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Cryptonomicon

Cryptonomicon

Titel: Cryptonomicon
Autoren: Neal Stephenson
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geheimnisvolle Clique von Schreibstuben-Matrosen gekannt, die auf dem Dach eines Gebäudes in der Internationalen Siedlung hausten, in einer Bude aus astigen Palettenbrettern, aus der in alle Richtungen Antennen ragten.Wenn man lange genug dastand, konnte man sehen, wie sich einige dieser Antennen bewegten, sich auf irgendetwas auf dem Meer richteten. Shaftoe hat sogar ein Haiku darüber geschrieben:
    Antennen suchen
Retrievernasen im Wind
Fernes Geheimnis
    Das war überhaupt erst sein zweites Haiku – das eindeutig nicht den Maßstäben von November 1941 genügte – und ihn schaudert bei der Erinnerung daran.
    Doch erst heute begreifen die Marines so richtig, was für eine große Geschichte Station Alpha war. Wie sich herausstellte, hatte ihr Job darin bestanden, eine Tonne Ausrüstung und mehrere Tonnen Papier in Planen zu verpacken und zur Tür hinauszuschaffen. Den Donnerstag hatten sie dann damit verbracht, die Bretterbude zu zerlegen, ein Feuer damit zu machen und bestimmte Bücher und Papiere zu verbrennen.
    »Scheiße!«, brüllt Private Wiley. Nur ein paar Kulis sind aus dem Weg gegangen oder haben die Marines überhaupt gesehen. Doch dann gibt es vom Fluss her einen fantastischen Knall, als zerbräche Gott eine anderthalb Kilometer dicke Bambusstange über dem Knie. Eine halbe Sekunde später sind keine Kulis mehr auf der Straße – bloß eine Menge Kisten mit unbemannten, wippenden Bambusstangen daran, die mit dem Geräusch eines gigantischen Klangspiels auf die Straße klappern. Darüber erhebt sich ein ausgefranster grauer Rauchpilz von dem Kanonenboot. Wiley schaltet hoch und tritt auf den Pinn. Shaftoe drückt sich gegen die Lkw-Tür, senkt den Kopf und hofft, dass sein tuntiger Landserhelm aus dem Ersten Weltkrieg etwas taugt. Dann fangen Geldkisten an zu zerbrechen und zu zerplatzen, während der Lkw sich durch sie hindurchpflügt. Shaftoe schielt durch ein Gestöber von Banknoten nach oben und sieht riesige Bambusstangen hochfliegen und dem Flussufer entgegenschnellen und – wirbeln.
    Blätter von Schanghai:
Fahle Türen am Himmel.
Der Winter beginnt.

Barrens
    Behalten wir das Problem der Existenz Gottes einem späteren Band vor und stipulieren einfach, dass auf diesem Planeten irgendwie sich selbst replizierende Organismen entstanden sind, die sofort versucht haben, einander loszuwerden, und zwar entweder, indem sie ihre Umwelt mit Rohkopien ihrer selbst überschwemmten, oder durch direktere Methoden, auf die hier wohl nicht weiter eingegangen werden muss. Die meisten von ihnen scheiterten und ihr genetisches Erbe wurde für immer aus dem Universum gelöscht, aber ein paar fanden eine Möglichkeit, zu überleben und sich fortzupflanzen. Nach ungefähr drei Milliarden Jahren dieser manchmal verrückten, häufig aber langweiligen Fuge von Sinnenlust und Schlächterei wurde in Murdo, South Dakota, Godfrey Waterhouse IV als Sohn von Blanche, Ehefrau eines kongregationalistischen Predigers namens Bunyan Waterhouse, geboren.Wie jedes andere Geschöpf auf Erden war Godfrey kraft Geburtsrecht ein gewaltiger Fiesling, wenn auch nur in dem etwas eingeschränkten formalen Sinne, dass er seine Herkunft über eine lange Reihe geringfügig weniger hoch entwickelter gewaltiger Fieslinge auf jenes erste, sich selbst replizierende Ding zurückverfolgen konnte – das angesichts der Zahl und der Vielfalt seiner Abkömmlinge mit Fug und Recht als der gewaltigste Fiesling aller Zeiten bezeichnet werden könnte. Alles und jeder, der kein gewaltiger Fiesling war, lebte nicht mehr.
    Was albtraumhaft gefährliche, mnemetisch programmierte Todesmaschinen angeht, hätte man keine netteren kennen lernen können. In der Tradition seines Namensvetters (des puritanischen Schriftstellers John Bunyan, der einen Großteil seines Lebens im Gefängnis oder mit dem Versuch, ihm zu entgehen, verbracht hatte) predigte der Reverend Waterhouse niemals lange an einem Ort. Die Kirche versetzte ihn alle ein, zwei Jahre von einem Kaff in den Dakotas ins nächste. Möglich, dass Godfrey diesen Lebensstil als einigermaßen entfremdend empfand, denn irgendwann im Laufe seines Studiums am Fargo Congregational College büxte er der Herde aus, verfiel, zum fortwährenden Kummer seiner Eltern, weltlichen Zwecken und bekam schließlich irgendwie seinen Doktor in Altphilologie an einer kleinen Privatuniversität in Ohio. Da Akademiker nicht weniger nomadenhaft sind als kongregationalistische Prediger, nahm er Arbeit an, wo er welche finden
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