher sie gekommen war. Stattdessen
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