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CRASH - Ins falsche Leben: Roman (German Edition)

CRASH - Ins falsche Leben: Roman (German Edition)

Titel: CRASH - Ins falsche Leben: Roman (German Edition)
Autoren: Martyn Bedford
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drin?«
    »Ja,
innen drin.
So als Mensch, meine ich. Bin ich innen drin in Ordnung?«
    Was er eigentlich wissen wollte, war: »Was ist dieser Philip Garamond für ein Mensch?« Alex kannte zwar Philips Körper, und das besser, als ihm lieb war, aber seinen Charakter kannte er überhaupt nicht. Danach konnte er seine Lehrerin natürlich nicht fragen, ohne dass sie ihn für übergeschnappt hielt. Sogar die Frage, die er eben gestellt hatte
,
schien sie aus der Fassung zu bringen.
    »Was für eine seltsame Frage, Philip«, erwiderte sie und lachte ein bisschen verunsichert.
    »Schon gut. Ich wollte nur   … ich will nur hier klarkommen   … besser klarkommen.«
    »Das ist sehr lobenswert.« Sie musterte ihn immer noch skeptisch. Nach einer kurzen Pause sagte sie: »Dann wollen wir uns mal Mühe geben, dass wir den letzten Monat bis zu den Ferien auch noch überstehen, einverstanden?«
    Alex nickte.
    »In deinem Alter sieht man das zwar anders, aber es gibt noch mehr im Leben als Kricket und Mädchen.« Sie zog ihn ein bisschen auf und verkniff sich ein Schmunzeln.
    »Das weiß ich, Miss. Zum Beispiel Basketball.«
    Miss Sprake lachte hinter vorgehaltener Hand. Alex freute sich darüber: Es war sein erster Witz als Flip. Die Lehrerin setzte die Brille auf und nahm sie wieder ab. »Du siehst ziemlich erledigt aus, Philip. Mach, dass du nach Hause kommst.«
    An der Tür fiel Alex noch etwas ein. »Ach, Miss   … mein Handy?«
     
    Auf dem Schulparkplatz schaltete Alex das Handy ein. Die meisten Nachrichten waren von Donna oder Billie. Er klickte sich bis zu der entscheidenden Nachricht durch und tippte mit zitternden Fingern die Nummer der Mailbox. Aber die Stimme auf der Mailbox gehörte nicht seiner Mutter, sondern ihrer Kollegin aus der Bibliothek. Kath? Kathy? Alex hatte ein paarmal mit ihr telefoniert, begegnet war er ihr nur ein Mal. Sie sprach sehr leise, als wollte sie nicht belauscht werden.
    »Hören Sie, ich weiß nicht, wer Sie sind oder wie Sie an diese Nummer gekommen sind, aber wenn das ein Scherz sein sollte, dann   … dann sind Sie
krank.
Wer so was macht, ist nicht normal. Wie
können
Sie nur? Wie können Sie ihr so etwas antun?« Eine kurze Pause mit einem undefinierbaren Hintergrundgeräusch. Alex hörte sieatmen. »Aber eins sage ich Ihnen, junger Mann, wenn Sie Fran   … Mrs Gray, noch ein Mal anrufen oder noch so eine abartige Nachricht hinterlassen, gehe ich zur Polizei! Haben Sie mich verstanden?«
    Klick.
    Alex stand wie angewurzelt mitten auf dem Parkplatz. Er merkte, dass er die Luft anhielt, und atmete stockend und halb schluchzend aus.
    Er stellte das Handy aus und ballte die Faust darum, als wollte er es wegschleudern oder zerquetschen. Dann gab er sich einen Ruck, ging weiter und trottete unwillkürlich wieder in Richtung Eingang. Als er es merkte, kehrte er um.
    »Mum!«,
sagte er erstickt. Dann lauter: »
Mummummum!«
    Er schluchzte so krampfhaft, dass mehr Rotz kam als Tränen. Es dauerte eine Weile, ehe er sie bemerkte: ein Mädchen mit lockigen Haaren, das zehn Meter von ihm entfernt auf einer Mauer saß, mit einem aufgeschlagenen Buch auf dem Schoß. Neben ihr lehnte etwas an der Mauer, das wie ein Cellokasten aussah. Das Mädchen schaute zu ihm herüber.

4
     
    Bei Flip zu Hause kam echt schräge Musik aus einem Fenster im ersten Stock. Alex hielt den Finger eine halbe Ewigkeit auf der Klingel, bis Teri, die Schwester, hinter der Milchglasscheibe auftauchte und die Haustür aufriss. Sie trug die gleichen schwarzen Klamotten wie schon beim Frühstück, aber ihr Gesicht war jetzt voll auf Goth geschminkt und die Haare sahen aus, als hätte sie in eine Steckdose gefasst. Gäbe es Oscars für Finster-aus-der-Wäsche-schauen, hätte sie den Preis zweifellos abgeräumt.
    »Es ist eigentlich gar nicht so schwer«, sagte sie und zeigte auf das Schlüsselloch. »Man steckt den Schlüssel hier rein«   – sie krümmte den Zeigefinger   – »dreht ihn um   … und   – schon   – geht   – die   – Tür   – auf.«
    Alex hatte keine Lust auf solche Spielchen. »Ich hab meinen heute Morgen nicht gefunden.«
    Flips Schwester verschwand kurz aus seinem Blickfeld, dann war sie wieder da und hielt einen Schlüsselanhänger in Form eines kleinen Kricketballs in der Hand. »Meinst du den hier? Der immer an seinem angestammten Platz gleich neben der Tür hängt, damit ihn sogar ein blinder Pavian mit Gedächtnisschwund und Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom nicht übersehen
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