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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo
Autoren: Elizabeth Corley
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die Geduld verlor, würde sie den gepflasterten Weg entlang müssen, auf ihn und seine wartenden Hände zu. Er trat einen Schritt näher an den Weg.
     
    Sie sah wieder auf die Uhr. Er kam nicht. Erleichterung und Enttäuschung rangen in ihr, und die Erleichterung war stärker. Es war nicht ihre Idee gewesen, sich auf dieses Treffen einzulassen. Andere hatten den Vorschlag gemacht, und sie hatte sich überreden lassen. Sie hatte gehofft, nachdem er sie letzte Woche versetzt hatte, dass sie nun nicht mehr die Suppe auslöffeln musste, die andere ihr mit ihren schlauen Ideen eingebrockt hatten. Dann hatte er ihr per E-Mail wieder einen Treffpunkt vorgeschlagen, und jetzt war sie hier und kam sich idiotisch vor.
    Ein Windstoß fegte über das Gras und schleuderte ihr welke Rosenblätter gegen die Beine. Sie hatte lange genug gewartet. Es war Zeit, nach Hause zu gehen, er würde nicht mehr kommen. Als sie sich umwandte und den Weg zurückgehen wollte, den sie gekommen war, schaute sich die junge Frau in der Hoffnung um, dass noch Leute im Park waren, aber sie war allein. Sie zog den dicken Wollmantel enger zu, verschränkte die Arme zum Schutz gegen die Kälte vor der Brust und machte sich auf den Rückweg. Ihr Schatten ging auf dem gepflasterten Weg vor ihr her, ein tröstlicher Begleiter, der Licht und Sicherheit in der aufziehenden Nacht verhieß. Er verschwand, als sie auf einen schmalen Weg bog, wo hohe Büsche einen Tunnel durch das Strauchwerk bildeten.
    Die Glühbirnen in den Zierlampen, die ihr eigentlich den Weg beleuchten sollten, waren zerschlagen worden. Ihre Schuhsohlen knirschten über frische Glasscherben, und sie beschleunigte jetzt ihren Schritt. Der Wind peitschte die Sträucher, die sie einhüllten, ahmte das Rascheln von Tieren auf Beutefang nach. Ihre Schulterblätter zuckten, und sie fiel in einen komischen Halbtrab, um möglichst schnell die Sicherheit ihres Autos zu erreichen.
    Er packte sie wie aus dem Nichts. Ein dunkler Schatten, der auf sie zugesprungen kam und ihr den Mund zuhielt, bevor sie schreien konnte. Sie stürzten beide zu Boden, sein Gewicht drückte ihr die Luft aus der Lunge und raubte ihr jede Fähigkeit, um Hilfe zu rufen. Sie schlug hart mit dem Hinterkopf auf und verlor kurz das Bewusstsein. Als sie die Augen mühsam wieder aufbekam, war sein maskiertes Gesicht nur Zentimeter von ihrem entfernt, ein schwarzer Lederhorror, der nur Augen und Mund sehen ließ. Er biss ihr in die Schultern, die auf einmal nackt waren. Ihr Mantel war aufgerissen worden, und der Ausschnitt ihres Pullovers war zerfetzt.
    »Nein!«, schrie sie so laut sie konnte, enttäuscht, dass ihre Stimme so jämmerlich klang. »Runter, du Scheißkerl!«
    Sie wollte einen Schwinger an seinem Kopf landen, doch er schlug ihre Hand weg und holte plötzlich ein Messer hervor. Wieso hat der ein Messer? Davor hatte sie keiner gewarnt.
    »Schnauze, du Schlampe. Keinen Mucks, dann bleibst du vielleicht am Leben.«
    Sie versuchte, sich seine Stimme zu merken, sich den Akzent einzuprägen, um eine gute Zeugin abzugeben, aber die Angst war fast übermächtig.
    »Runter!«, schrie sie wieder, entsetzt über die Tränen auf ihrem Gesicht. Als seine Hände nach ihrem BH griffen, wehrte sie sich wie von Sinnen, hatte Panik, was er tun könnte, wenn er entdeckte, was darunter versteckt war. Sie schaffte es, ihn dicht am Auge zu kratzen und spürte Haut unter den Nägeln. DNA, aber das wäre ein schaler Sieg, wenn sie sie von ihrem Leichnam abnehmen müssten.
    Er ließ von ihren Brüsten ab und riss ihr die Jeans auf, schnitt hastig mit dem Messer durch den Stoff. Seine Hose war bereits offen, und er rieb sich an ihr. Als sie die Berührung spürte, schrie sie laut auf, ein Entsetzensschrei, trotz des bedrohlichen Messers an ihrer Kehle. Es musste doch jemand kommen! Sie presste die Oberschenkel fest zusammen gegen die grapschenden Finger und die Schläge seiner Faust. Er drückte ihr das Messer an den Hals.
    »Hör auf, dich zu wehren, sonst bist du tot. Mach die verdammten Beine breit!«
    Sie presste unbeirrt weiter die Knie zusammen, während er auf ihre Oberschenkel einschlug. Die Hiebe wurden immer wilder und schienen bis zum Pflaster hindurch zu vibrieren. Dann waren da andere Geräusche, Rufe, grelles Licht, und sein Gewicht wurde hochgehoben. Sie rief weiter, konnte nicht begreifen, dass die Gefahr vorüber war.
    Ihr zitternder Körper wurde in eine Plastikfolie gewickelt, und über ihre Finger wurden Zellophanbeutel
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