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Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Titel: Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)
Autoren: Vitali Sertakov
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ich ihn vielleicht nach Piter zurückholen? In dem Fall können wir gern wetten, wie lange es dauert, bis ihm jemand die Kehle durchschneidet. Ich würde auf eine Stunde tippen …«
    »Und was ist mit dir? Wie oft hat schon jemand nach deinem Leben getrachtet? Wie viele ausgezeichnete Offiziere sind gestorben, nur um dein Leben zu schützen? Und seit Charly Rokotow erschossen wurde, traut sich von uns, den Angehörigen des Großen Kreises, niemand mehr ohne Schutz aus dem Haus. Selbst auf mich, einen einfachen Buchmenschen, wurde bereits zweimal geschossen! Und das, nachdem ich fünfzig Jahre lang in der Eremitage gelebt habe und mit den Karawanen durchs Land gezogen bin, ohne je Angst zu empfinden! Früher konnte man einen Dieb am erstbesten Baum aufhängen. Gut, wir haben die Dschingisse und die wilden Tiere gefürchtet – doch damals haben die Kommunen sich nicht gegenseitig bekämpft. Heute treiben am rechten Ufer des Flusses Tausende von Zugewanderten ihren Handel. Du kannst am helllichten Tag ausgeraubt werden, aber dennoch hat der Herr Gouverneur das Tragen von Waffen verboten. Wer einen Räuber erschießt, wandert in den Kerker! Sämtliche Ladenbesitzer heuern freie Polizeikräfte an, damit sie nachts ruhig schlafen können. Wann also endet dieses Gemetzel, das du Staat nennst?«
    »Einen Staat baut man nun einmal nicht innerhalb von zehn Jahren auf … Aber worauf willst du eigentlich hinaus, Lew?«
    »Die Menschen sehnen sich nach den alten Kommunen zurück, doch du hast sie mit Gewalt vereinzelt. Die Menschen waren daran gewöhnt, in Genossenschaften zu arbeiten, doch das hast du verboten. Früher haben sich die Kommunen selbst um Tagediebe und Banditen gekümmert. Ohne jede Polizei. Willst du etwa den Deutschen alles nachmachen? Soll sich jeder reiche Handwerksmeister mit einem Zaun gegen seine Nachbarn abschotten? Soll man demnächst sogar dafür zahlen müssen, seine Lehrjahre zu absolvieren?«
    »Lass mich dir eine Geschichte erzählen, Lew. Russland wurde vor dem Großen Tod von einem Herrscher regiert, den ebenfalls Buchmenschen umgaben. Sie haben ihm geraten, die Duma einzuberufen. Das hat er auch getan – mit dem Ergebnis, das man revoltiert hat. Daraufhin hat der Herrscher mit Kanonen auf die Duma schießen lassen. Und weißt du, warum es zu diesem Aufstand gekommen ist? Weil es im Land keine wohlhabenden Handwerker gab, Lew! Wenn es in Piter nicht hundert arme Genossenschaften, sondern zehntausend wohlhabender Handwerksbetriebe gibt, dann werde ich die Duma einberufen und die Tribunale auflösen.«
    »Es ist alles bereit, Gouverneur!«, teilte Daljar mit.
    »Nun denn, möge Gott uns beistehen!«
    Nachdem Artur Lew auf den Rücken des Drachen geholfen hatte, schob auch er seine Beine in die Sattelhosen. Alle Passagiere setzten sich Pelzmützen und Brillen auf und schmierten sich das Gesicht mit Fett ein. Der junge Wipper im Hof löste die Taue, mit denen die Flügel der Drachen gesichert waren, während die Soldaten die schweren Eisenketten von den Hinterpfoten der Tiere abnahmen.
    »Aus dem Weg!«
    Im Nu war der Hof menschenleer. Nur der Wipper war zurückgeblieben. Er lächelte dem Gouverneur zu und hantierte furchtlos im Futtertrog.
    »Leb wohl, kleiner Wipper! Dass du mir gut lernst!«
    »Leb wohl, Herr Schwert! Mögen deine Tage voller Frieden sein.«
    Die Drachen dehnten sich und sogen den Wind durch die Nüstern ein.
    »Gouverneur!«, rief da Arturs Sekretär und eilte mit einem Aktendeckel auf ihn zu.
    »Was gibt’s denn noch?«
    »Tut mir leid, aber ich habe ganz vergessen …«, keuchte Michail. Nachdem er die Treppen heruntergerannt war, war er noch völlig außer Atem. »Es geht um deine Porträts! Der Hauptkünstler hat dem Kleinen Kreis eine Bitte unterbreitet. Er hat jetzt eine Druckmaschine und erbittet die Erlaubnis, hundert Porträts des Gouverneurs drucken zu dürfen. Die Präfekten unterstützen diesen …«
    »Oho!«, krächzte Lew vergnügt in seinem Sattel.
    »Da hast du dir ja einen schönen Zeitpunkt für deinen Antrag ausgesucht!«, murrte Artur. »Und warum brauchen sie überhaupt hundert Porträts?«
    »General Abaschidze und der Obergeistliche des Alexander-Newski-Klosters unterstützen den Antrag ebenfalls. Die Menschen wollen für dein Wohlergehen beten …«
    Der Drache von Artur und Lew warf den Kopf in den Nacken, schickte ein Knurren zum Himmel und schlug ungeduldig mit der Schwanzspitze auf den Boden. Die Sonne hatte schon ein großes Stück ihres
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