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Crusie, Jennifer - Der Cinderella-Deal

Crusie, Jennifer - Der Cinderella-Deal

Titel: Crusie, Jennifer - Der Cinderella-Deal
Autoren: Jennifer Crusie
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würde ich mein Kind so abweisen, dachte Linc. Da realisierte er, dass er gerade zum ersten Mal an ein eigenes Kind gedacht hatte. Nicht an eine Bilderbuchfantasie, sondern ein Kind mit Daisys Lockenkopf und ihrem Lächeln. Am liebsten wäre er ihr nachgelaufen, um ihr vorzuschlagen, gleich mit dem Kinderkriegen beziehungsweise -machen anzufangen. Aber er wusste, dass es dafür noch zu früh war. Wenn die Ausstellung erst vorbei wäre und sich alles wieder einigermaßen normalisiert hätte, würden er und Daisy ein paar ernste Gespräche über ihre Zukunft führen müssen. Aber nicht jetzt. Sie hatte genug mit ihrer Ausstellung und ihrem Vater zu tun.
    Er ging ins Schlafzimmer, wo sie auf der Bettkante saß, nahm sie in die Arme und zog sie mit sich auf die Daunendecke. Sie sagte: »Ich liebe dich wie nichts auf der Welt.« Und er tröstete sie.
     
    Für die Eröffnungsfeier in Bills Galerie ging Daisy mit Julia ein Kleid kaufen. Trotz Julias Protest entschied Daisy sich für ein schlichtes schwarzes Leinenkleid mit engen Ärmeln, in dem sie elegant und erwachsen aussah.
    »Das Kleid passt nicht zu dir.« Wütend verschränkte Julia die Arme. »So etwas Konservatives hast du in deinem ganzen Leben nicht getragen. Am Ende der Straße habe ich einen Laden gesehen, da haben sie gebatikte Chiffonkleider. Komm mit.«
    »Nein.« Im Spiegel bewunderte sich Daisy in dem nüchternen schwarzen Kleid. »Damit sehe ich wie ein richtiger Mensch aus. Darüber kann sich nicht mal mein Vater beschweren. So etwas würde auch Caroline anziehen.«
    Julia verzog das Gesicht. »Warum willst du anziehen, was Caroline trägt? Sie ist so konservativ, dass sie nicht mal Farben trägt.« Dann fiel bei Julia der Groschen. »Ah. So wie Linc. Daisy, du Dummchen. Linc mag es, wenn du bunte Sachen trägst. Du musst dich nicht so anziehen wie er.«
    Daisy drehte sich vor dem Spiegel zur Seite. Das Schwarz machte sie schlank, ließ sie seriös und elegant wirken. »Das ist ein richtiges Kleid für richtige Erwachsene. Ich nehme es.«
    »Das ist das langweiligste Kleid, das ich je gesehen habe«, maulte Julia, aber Daisy kaufte es trotzdem. Sie sah darin aus wie Daisy Blaise, und das war das Allerwichtigste.

 
10. KAPITEL
     
    A m Abend vor der Vernissage musste Daisy sich übergeben. Zitternd saß sie in ihrer schwarzen Spitzenunterwäsche auf dem Badezimmerboden. Die vielen Leute, ihre Bilder und ihr Vater - all das machte ihr Angst. Die gesamte letzte Woche war sie wie gelähmt gewesen, sodass sie nichts gemalt hatte. Bill war mit ein paar Mitarbeitern vorbeigekommen, um ihre Sachen abzuholen, und sie hatte ihm gesagt, die Bilder seien im Atelier. Dann hatte sie sich auf das Sofa gesetzt und wie betäubt vor sich hin gestarrt.
    »Das ist die Aufregung«, hatte Bill gesagt. »Das passiert häufiger. Lasst mich nur machen, ich hol alles ab.« Und das hatte er, auch die Collagen aus dem Flur. Er war sogar noch einmal zurückgekommen und hatte die Engelgemälde aus dem Bad und die Illusionsmalerei aus der Küche mitgenommen. Alles, was sie jemals geschaffen hatte, würde bei der Ausstellung zu sehen sein. Wenn sie daran dachte, fühlte sie sich nackt und ausgeliefert.
    Reiß dich zusammen, schimpfte sie mit sich selbst. Werd endlich erwachsen. Du stellst dich an wie Daisy Flattery. Dann stand sie auf und putzte sich die Zähne. Zähneputzen hatte etwas sehr Zivilisiertes an sich, etwas sehr »Daisy-Blaise-mäßiges«. Sie versuchte, sich eine Geschichte über Daisy Blaise auszudenken, ein Märchen von ihrer kolossal erfolgreichen Ausstellung und ihrer sogar noch erfolgreicheren Ehe, aber es gelang ihr nicht. Daisy Blaise war real, und die Ausstellung konnte floppen. Ihre Ehe war wunderbar, aber sie musste dafür jemand sein, der sie nicht war, und sie wusste beim besten Willen nicht, wie lange sie das noch aushalten konnte. Aber am schlimmsten war, dass ihr keine Geschichte dazu einfiel.
    Als sie aus dem Bad kam, wartete Linc am Treppenabsatz auf sie.
    Über den Dessous trug Daisy ein Spitzenmieder, das aussah wie ein schwarzer Badeanzug. Linc wurde schwindelig bei dem Anblick all der schwarzen Spitze auf dem Körper, den er so sehr liebte. »Interessant«, sagte er. »Wie zieht man das aus?«
    »Ösen und Haken.« Daisy ging an ihm vorbei ins Schlafzimmer. »Viele Haken. Nach der Ausstellung darfst du damit spielen.«
    Linc stellte sich in den Türrahmen und sah ihr zu, wie sie ihre Nylonstrümpfe anzog und sie über den vollen Waden und
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