Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Crush Gier

Crush Gier

Titel: Crush Gier
Autoren: Brown Sandra
Vom Netzwerk:
durchorganisierten Tagesablauf.

    Â 
    Ihr Haus war vom Krankenhaus aus mit dem Auto in zehn Minuten zu erreichen. Die meisten Juppies zog es in die neueren, schickeren Viertel von Fort Worth. Rennie hätte sich jedes Viertel leisten können, doch sie gab dieser älteren, bürgerlicheren Gegend den Vorzug.
    Ganz abgesehen von der angenehmen Nähe zum Krankenhaus mochte Rennie die schmalen, von Bäumen gesäumten Backsteinstraßen, die vor Jahrzehnten gepflastert worden waren und dem Viertel eine malerische Atmosphäre verliehen. Die zugewachsenen Gärten sahen nicht aus, als wären sie erst gestern angelegt worden. Die meisten Häuser stammten aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, was ihnen einen Hauch von Dauerhaftigkeit und Stabilität verlieh, der Rennie gefiel. Ihr eigenes Haus war damals als »Bungalow« angepriesen worden. Mit seinen fünf Zimmern war es perfekt geeignet für eine allein stehende Frau, wie sie es war und auch bleiben würde.
    Das Haus war zweimal renoviert worden, und sie hatte es vor ihrem Einzug einer dritten Sanierung und Modernisierung unterzogen. Die stuckverzierten Außenmauern waren taubengrau und weiß gestrichen. Die Haustür war preiselbeerrot und mit einem glänzenden Messingklopfer versehen. In den Blumenbeeten unter den dunklen, wachsblättrigen Büschen blühte weißes und rotes Rührmichnichtan. Ausladende Bäume überschatteten den Rasen, auch wenn die Sonne noch so grell vom Himmel brannte. Sie zahlte der Gärtnerei gutes Geld, damit der Garten stets sorgsam gepflegt und gemäht war.
    Sie bog in die Einfahrt ein und öffnete mit der Fernbedienung  – einer ihrer Neuerungen – das elektrische Garagentor. Dann fuhr sie in die Garage, ließ das Tor wieder herunter und betrat das Haus durch die Verbindungstür zur Küche. Die Dämmerung hatte sich noch nicht gesenkt, darum badete der kleine Raum im goldenen Abendlicht, das durch die großen Platanen hinter ihrem Haus drang.
    Auf den empfohlenen Cheeseburger mit Pommes frites hatte
sie verzichtet, aber weil sie heute Abend keine Bereitschaft hatte, schenkte sie sich ein Glas Chardonnay ein, das sie mit ins Wohnzimmer nahm – wo sie es um ein Haar hätte fallen gelassen.
    Auf dem Couchtisch in ihrem Wohnzimmer stand eine Kristallvase mit roten Rosen.
    Fünf Dutzend perfekte Knospen kurz vor der Blüte. Selbst von weitem sahen sie samtig aus. Wohlriechend. Teuer. Auch die Kristallvase wirkte luxuriös. Die zahllosen Facetten funkelten, wie es nur bei wirklich edlem Kristall der Fall ist, und überzogen die Wände mit einem Schauer aus winzigen Regenbögen.
    Als sich Rennie von ihrem ersten Schreck erholt hatte, stellte sie das Weinglas auf dem Tisch ab und suchte zwischen den Rosen nach einer Karte. Sie fand keine.
    Â»Verflucht noch mal!«
    Sie hatte nicht Geburtstag, und selbst wenn, würde niemand davon wissen. Sie feierte keine Jahrestage, welcher Art auch immer. Waren die Rosen eine Kondolenzgeste? Natürlich hatte sie jahrelang tagaus, tagein mit Lee Howell zusammengearbeitet, doch deswegen war es weder erforderlich noch auch nur angemessen, ihr Blumen zu schenken; schließlich waren sie nur Kollegen gewesen.
    Ein dankbarer Patient? Möglich, aber unwahrscheinlich. Welcher Patient kannte schon ihre Privatadresse? Im Telefonbuch stand nur die Adresse ihrer Praxis. Wäre ein Patient wirklich derart von Dankbarkeit überwältigt worden, dann wären die Rosen entweder dort oder im Krankenhaus gelandet.
    Nur eine Hand voll Freunde wusste, wo sie wohnte. Und Gäste empfing sie hier so gut wie nie. Gesellschaftliche Verpflichtungen erwiderte sie ausschließlich mit einer Einladung zum Brunch oder zum Abendessen in einem Restaurant. Sie hatte viele Kollegen und Bekannte, doch keiner war so eng mit ihr befreundet, dass sie oder er ihr ein extravagantes Blumenbukett zukommen lassen würde. Keine Familie. Kein Geliebter. Nicht mal ein Ex-oder Möchtegerngeliebter.

    Wer würde ihr Blumen schicken? Doch noch wesentlich beunruhigender war die Frage, wie der Strauß in ihr Haus gelangt war.
    Sie nahm einen stärkenden Schluck Wein, bevor sie ihren Nachbarn anrief.
    Der geschwätzige Witwer hatte gleich nach Rennies Einzug versucht, ihr Vertrauen zu gewinnen, doch sie hatte ihm seine unangemeldeten Besuche so taktvoll wie möglich ausgetrieben. Trotzdem blieb sie mit ihm auf freundlichem Fuß,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher