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Cowboy Jim - Alle Geschichten in einem Band

Cowboy Jim - Alle Geschichten in einem Band

Titel: Cowboy Jim - Alle Geschichten in einem Band
Autoren: Sigrid Heuck
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während das Pferd in gestrecktem Galopp dahinjagte. Den Stier trieb die Gier nach dem Salz hinterher und die neunhundertneunundneunzig Kühe folgten dem Stier.
    Vor dem zehn Meilen entfernt liegenden Wirtshaus »Zur wilden Kuh« standen Jonny, Tom und Bill. Sie betrachteten besorgt eine mächtige dunkle Wolke, die hinter den Hügeln aufstieg, immer mehr anschwoll und schließlich die Sonne verdunkelte.
    »Ein Sandsturm zieht auf«, meinte Jonny, der Wirt.

    Alle drei wären sicher sehr erstaunt gewesen, wenn sie gewusst hätten, dass der Staub von den rasenden Beinen Mister Tramps, des Stieres und der neunhundertneunundneunzig Kühe aufgewirbelt worden war. Erst nachdem die Herde in einem großen Bogen wieder auf der alten Weide angekommen war, ließ Jim den Beutel fallen. Der Stier stoppte, die Herde fiel wieder in Schritt. »Hurra«, schrie Jim und warf seinen Hut in die Luft, »hurra!«
    Am nächsten Tag legte er mit dem Rest des Salzes eine Spur von der alten zur neuen Weide. Und dann führte er Tom einen lammfrommen Stier vor, der bedächtig der Spur nachging, ab und zu einmal stehen blieb, um das Salz aufzulecken, und dann weiterlief. Ebenso langsam und bedächtig folgten ihm seine neunhundertneunundneunzig Rinder. »So, Tom«, sagte Jim stolz, »hier hast du deinen zahmen Stier.«
    Und bevor Tom Schiefnase etwas sagen konnte, waren Jim und Mister Tramp schon hinter dem nächsten Hügel verschwunden.

Die Gitarre
    Wie war das schön, endlich wieder ein freier Cowboy zu sein! Vor ihm lag die weite Prärie, und niemand konnte ihn daran hindern, quer darüber hinwegzureiten, immer dem Süden zu. Und Jim begann wieder, von dem Land zu träumen, in dem die Leute Hüte trugen, die so groß wie ein Wagenrad waren. Wo mit süßer Milch gefüllte Kakteen in der Wüste wuchsen und wo ein mutiger Cowboy immer eine gut bezahlte Arbeit finden würde.
    Er brauchte nur darauf zu achten, dass sich am Morgen sein Schatten rechts von ihm befand und am Abend links.
    »Bin ich nicht ein glücklicher Cowboy, Mister Tramp?«
    Er strahlte über das ganze Gesicht. Das Pferd schnaubte und tänzelte. Seine Ohren drehten sich geschwind vor und zurück, was so viel
bedeutete wie: Bin ich nicht ein glückliches Pferd?
    »Pass auf«, rief Jim fröhlich, »jetzt sing ich dir was vor.«
    Er holte tief Luft und begann:
    »Lasso und Sattel, Gitarre und …«
    Beim Zahn des gelben Kojoten - er hatte ja keine Gitarre mehr. Sie gehörte doch jetzt Pistolen-Bill.
    Jim beschloss, sie sofort wieder zurückzuerobern.
    »Halt, Mister Tramp!«
    Er wendete das Pferd und schlug die Richtung nach Jonnys Wirtshaus ein. Wenn seine Vermutung richtig war, dann saß der Gesuchte jetzt in der »Wilden Kuh« und spielte Karten. Und er hatte Recht. Nur Tom fehlte und deswegen hatten Pistolen-Bill und Jonny ihr Spiel langweilig gefunden. Sie hatten beschlossen, um die Wette zu schießen. Ihr Ziel war eine leere, über einen Zaunpfahl gestülpte Blechbüchse.
    Jeder Treffer wurde mit Freudengeheul begrüßt und nach einem Fehlschuss brüllten
sie vor Wut. Es knallte, johlte, klapperte und krachte schauerlich.
    Nur der Wunsch, seine Gitarre zurückzuerobern, konnte Jim dazu bewegen, sich diesem Höllenlärm zu nähern. »He, Jim«, grölte Jonny, der Wirt, als er ihn erspäht hatte, »wagst du ein Spielchen?« Aber Jim hatte ein für alle Mal genug vom Kartenspiel.
    »Komm, schieß mit uns um die Wette«, brüllte Pistolen-Bill, »ich leihe dir meine Pistole!«

    Damit kam er schlecht an. Nein, Jim wollte nicht schießen.
    »Schießt ihr nur«, erwiderte er, »ich werfe dafür das Lasso, und wenn ich euch besiege, bekomme ich die Gitarre zurück.«
    »Gut«, sagte Bill spöttisch, »was schlägst du als Ziel vor?«
    Inzwischen hatte der Wind Mister Tramp einen köstlichen Duft zugetragen. Irgendwo in der Nähe musste sich ein Apfelbaum befinden. Ohne Rücksicht auf Jim und seine Unterhaltung mit Jonny und Pistolen-Bill machte sich das kleine Pferd auf die Suche.
    »He, Mister Tramp, wo willst du hin?« Schließlich saß Jim ja noch im Sattel. Aber das Pferd sah und hörte nichts mehr. Es fand den Baum auf der Rückseite des Wirtshauses. Als der Cowboy die Äpfel sah, bekam auch er Lust, einen Apfel zu essen. Deswegen schlug er Jonny und Pistolen-Bill vor, die Äpfel vom Baum zu schießen. Er würde versuchen, sie mit dem Lasso zu pflücken. In keinem Fall aber dürften sie beschädigt werden.

    Die beiden Halunken waren damit einverstanden.
    Jonny, der Wirt, schoss
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