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Crush Gier

Crush Gier

Titel: Crush Gier
Autoren: Brown Sandra
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Chirurginnen.«
    Rennie lachte leise. »Ich hoffe, ich habe mir sein Vertrauen verdient.«
    Â»Aber ja doch. Schon nach dem ersten Besuch in Ihrer Sprechstunde war er überzeugt, dass Sie Ihr Handwerk verstehen.«
    Â»Das freut mich zu hören.«
    Â»Allerdings hat er gesagt, Sie wären viel zu hübsch, um Ihr Gesicht hinter einer Operationsmaske zu verstecken.«
    Â»Dann muss ich mich wohl bei ihm bedanken, wenn er aufgewacht ist.«
    Die beiden Frauen lächelten sich an, doch dann wurde Mrs. Tolar wieder ernst. »Ich habe das von Dr. Howell gehört. Haben Sie ihn gut gekannt?«
    Â»Sehr gut. Wir waren seit mehreren Jahren Kollegen. Für mich war er ein Freund.«

    Â»Das tut mir so Leid.«
    Â»Vielen Dank. Er wird uns fehlen.« Weil sie nicht schon wieder über die Beerdigung reden wollte, wandte sie sich wieder dem Patienten zu. »Er ist noch so benebelt, dass er gar nicht mitbekommen wird, ob Sie heute Abend hier sind oder nicht, Mrs. Tolar. Versuchen Sie, sich auszuruhen. Sparen Sie sich Ihre Kräfte für die Zeit nach seiner Entlassung auf.«
    Â»Noch ein Besuch, dann fahre ich heim.«
    Â»Dann sehen wir uns morgen.«
    Rennie ging weiter zur nächsten Patientin. An deren Bett stand niemand Wache. Die alte Dame war ein Sozialfall. Sie lebte in einem staatlichen Pflegeheim. Ihrer Krankengeschichte zufolge hatte sie außer einem Bruder, der in Alaska lebte, keine weiteren Angehörigen. Die über siebzig Jahre alte Frau erholte sich gut, doch Rennie blieb trotzdem an ihrem Bett stehen, nachdem sie ihren Zustand überprüft hatte.
    Sie war der Ansicht, dass die ärztliche Fürsorgepflicht über eine Gratisbehandlung hinausging. Im Gegenteil, die Gratisbehandlung war noch das Geringste dabei. Sie hielt der Frau die Hand und strich ihr über die Stirn, weil sie hoffte, dass die betagte Patientin unterbewusst neue Kraft aus ihrer Anwesenheit, ihrer Berührung zog. Erst als sie überzeugt davon war, trotz der nur wenigen Minuten, die sie erübrigen konnte, etwas bewirkt zu haben, überließ sie die alte Dame bis auf weiteres den Krankenschwestern.
    Â»Ich habe heute Abend keine Bereitschaft«, sagte sie der Krankenschwester auf der Station, als sie die Krankenakten zurückbrachte. »Aber rufen Sie mich trotzdem an, wenn es einem der beiden Patienten unerwartet schlechter gehen sollte.«
    Â»Natürlich, Dr. Newton. Haben Sie schon zu Abend gegessen?«
    Â»Wieso?«
    Â»Bitte entschuldigen Sie meine Direktheit, aber Sie sehen ziemlich fertig aus.«

    Sie lächelte müde. »Es war ein langer Tag. Und ein sehr trauriger.«
    Â»In diesem Fall empfehle ich einen Cheeseburger mit Pommes frites, ein Glas Wein und ein heißes Bad.«
    Â»Wenn ich die Augen so lange aufhalten kann.«
    Sie wünschte eine gute Nacht und machte sich auf den Weg zum Aufzug. Während sie vor der Tür wartete, bohrte sie beide Fäuste in ihren Rücken und streckte sich durch. Die mehrtägige, erzwungene Abwesenheit hatte sie nicht nur Zeit gekostet und ihr Unannehmlichkeiten eingebracht. Seither hatte sie das Gefühl, aus dem Takt zu sein. Irgendwie hatte sie immer noch nicht in den Krankenhausrhythmus zurückgefunden. Es war kein besonders regelmäßiger Rhythmus, aber er war immerhin vertraut.
    Und kaum war sie wieder in die Gänge gekommen, hatte man Lee Howell auf dem Parkplatz ermordet, den sie täglich auf ihrem Weg zum Krankenhaus überquerte.
    Noch ehe sie sich von diesem Schlag erholen konnte, hatte sie sich mit weiteren Unannehmlichkeiten herumschlagen müssen. Wie alle anderen, die an jenem Abend bei den Howells gewesen waren, war auch sie von der Polizei vernommen worden. Es hatte sich um eine Routinevernehmung gehandelt, die nach einem festgelegten Ritual ablief. Trotzdem hatte das Gespräch Rennie belastet.
    Heute hatte sie Lee Howell das letzte Geleit gegeben. Nie wieder würde sie mit ihm über so entscheidende Dinge streiten wie eine Terminänderung im OP oder über unbedeutenden Kleinkram wie Milch mit und ohne Haut. Nie wieder würde sie über einen seiner dämlichen Witze lachen.
    Wenn sie alle Ereignisse der letzten Wochen zusammennahm, war die Behauptung, dass die vergangenen drei Wochen sie aus ihrem Alltagsrhythmus geworfen hatten, eindeutig untertrieben.
    Das war keine Kleinigkeit. Denn Dr. Rennie Newton hielt sich mit fanatischer Selbstdisziplin an ihren strikt
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