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Cotton Malone 05 - Der Korse

Cotton Malone 05 - Der Korse

Titel: Cotton Malone 05 - Der Korse
Autoren: Steve Berry
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ungehalten, dass in seiner Stimme etwas von einem Flehen mitschwang.
    Drei Meter trennten Lyon noch von der offenen Tür.
    Sams Gegner tat den nächsten Schritt, seine Bewegungen waren so kontrolliert wie seine Stimme.
    »Keine Sorge«, sagte Lyon. »Ich erzähle niemandem, dass Sie nicht geschossen haben.«
    Noch anderthalb Meter bis zur Türschwelle.

    »Papa, komm zu uns« , rief Cai durch ein vibrierendes, blaues Strahlen hindurch.
    Seltsame und wundervolle Gedanken bemächtigten sich Thorvaldsens. Aber es war unmöglich, dass er mit seiner Frau und seinem Sohn redete. Dieses Gespräch gaukelte ihm gewiss nur der Schockzustand vor.
    »Sam braucht mich« , rief er.
    »Du kannst ihm nicht helfen, Liebling« , stellte Lisette klar.
    Ein weißer Vorhang senkte sich lautlos herab. Der letzte Rest seiner Kraft schwand.
    Er rang um Atem.
    »Es ist Zeit, Papa. Zeit, dass wir wieder zusammen sind. «

    Lyon packte Sam bei seinem Gewissen und bürstete ihn gegen den Strich.
    Das war tatsächlich klug von ihm. Er provozierte Sam in dem Wissen, dass genau das sehr wohl jede Aktion verhindern mochte. Lyon war anscheinend ein Menschenkenner. Aber das bedeutete nicht unbedingt, dass er richtig lag. Und außerdem hatte Sam seine Karriere dadurch ruiniert, dass er sich Befehlen widersetzt hatte.
    Lyon näherte sich weiter der Tür.
    Noch ein Meter.
    Ein halber.
    Lyon, du Scheißkerl.
    Sam drückte ab.

    Malone sah, wie ein Mensch durch eine offene Flügeltür nach draußen flog und platschend auf das nasse Pflaster krachte.
    Stephanie und er eilten eine rutschige Steintreppe hinauf und wälzten den Körper herum. Das Gesicht war das des Mannes vom Boot, jenes Mannes, der Ashby entführt hatte. Peter Lyon.
    Mit einem Loch im Kopf.
    Malone blickte auf.
    Sam tauchte in der Tür auf, eine Waffe in der Hand und mit blutender Schulter.
    »Alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte Malone.
    Der junge Mann nickte, aber sein unheilverkündender Blick raubte Malone alle Hoffnung.
    Sam trat zurück. Malone und Stephanie stürmten nach drinnen. Meagan richtete sich taumelnd auf, und Stephanie kam ihr zu Hilfe. Malone richtete den Blick auf einen am Boden liegenden Mann – Ashby – und dann auf einen anderen.
    Thorvaldsen.
    »Wir brauchen einen Krankenwagen«, rief er.
    »Er ist tot«, sagte Sam leise.
    Ein Schauder lief Malone über den Rücken. Er zwang sich taumelnd vorwärts. Seine Augen sagten ihm, dass Sam recht hatte.
    Er trat näher und kniete sich neben seinen alten Freund.
    Blut klebte auf der Haut und durchtränkte die Kleidung. Er fühlte nach dem Puls, fand aber keinen.
    Tieftraurig schüttelte er den Kopf.
    »Wir müssen zumindest versuchen, ihn ins Krankenhaus zu schaffen«, begann er erneut.
    »Es spielt keine Rolle mehr«, gab Sam zurück.
    In seiner Stimme lag Entsetzen, und Malone wusste, dass er recht hatte. Aber er konnte es noch immer nicht akzeptieren. Stephanie stützte Meagan, die näher trat.
    Thorvaldsens Augen blickten starr.
    »Ich habe versucht, ihm zu helfen«, sagte Meagan. »Dieser verrückte alte Narr … er war fest entschlossen, Ashby zu töten. Ich habe versucht … dorthin zu kommen …«
    Ihre Stimme wurde von Schluchzen erstickt. Tränen strömten ihr über die Wangen.
    Thorvaldsen war in Malones Leben getreten, als dieser wirklich einen Freund gebraucht hatte. Er war vor zwei Jahren in Atlanta aufgetaucht und hatte ihm einen Neuanfang in Dänemark vorgeschlagen. Malone hatte das Angebot bereitwillig angenommen und es nie bereut. Die letzten vierundzwanzig Monate hatten sie sich gut verstanden, aber die letzten vierundzwanzig Stunden waren ganz anders gewesen.
    Wir werden nie wieder miteinander sprechen.
    Das waren die letzten Worte gewesen, die zwischen ihnen gefallen waren.
    Er griff sich mit der rechten Hand an die Kehle, als wollte er in Wirklichkeit sein Herz berühren.
    Verzweiflung überkam ihn.
    »Das stimmt, alter Freund«, flüsterte er. »Wir werden nie wieder miteinander sprechen.«

77
Paris
Sonntag, 30. Dezember
14.40 Uhr
    Malone betrat die Basilika Saint-Denis. Seit Weihnachten war die Kirche sowohl für die Öffentlichkeit als auch für die Bauarbeiter geschlossen gewesen, da man sie als Tatort eines Verbrechens komplett abgesperrt hatte.
    Drei Menschen waren hier gestorben.
    Zwei davon waren ihm scheißegal.
    Doch der dritte Tod war schmerzlicher, als er sich je hätte vorstellen können.
    Malones Vater war vor achtunddreißig Jahren gestorben. Damals war Malone zehn Jahre alt gewesen und
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