Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cowboy Jim - Alle Geschichten in einem Band

Cowboy Jim - Alle Geschichten in einem Band

Titel: Cowboy Jim - Alle Geschichten in einem Band
Autoren: Sigrid Heuck
Vom Netzwerk:
nicht.

    Am Ende war der Stier Sieger.
    Jetzt wurde eine kleine Pause eingelegt, bevor das Fest seinem Höhepunkt entgegenging. Die Herren nahmen eine Prise Kautabak, die Damen lutschten Bonbons und die Kinder Eis am Stiel.
    Jim lief das Wasser im Mund zusammen. Nach der Pause zeigten verschiedene Cowboys ihre Künste. Old Sam, einer der berühmtesten, führte einen feurigen Hengst vor. Das Pferd stieg kerzengerade in die
Höhe. Es steckte den Kopf zwischen die Beine und schlug aus. Es sprang seitwärts und drehte sich dabei, aber Old Sam fiel nicht herunter.

    Das war gut und die Leute klatschten Beifall. Der wilde Benjamin fing eine Kuh. Sie rannte von einer Ecke in die andere und ihre Hörner hatten gefährliche Spitzen. Benjamin verfolgte sie hartnäckig. Dann, als die Gelegenheit gerade günstig war, warf er ihr blitzschnell sein Lasso um die Hörner.
    Da gab die Kuh ihren Widerstand auf.
    Sie war gefangen.
    Das war sehr gut.
    Die Leute klatschten und schrien.
    Jetzt kam Jim an die Reihe. Er konnte nicht so gut reiten wie Old Sam, denn Mister Tramp bockte und stieg nie. Und er konnte nicht so gut Kühe fangen wie der wilde Benjamin. Die Kühe taten ihm nämlich Leid. Er lockte sie lieber hinter sich her, als sie vor sich herzutreiben.
    Deswegen hatte er beschlossen, nur das zu zeigen, was er wirklich am besten konnte.

    Er wollte singen, das Lasso werfen, mit Mister Tramp seilspringen, und das alles zu gleicher Zeit. Er ritt in die Mitte des Platzes. Dort nickte er freundlich nach allen Seiten.
    Dann nahm er das Lasso vom Sattelhorn und legte es langsam und sorgfältig in gleich große Schlingen.
    Atemlose Stille herrschte. Sogar die Kinder hörten auf, Eis zu lutschen. Jetzt begann Jim, das Lasso langsam über seinem Kopf kreisen zu lassen. Die Schlinge wurde größer und
größer. Bald war sie so groß, dass Pferd und Reiter bequem in ihr Platz hatten.
    Jim senkte den Arm so weit, dass sich das wirbelnde Lasso etwa in Höhe von Mister Tramps Nase befand.

    Er holte tief Luft und sang:
    »Jetzt sing ich das Lied vom fröhlichen Jim, und wer es nicht mag, der höre nicht hin. Jippedihott und hoppedihü - wild ist der Westen und weit die Prärie.«
    Hier gab er seinem Pferd ein kleines Zeichen. Mister Tramp sprang zum ersten Mal.
    »Jim war ein Cowboy. Er hatte kein Geld und Reiten war ihm das Schönste der Welt. Jippedihott und hoppedihü - wild ist der Westen und weit die Prärie.« Die Gesichter der Menschen zeigten ungläubiges Staunen beim zweiten Mal. »Lasso und Sattel, Gitarre und Pferd waren ihm mehr als sein Leben wert. Jippedihott und hoppedihü - wild ist der Westen und weit die Prärie.«
    Nach dem dritten Sprung rannten sie auf den
Platz, umringten Jim und Mister Tramp und jubelten:
    »Jim, der Cowboykönig, und sein Pferd Mister Tramp sollen leben hoch - hoch - hoch!«
    Die Kapelle spielte einen Tusch und dann den berühmten Silvertown-Doodle, das Leib-und-Magen-Lied aller Silvertowner. Der Bürgermeister überreichte ihm den Ehrenbürgerbrief und das goldene Band für seinen Hut.
    Außerdem durfte er sich etwas wünschen, und natürlich war das ein Beutel voll Zuckerstückchen, den er gleich mit Mister Tramp teilte.
    Dann kam die Ehrenrunde.
    Zu seiner Rechten galoppierte der wilde Benjamin und zur Linken Onkel Sam. Mister Tramp hob den Kopf und spitzte die Ohren. Seine Augen blitzten vor Freude, und die Leute raunten sich zu:
    »Ah, schaut Jim den Cowboykönig an, was hat er doch für ein prächtiges Pferd!«
    Das war der größte Augenblick in Jims Leben. Er blieb noch einige Tage in Silver-

town und ließ sich feiern. Die Frau des Sheriffs lud ihn zum Tee ein, den Schulkindern erzählte er seine Abenteuer und abends trank er mit den Farmern im Wirtshaus einen Whisky oder zwei.

    Doch lange hielt er es nicht aus. Er wollte weiter. In den Süden wollte er. Dorthin, wo die Leute wagenradgroße Hüte trugen und wo jede Kaktee mit süßer Milch angefüllt war.

Der Doppelgänger
    Inzwischen war Jims Ruhm weit über die Stadt hinausgedrungen. Überall wurde er freundlich aufgenommen. Die Männer zeigten ihm ihre Herden und holten seinen Rat ein, während die Frauen dicke Kochbücher wälzten, um neue Pudding- und Kuchenrezepte ausfindig zu machen. Sie standen mit erhitzten Gesichtern in ihren Küchen, backten und kochten, und jede versuchte, die andere mit einer köstlichen Speise zu übertrumpfen.
    »Heute ist Jim mein Gast! Morgen kannst du ihn dann haben«, machten sie untereinander aus. Und so
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher