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Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Titel: Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)
Autoren: Vitali Sertakov
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Als er dafür auch noch ein Bein anzog, stieß er prompt gegen eine Wand. Das war wirklich ein Sarg! Blieb noch eine Frage, die ihm keine Ruhe ließ, die sich ihm zunächst gar nicht gestellt hatte, die er aber jetzt, da der erste Schreck überstanden war, formulieren konnte: Wie lange lag er eigentlich schon in diesem Ding? Im Bereich seines Afters spürte er deutlich ein gummiartiges Etwas, eine weitere Konstruktion fixierte seinen Penis. Wie lange musste er bewusstlos gewesen sein, damit ihm ein Einlauf gemacht wurde? Das heißt: nein, kein Einlauf.
    Ein Katheter war ihm gesetzt worden! So hieß das doch im Fachjargon, wie ihm gerade wieder einfiel.
    Seinen linken Unterarm umspannten mindestens zwei Schlaufen, aber den rechten konnte er relativ frei bewegen. Alles halb so schlimm, redete er sich selbst ein. Kein Grund, die Nerven zu verlieren. Jetzt, da ich aufgewacht bin, kriegen das garantiert auch diejenigen mit, die irgendwo da draußen herumschwirren, ein Arzt oder eine Krankenschwester. Bestimmt kommt also gleich jemand und erklärt mir, was Sache ist. Man kennt das ja, Gedächtnislücken nach einem Unfall oder so …
    Um einen kühlen Kopf zu bewahren, zählte er allen Ernstes bis tausend. Doch niemand erschien. Hinter der Scheibe ging nicht mal Licht an. Und selbst als er die Ohren spitzte und lauschte, hörte er nichts als das leise Pfeifen, mit dem die Luft durch den Schlauch gepresst wurde. Die Angst, die er schon bezwungen zu haben glaubte, rührte sich erneut und wand sich wie eine Schlange immer fester um sein Herz. Ganz ruhig!, schärfte er sich ein. Jetzt erinnere dich erst mal, wie du überhaupt heißt. Da du auf Russisch denkst, dürftest du diese Sprache auch sprechen. Also hast du wahrscheinlich einen russischen Namen. Du lebst und wirst sicher nicht gleich sterben. Und wenn niemand zu dir kommt, heißt das nur, dass du nicht in Lebensgefahr schwebst. Wahrscheinlich kümmern sich die Ärzte gerade um andere Patienten. Oder sie sitzen in einer Besprechung. Vielleicht ist es ja auch mitten in der Nacht … Mist! Wenn ich bloß wüsste, wie ich heiße! Den eigenen Namen nicht zu wissen, das ist ja echt der pure Horror.
    Unter seiner rechten Hand ertastete er zwei weitere Knöpfe, die er bisher nicht ausprobiert hatte. Der kleine Finger sorgte dafür, dass vor seiner Nase eine Uhr mit Digitalanzeige aufleuchtete. Eine Minute vierzehn Sekunden, dreizehn, zwölf …
    Ein Countdown!
    Rechts neben all den Zahlen leuchteten gleichmäßig zehn Nullen. Eine Zeit lang beobachtete er verständnislos, wie sich die Ziffern veränderten. Wenn er es richtig verstand, waren anderthalb Minuten vergangen, seit er aufgewacht war. Aber was hatten all die Nullen auf der rechten Seite zu bedeuten? Ob er ein Astronaut war und mit einem Katheter im Arsch zu einem fernen Planeten flog? Ob ihm noch ein Flug von so und so vielen Tausend Jahren bevorstand? Er kramte wie wild in seinem Gedächtnis, doch ihm fiel nicht die winzigste Kleinigkeit ein, die auch nur im Entferntesten etwas mit Raumfahrt zu tun hatte. Ihm war völlig schleierhaft, womit er sich beschäftigt hatte, bevor er in diesem Sarg mit Fenster gelandet war – aber ganz bestimmt nicht mit der Erforschung des Weltalls.
    Die Amis sind noch nicht zum Mars geflogen . Na endlich! Der erste zusammenhängende Gedanke, die erste klare Erinnerung! Diese Meldung musste er im Fernsehen gehört oder in einer Zeitung gelesen haben. Durch diese Überlegungen abgelenkt bemerkte er nicht auf Anhieb, dass sich an der Uhr etwas tat. Über der Linie mit den Nullen blinkte jetzt eine blaue Mitteilung: Ende des Prozesses . Verfrühter Druckabfall. Abweichung von der Normaltemperatur. Organismus: stabil. Code für den manuellen Betrieb: 110.
    Aber wie sollte er diesen verdammten Code eingeben? In ihm regte sich eine weitere Erinnerung. Und richtig: Unter seiner festgezurrten linken Hand spürte er ein winziges Tastenfeld. Blind drückte er die nötigen Knöpfe.
    Bestätigung mit beliebiger Taste . Schon wollte er die verlangte Bestätigung geben, als er im letzten Moment zögerte. Was hieß hier eigentlich Verfrühter Druckabfall ? Was konnte da draußen nicht stimmen? Hatte es eine Überschwemmung gegeben? Ein Strahlenunglück? Abermals schnürte ihm die Schlange der Angst die Brust ab, Schweiß lief ihm über den Rücken. Inzwischen spürte er jeden einzelnen Teil seines Körpers. Er war splitterfasernackt, sein Oberkörper lag auf straffen, beweglichen Rollen, fast wie bei
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