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Cotton Malone 05 - Der Korse

Cotton Malone 05 - Der Korse

Titel: Cotton Malone 05 - Der Korse
Autoren: Steve Berry
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sie werden eine Beute der Schakale.
    Er hatte bereits die Erlaubnis der französischen Regierung erhalten, zu tun, was nötig war, um das Rätsel zu lösen. Falls das bedeutete, dass er etwas innerhalb der Kirche zerstören musste, war das eben so. Ohnehin handelte es sich überwiegend nur um Reproduktionen aus dem neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert. Er hatte darum gebeten, einiges an Werkzeug in der Kirche zu lassen, da er schon geahnt hatte, was er brauchen würde, und tatsächlich standen die Geräte an der Westwand bereit.
    Er durchquerte das Kirchenschiff und holte einen Vorschlaghammer.
    Als Professor Murad ihm das Rätsel erläutert hatte, war die Möglichkeit, dass das, was sie suchten, unter der Kirche lag, als etwas ganz Reales erschienen. Als Malone dann die Verse las, war er sich sicher gewesen.
    Er ging zu dem in den Boden eingravierten Olivenbaum zurück.
    Nun kam der letzte Hinweis, Napoleons abschließende Botschaft an seinen Sohn. Psalm 17, Vers 2: Von deinem Angesicht ergehe mein Urteil; denn deine Augen sehen, was recht ist.
    Malone schwang den Hammer.
    Die Marmorplatte brach nicht, aber sein Verdacht bestätigte sich. Es klang hohl, was hieß, dass darunter nicht einfach nur Stein war. Drei weitere Schläge und die Platte zerbrach. Noch zwei Schläge, und der Marmor fiel krachend in ein schwarzes, rechteckiges Loch, das sich im Boden öffnete.
    Ein kalter Luftzug stieg von unten auf.
    Murad hatte ihm berichtet, dass Napoleon 1806 der Entweihung von Saint-Denis Einhalt geboten und die Basilika erneut zum Bestattungsort für Kaiser und Könige erklärt hatte. Außerdem hatte er die benachbarte Abtei instand gesetzt, dort einen religiösen Orden angesiedelt, um die Restaurierung der Basilika zu überwachen, und Architekten damit beauftragt, die Schäden zu reparieren. Da musste es ihm ein Leichtes gewesen sein, an der Baustelle Änderungen nach seinen Vorgaben vorzunehmen. Faszinierend war die Frage, wie dieses Loch im Boden geheim bleiben konnte, aber vielleicht war das Chaos im nachnapoleonischen Frankreich die beste Erklärung, da nach der Verbannung des Kaisers auf St. Helena alles im Umbruch gewesen war.
    Malone legte den Vorschlaghammer weg und holte ein Seil und eine Taschenlampe. Er leuchtete mit der Taschenlampe in das Loch und stellte fest, dass es eher ein Schacht von einem Meter auf einen Meter zwanzig war, der etwa sechs Meter lotrecht nach unten führte. Unten auf dem felsigen Boden lagen die Überreste einer Holzleiter. Malone hatte die Anlage der Basilika studiert und wusste, dass unter der Kirche einmal eine Krypta gelegen hatte – ein Teil davon war noch immer vorhanden und öffentlich begehbar –, aber der unterirdische Bau hatte sich nicht so weit zur Westfassade hin erstreckt. Oder vielleicht doch, vielleicht hatte er vor langer Zeit einmal so weit gereicht, und Napoleon hatte diese Merkwürdigkeit entdeckt.
    Zumindest glaubte das Murad.
    Malone schlang das Seil um den Sockel einer der Säulen in ein paar Schritten Entfernung und prüfte, ob es hielt. Dann warf er das freie Seilende in den Schacht und ließ ihm den Vorschlaghammer folgen, den er vielleicht brauchen würde. Er klemmte die Lampe an seinem Gürtel fest. Mit Hilfe des Seils und seiner Gummisohlen ließ er sich in die schwarze Tiefe des Schachts hinunter.
    Unten angekommen, richtete er den Lichtkegel auf Fels, der die Farbe von Treibholz hatte. Ein kalter, staubiger Gang erstreckte sich so weit, wie der Strahl der Lampe reichte. Er wusste, dass es unter Paris von Tunneln nur so wimmelte. Kilometer um Kilometer unterirdischer Gänge waren aus dem Kalkstein herausgehauen worden, den man stückweise zur Oberfläche hinaufgeschafft hatte. Paris war buchstäblich aus dem Untergrund erbaut.
    Sich an den Umrissen, den Höckern und Vorsprüngen der Steine entlangtastend, folgte er dem gewundenen Gang vielleicht sechzig Meter weit. In der Luft hing ein unangenehmer Geruch wie von warmen Pfirsichen, den er von seiner Kindheit in Georgia in Erinnerung hatte. Unter seinen Füßen knirschte Kies. Zwischen diesen nackten Wänden schien es nichts als Kälte zu geben, und in der Stille konnte man sich leicht verlieren.
    Er nahm an, dass er längst unter der Basilika durch war und sich jetzt östlich des Gebäudes befand, vielleicht unter der Grünfläche, die sich an der benachbarten Abtei vorbei zur Seine hin erstreckte.
    Weiter vorn erblickte er in der rechten Wand eine flache Nische. Dort hatte sich jemand durch den
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