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Couchgeflüster

Couchgeflüster

Titel: Couchgeflüster
Autoren: Mira Becker
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eindringlich an. «Sobald du dich zu einem Studium einschreibst, begleiche ich deine Schulden.»
    «Ähm   … danke, Mama. Ja, ich werde darüber nachdenken», verspreche ich und bin heilfroh, dass ich für die ausstehende Miete erst mal den Scheck von Jeanette Krüger habe.
    Aber jetzt nichts wie raus hier. Und zu Ben.

28
    Heute ist der letzte Sonntag im August. Und es ist mein Geburtstag.
    Ja, ich werde heute dreißig!
    Die heißen Sommertage sind vorbei. Die Touristen werden weniger. Die Kinder gehen seit einer Woche wieder zur Schule. Paps auch.
    Eigentlich haben sich alle Probleme in Luft aufgelöst. Ben und ich haben nochmal ausführlich über alles gesprochen und alle Missverständnisse geklärt. Mittlerweile können wir sogar über die schreckliche Vera Paulsen und ihren amateurhaften Schauspieler-Freund lachen. Ben fand zwar, dass Fritz Möller ihm überhaupt nicht ähnlich sieht, aber er war froh, dass mir die fehlende Narbe auf dessen Stirn aufgefallen war. Mama glaubt nach wie vor, dass ich irgendwann ihre Nachfolge antrete und nennt mich sogar weiterhin Nelly. Phillip hat die Piloten-Prüfung mit Auszeichnung bestanden und fliegt jetzt glücklich mit Carina durch die Weltgeschichte. Ben ist seit kurzem stolzer Besitzer einer roten Couch. Und ich von einer eigenen Homepage!
    Ich blicke durch das gläserne Dach von Bens Lofts und genieße das Licht der aufgehenden Sonne, die alles in warmes Licht taucht. Offiziell wohne ich zwar noch bei Britta. Praktisch jedoch nur, wenn Ben auf Reisen ist. Wenn er in Berlin ist, verbringen wir unsere freie Zeit meistens zusammen.
    Genau so habe ich mir das Glück mit ihm vorgestellt! Jeder einzelne Tag glitzert wie der protzige Ring am Finger der Eiskönigin.
    Ja, manchmal drängt sich diese eiskalte Lügnerin noch in meine Gedanken wie ein blinder Passagier. Bei Ben ist es anders. Er scheint sie bereits vollkommen vergessen zu haben. Und doch gibt es Momente, in denen ich Angst habe, sie könnte wiederauftauchen und unser Glück zerstören. Außerdem schreit ihr dreistes Auftreten nach Rache. Zumindest nach einem Denkzettel. Und eines Tages bekommt sie den auch.
    Bis vor einer halben Stunde hatten Ben und ich ’ne Menge Spaß unter seiner Dusche. Danach waren wir hungrig wie Hochleistungssportler, und Ben hat für uns ein Sektfrühstück gemacht. Seine Kochkünste sind zwar ähnlich unperfekt wie meine, aber für ein leckeres Rührei reicht es auch bei ihm. (Hab ich schon erwähnt, dass wir uns sehr ähnlich sind?) Dafür ist sein Kühlschrank immer gut gefüllt. Und zwar nicht nur mit Smoothies.
    Wir kuscheln auf Bens neuem Sofa, das nicht nur reichlich Platz für zwei bietet, sondern auch für den Eisbären, unser Maskottchen. In solchen Momenten nehme ich die Umgebung nur durch eine rosa Brille wahr. Mein krauses Gehirn ist entspannt wie auf der höchsten Meditationsebene, und ich bin wunschlos glücklich.
    «Hast du heute eigentlich schon was vor, Geburtstagskind?», fragt Ben und knabbert an meinem Ohr.
    «Mmm», schnurre ich zufrieden wie eine Katze an ihrem Lieblingsplatz und atme seinen herben Duft ein. «Jede Menge Schülerinnen unterrichten. Du weißt doch, seit die mächtige Turmstraßen-Konkurrenz ihre Yogastunden gestrichenhat, brummt mein Laden. Und an den Sonntagen kann ich bald noch mehr Glücksyoga unterrichten.»
    «Noch mehr Stunden?», protestiert Ben in gespielter Entrüstung.
    Ich kichere vergnügt. Schließlich ist er für meine zahlreichen neuen Schülerinnen verantwortlich. «Tja, der Andrang ist überwältigend. Da reicht eine Sonntagsstunde eben nicht mehr aus.»
    «Was habe ich doch für eine erfolgreiche Freundin!» Er sieht mich stolz an und wuschelt mir durch die Haare. «Aber schon bald wirst du ein zweites, drittes und viertes Yogastudio eröffnen und kaum noch Zeit für mich haben», jammert er. «Kannst du nicht noch eine Lehrerin einstellen? Immer nur Yoga ist doch kein Leben.»
    Liebevoll knuffe ich ihn in die Seite. «Hast du dich etwa mit meiner Mutter verschworen?»
    «Um Himmels willen!», wehrt er ab. «Um deine Mutter mache ich lieber einen großen Bogen. Sonst findet sie am Ende noch raus, wem ich die Rückkehr meines Erinnerungsvermögens wirklich verdanke. Und das wollen wir doch nicht, oder? Aber mal im Ernst: Was hältst du davon, wenn ich dich nach dem Unterricht abhole und wir raus ins Grüne fahren?»
    «Du meinst so einen richtigen Sonntagsausflug zum See? Mit Kartoffelsalat, Buletten und Kaffee aus der
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