Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cowboy Jim - Alle Geschichten in einem Band

Cowboy Jim - Alle Geschichten in einem Band

Titel: Cowboy Jim - Alle Geschichten in einem Band
Autoren: Sigrid Heuck
Vom Netzwerk:
brav, was der Doktor ihm verordnet hatte, und als das Bauchweh wieder weg war, hatte er einen Entschluss gefasst. Wenn er keine Kakteenmilch mehr trinken durfte, wollte er auch nicht mehr im Süden bleiben. Es war ihm zu heiß hier und die großen Hüte drückten ihn.
    Deshalb wendete er Mister Tramp so lange hin und her, bis er die Morgensonne an seiner rechten Seite aufgehen sah. Er verabschiedete sich von den Leuten, band die
Gitarre am Sattel fest und ritt wieder nach Norden.
    Dorthin, wo es schattig und kühl war, wo an den Waldrändern Erdbeeren und Himbeeren wuchsen und wo die Leute gewöhnliche Cowboyhüte trugen, so wie er. Vielleicht würde er eines Tages in den Süden zurückkehren. Wer weiß?
    Er kam in eine Gegend, in der fast alle Leute nach Gold gruben. Die Cowboys und die Farmer suchten Gold. Brave Geschäftsleute schlossen ihre Läden, und die Wirte verriegelten ihre Wirtshäuser und schrieben an die Türen: »Wegen Goldfieber geschlossen!« Sogar die Maulwürfe gruben mit, obwohl nicht ganz einzusehen ist, wozu ein Maulwurf Gold brauchen kann.
    Nur Jim war ahnungslos. Er ritt und ritt, und wenn Mister Tramp müde war, ließ er ihn grasen. Während das Pferd sich ausruhte, suchte er Erdbeeren oder Himbeeren, und wenn er sonst nichts Besseres zu tun hatte, übte er sich im Lassowerfen. So zogen sie langsam am Ufer des großen Elchflusses

entlang, und weil gerade dieser Fluss für seine schönen Kieselsteine berühmt war, sammelte Jim Elchflusskiesel.

    Dazu sang er laut und ein bisschen falsch:
    »Jippedihott und hoppedihü - wild ist der Westen und weit die …«
    Doch gerade als er »Prärie« singen wollte, traf er einen alten Goldgräber.
    »He«, sagte der Goldgräber, »was suchst denn du hier?«
    »Eigentlich fast gar nichts«, erwiderte Jim,
    »nur ein paar Kieselsteine.«
    »Suchst du kein Gold?«, fragte der Goldgräber.
    »Nein. Wozu?«, sagte Jim.
    »Aber heutzutage sucht doch jeder nach Gold«, erklärte ihm der alte Mann. »Mit Gold kann man sich viele schöne Sachen kaufen!«
    »Auch Zuckerstückchen und süße kleine Kuchen?«, fragte Jim, denn er hatte längst vergessen, dass er einmal Bauchweh gehabt hatte.
    »Klar«, lachte der Alte, »das und vieles mehr.«

    »Dann zeig mir doch bitte, wie man Gold gräbt!«, bat ihn Jim. Der Goldgräber war ein netter Mann, denn im Allgemeinen sind Leute seines Berufes ziemlich neidisch aufeinander, und sie verjagen jeden, der da zu graben versucht, wo sie gerade graben. Dieser Goldgräber war nicht so. Er gab dem kleinen Cowboy eine Schaufel und zeigte ihm, wie man es machen muss.
    Am Anfang war Jim ziemlich ungeschickt. Er mühte sich und plagte sich und schaufelte dabei doch immer nur den Sand von einer Seite auf die andere. Einmal stieß er auf etwas Hartes. Aber es war nur eine alte Baumwurzel. Etwas später fand er einen ausgebleichten Bärenknochen, und nach langer Zeit, als er es schon fast aufgeben wollte, grub er schließlich einen kleinen Goldklumpen aus.
    »Heiliger Büffelzahn«, rief der Goldgräber, »hast du Glück! Lass nur niemand deinen Fund sehen, sonst bist du ihn schnell wieder los, und obendrein bekommst du noch eine Tracht Prügel.« Jim überlegte. Er bekam
nicht gern Prügel, und darum musste ihm etwas einfallen, wie er seinen Schatz am besten verbergen konnte. In seinen Taschen hatte er nämlich keinen Platz mehr, denn sie steckten voller Kieselsteine, und von denen wollte er sich nicht trennen.
    »Steck ihn doch unter den Hut!«, riet ihm der alte Goldgräber. Da legte sich Jim den Goldklumpen auf den Kopf und stülpte den Hut darüber. Niemand konnte jetzt sehen, wie reich er war.
    »Auf Wiedersehen und vielen Dank auch«, sagte er und ritt los.
    Leider begann ihn der Goldklumpen schon nach kurzer Zeit zu drücken. Deshalb nahm er ihn herunter und wickelte ihn in sein Halstuch. Er machte mit dem Lasso ein Paket daraus und band es sich auf den Rücken. Das ging eine Zeit lang gut. Doch als Mister Tramp zu galoppieren begann, hüpfte der Rucksack auf seinen Schultern immer auf und ab. Jim kam es vor, als bekäme er Prügel. Er hielt wieder an. Jetzt verknotete er das Lassoende an seinem Sattelhorn und ließ das Paket von
Mister Tramp ziehen. Aber der schwere Goldklumpen kullerte einmal nach rechts und einmal nach links und das Lasso wickelte sich um die Ponybeine. Da wurde Cowboy Jim richtig wütend.
    »Ach was«, sagte er zu sich selbst, »Zuckerstückchen und süße kleine Kuchen machen Bauchweh. Was soll ich mit so
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher