Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo
Autoren: corley
Vom Netzwerk:
gekommen, doch seit jenem Abend hatte ich das Gefühl, dass mich jemand verfolgt.«
    »Ein ›Gefühl‹, Sergeant, ist kein Beweis, wie Sie wohl wissen, und die Fakten sind nun mal die, dass der Angeklagte trotz eines beachtlichen Polizeiaufgebots nicht dabei gesehen wurde, Sie verfolgt zu haben. Ist das richtig?«
    »Ja, Sir.« Sie widerstand dem Wunsch, den Geschworenen zu erzählen, dass ihr Auto beschädigt und ihr Müll durch-wühlt worden war. Das alles war in den fünf Tagen zwischen der ersten und zweiten Verabredung passiert, aber da keine Spuren von dem Angeklagten gefunden worden waren, handelte es sich um reine Spekulation.
    »Am zwölften Februar machte ich mich auf den Weg zu dem 30

    Treffpunkt, den der Angeklagte mit mir vereinbart hatte, am Musikpavillon im Harlden Park, wo ich mit drei Minuten Verspätung um siebzehn Uhr dreiunddreißig eintraf. Ich wartete bis achtzehn Uhr fünfzehn und wollte dann zurück zu meinem Wagen. Ich musste durch den Rosengarten und über einen Weg, der zwischen Rhododendronbüschen hindurchführte.«
    »Wieso sind Sie nicht einen besser beleuchteten Weg gegangen? Es war schließlich dunkel.«
    »Dann hätte ich fünfzehn statt fünf Minuten gebraucht, und der Weg ist normalerweise gut beleuchtet.«
    »Fahren Sie fort.«
    »Als ich an dem Gebüsch vorbeikam, hörte ich ein Geräusch irgendwo aus den Sträuchern und sah mich deshalb nach einem anderen Weg um. Da es keinen gab, ging ich weiter.«
    »Sie stellen es so dar, als wären Sie allein gewesen, doch in Wahrheit wimmelte es überall von Polizei, und Sie trugen ein Mikro, nicht wahr?«
    »Ich trug ein Mikro. Doch der Treffpunkt am Musikpavillon war insofern problematisch, als die mich beschattenden Beamten am Rand des Parks bleiben mussten. Zwei posierten als Liebespärchen, und drei weitere spielten Fußball auf der Wiese, aber als es dämmerte, mussten sie gehen. Vier weitere Kollegen waren auf dem Parkplatz, zwei auf Bänken im Rosengarten – sie waren am nächsten – und alle übrigen hielten sich in einem mehr oder weniger weiten Umkreis auf.«
    Sie spürte ein ganz leichtes Zittern in der Kehle. Trotz ihrer Therapie kam jetzt der schwierigste Teil der Aussage.
    Erinnerungen an den Angriff holten sie im Schlaf ein, lösten lebhafte Albträume aus, in die sich Bilder von seinen anderen Opfern mischten. Sie verlor den roten Faden und wartete auf die nächste Frage.
    »Sie haben eine auffällige Ähnlichkeit mit den Opfern der 31

    Angriffe, die Sie als Polizistin untersuchten. Hat Sie das besonders beunruhigt?«
    »Nein.«
    Nightingale spürte, dass er seine Taktik änderte. Vielleicht war Stringer nicht sicher, ob er die Geschworenen davon überzeugen konnte, dass die Polizei seinen Mandanten mit THE GAME zu einer Straftat anstiften wollte, deshalb würde er jetzt ihre Darstellung der versuchten Vergewaltigung in Zweifel ziehen. Vor diesem Augenblick graute ihr. Abgesehen von dem Polizeibericht über den Überfall auf sie und den Spuren, die unter ihren Fingernägeln gefunden worden waren, gab es keinerlei Sachbeweise. Der Vergewaltiger hatte an seinen Opfern niemals Sperma, Speichel oder auch nur ein Haar hinterlassen. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung, die wie geleckt gewesen war, hatte die Spurensicherung weder Fingerabdrücke noch irgendetwas gefunden, das ihn mit den Straftaten in Verbindung gebracht hätte. Angesichts der schlechten Beweislage hatte die Staatsanwaltschaft beschlossen, die Anklage auf drei Vergewaltigungen zu konzentrieren, die nach der gleichen Methode abgelaufen waren wie der Angriff auf Nightingale. Vier weitere, einschließlich einer, bei der das Opfer zu Tode gekommen war, waren vorläufig auf Eis gelegt worden. In diesen Fällen waren die Frauen bei sich zu Hause, nicht im Freien, überfallen worden, und keine von ihnen hatte den Angeklagten bei einer polizeilichen Gegenü-
    berstellung wiedererkannt.
    »Kommen wir auf den ›Angriff‹ zu sprechen, bei dem der Angeklagte übrigens nicht unerhebliche Verletzungen davongetragen hat. Ist es richtig, dass Sie auf den Angeklagten zu-gegangen sind und ihn zu einer Umarmung ermuntert haben, um ihn dann mit körperlicher Gewalt zurückzuweisen?«
    »Nein, das ist nicht richtig.«

    32

    »Treiben Sie regelmäßig Sport?«
    »Wie bitte?« Sie war perplex über die Frage. Er wiederholte sie knapp. »Ich jogge.«
    »Haben Sie Selbstverteidigungskurse besucht?«
    »Nur im Rahmen der Polizeiausbildung.«
    »Aber Sie sind fit und kräftig,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher