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Cruel World

Cruel World

Titel: Cruel World
Autoren: Neslihan Dadas
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dass es sicherer wäre, wenn man zusammenhalten tut. Also, was hälst du davon?
    Nachdenklich blickte ich in vierzehn leuchtende Augen. Hmmm... kann ich euch wirklich vertrauen?
    Wir halten immer zusammen., behauptete jemand hinter mir. Es war der Mann mit dem brennenden Ast in der Hand. Er schien der Älteste von allen zu sein. Auch dich werden wir dann mit unserem Leben beschützen. Du kannst auf uns zählen.
    Diese Worte ließen mein Herz erweichen. So etwas Aufmunterndes hatte noch nie jemand zu mir gesagt. Daher konnte ich mir ein Grinsen nicht vekneifen. Also gut. Ich bin dabei.
    Sie fingen nicht an laut zu jubeln, so wie ich es erwartet hatte, sondern klatschten stattdessen nur leise, was ja auch kein Wunder war. Die Vampire sollten uns heute Nacht in Ruhe lassen.
    Noah legte wie ein fürsorglicher Bruder eine Decke um mich und bot mir ein ganzes braun gebackenes Baguette an.
    Mit großen Augen ergriff ich es mit beiden Händen. Ach du meine Güte! Wo habt ihr das denn her? Seit langer Zeit hatte ich solch etwas Köstliches nicht mehr essen können. Stöhnend nahm ich den ersten Bissen und kaute ihn ordentlich in meinem Mund durch.
    Wir haben all die Nahrung in den zertrümmerten Häusern am Rande der Stadt gefunden., erklärte mir Noah, Sie sind noch frisch. Anscheinend sind wir doch nicht die einzigen Menschen hier. Viele verstecken sich bloß gut, weil sie natürlich Angst haben.
    Darf ich fragen, weshalb ihr dann auf einer Dachterasse übernachten wollt? Für die Vampire wäre es doch ein Leichtes, hierher zu kommen.
    Der Mann mit der Fackel in der Hand ließ sich erschöpft neben mir nieder. Eine tiefe, lange Narbe fuhr von seiner Stirn quer über das ganze Gesicht, das sicher einmal sehr gut ausgesehen hat. Außerdem fiel mir erst jetzt auf, dass er ein künstliches Bein und eine große, entzündete Schnittwunde am rechten Oberarm hatte. Beinahe wäre ich erschrocken zurückgewichen. Kleines, eine Jägerin wie du sollte eigentlich wissen, dass Vampire normalerweise nie an die Orte zurückkommen, die sie bereits zerstört haben. So etwas passiert nur ganz selten.
    Aus irgendeinem Grund konnte ich nicht aufhören, ihn anzustarren. Was hatte dieser Mann erlebt, sodass man ihn so schlimm zurichten konnte? Woher hatte außerdem das künstliche Bein her? Von einem Arzt? Gab es denn noch Lebende von ihnen hier in der Stadt? Aus dem krankenhaus hätte er es nicht bekommen können, denn es lag nur noch in Trümmern auf dem einst von Blumen übersäten Grundstück. Mein Lieblingskrankenhaus war das hochmodernisierte Sydney Hospital gewesen. Vor dem viktorianischen Sandsteingebäude stand die Bronzefigur eines Wildschweins - eine Kopie des "Il porcellino" in Florenz. Das Schwein war das Geschenk einer Italienerin, deren Verwandte damals im Krankenhaus arbeiteten. Es hieß, dass man sich etwas wünschen kann, wenn man die Nase des Tieres berührte. Nicht viele Menschen hatten daran geglaubt, ich aber schon. Jedoch war ich nie dazu gekommen, mir etwas zu wünschen, bevor alles zerstört wurde.
    Warum siehst du mich denn so an? Verwirrt zog der Mann die Augenbrauen zusammen, während ich blinzelnd wieder in die Realität zurückkam. Äh... einfach nur so.
    Du fragst dich sicher, wie ich diese blöde Narbe bekommen habe, richtig?
    Jack, Chalina sollte wirklich schlafen., meinte Noah schnell und mit einem warnenden Blick zu ihm. Siehst du denn nicht, dass ihre Augenlider ganz schwarz sind? Er zog mich sanft hoch, damit ich mit ihm ein paar Kissen und die beiden längsten Decken, die ich je gesehen hatte, aus einem der Rucksäcke am Dachterassenrand holen konnte.
    Ich hoffe, es macht dir nichts aus, mit anderen Männern unter einer Decke zu schlafen., meinte Noah grinsend und breitete die eine auf dem Boden vor uns aus, um die andere darauf zu legen.
    Ich schluckte wieder. Ihr habt gesagt, ich kann euch vertrauen. Hatte er etwa vor, mir etwas anzutun, während ich schlief?
    Das ist wahr. Mach dir keine Sorgen. Wir sind nicht pervers. Ich werde dich beschützen.
    Mein Herz beruhigte sich bei seinen Worten wieder. Lächelnd setzte ich mich hin. Vielen Dank. Es fühlt sich einfach nur toll an, mal wieder auf etwas Weichem zu schlafen! Daran könnte ich mich gewöhnen.
    Sage mir nicht, du hast hast in den letzten fünf Monaten auf harten Steinen geschlafen! rief er empört und schüttelte den Kopf.
    Ein wenig verlegen presste ich die Lippen zusammen. Was blieb mir denn anderes übrig? Ich hatte schließlich keine Bettsachen,
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