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Coruum Vol. 1

Coruum Vol. 1

Titel: Coruum Vol. 1
Autoren: Michael R. Baier
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leicht gekräuselte Wasser-Oberfläche eindringen. Hoffnungslos, auf diese Art seine Brille wiederzufinden. Er kniff seine Augen zusammen, um wenigstens ein paar Dioptrien auszugleichen. Mit Mühe erkannte er unter Wasser den Kalkquader, auf dem er stand. Das Wasser reichte ihm bis zur Brust.
    Er richtete den Strahl der Taschenlampe wieder auf die verwischte Gestalt von Almond, der sich noch gut zehn Meter von ihm entfernt auf dem dünnen Mauervorsprung festgeklammert hatte.
    Die aus den überdimensionalen Quadern zusammengesetzte Wand schien an der Stelle, an der Almond hockte, in intaktem Zustand zu sein. Pete konnte die geraden Linien der Fugen über mehrere Meter weit zu beiden Seiten verfolgen, bevor sie unter zerstörten Mauerabschnitten verschwanden. Bis zur Decke gab es sechs Reihen Quader, die versetzt aufeinander gefügt waren. In der Ferne, wo optisch die zerklüftete Decke fast mit der Wasseroberfläche verschmolz, meinte er breite, aus dem Wasser emporsteigende Stufen zu erkennen.
    Der Schmerz in seinem Schienbein ließ etwas nach. Die Spannung des Stahlseiles war erschlafft und das Seil war unter der Wasseroberfläche versunken. Mit einem Schauder erkannte Pete die Gefahr, dass es sich in dem Schutt auf dem Boden verheddern konnte. Er müsste jetzt eigentlich umkehren. Ohne Brille war er selbst in Gefahr.
    »Professor! Helfen Sie mir!«
    Sein Blick fuhr zu Almond. Er musste seinen Studenten retten. Pete zog das Stahlseil, wackelig in der Strömung auf dem Quader balancierend, mit großer Anstrengung langsam zu sich heran und legte es in Schlaufen, die er sich über die Schulter hängte. Das Gewicht war beachtlich.
    Er würde quer zur Strömung schwimmend die Wand erreichen müssen, um zu dem Vorsprung zu gelangen, auf dem Almond hockte.
    Pete stieß sich kraftvoll von dem Quader ab und schaffte ungefähr die Hälfte der Strecke, bevor das Gewicht des Seils ihn nach unten zu ziehen begann. Er ließ es von seiner Schulter rutschen und versuchte mit ein paar kräftigen Schwimmzügen die Mauer doch noch zu erreichen, bevor die Strömung ihn am Vorsprung vorbeitragen würde. Pete verfehlte den Mauervorsprung knapp, wobei er sich erneut schmerzhaft die Beine an unter der Wasseroberfläche liegenden Felsen blutig stieß. Beinahe verlor er die Taschenlampe, konnte sie gerade im Reflex noch mit zwei Fingern erreichen, bevor sie in den grünen Fluten versinken konnte.
    Der Mauervorsprung mit Almond befand sich jetzt drei Meter hinter ihm. Das war angesichts der Umstände gut genug, dachte Pete.
    Auf dem Felsen unter seinen Füßen balancierend, klammerte er sich mit einer Hand in einer breiten Fuge zwischen zwei mächtigen Quadern fest. Sein Brustkorb schmerzte unter dem Druck des Gurtes und des kalten Wassers. Keuchend rang er ein paar Minuten nach Luft.
    »Almond?« Pete leuchtete gegen die Strömung zu dem Mauervorsprung, der aus der Nähe wie ein in die Mauer gedrehter Halbkreis aussah.
    Ein Torring!
    Er kniff die Augen zu Schlitzen zusammen und erkannte reiche Verzierungen in Form üppiger, plastisch modellierter Hieroglyphen auf den Seiten des Halbkreises, in dem – wie der Mann im Mond – sein verloren gegangener Student hing.
    »Almond, ich bin hinter dir! Kannst du dich bewegen?«
    Pete tastete sich vorsichtig auf dem Vorsprung gegen die Strömung in Richtung Almond voran. In der Ferne glaubte er irgendwelche Stimmen rufen zu hören – wahrscheinlich Sinistra oder der Sargento – aber das war jetzt nicht wichtig für ihn. Er musste sich beeilen, seine letzte Kraft sickerte fühlbar im kalten Wasser unter der ungewohnten Anstrengung aus ihm heraus.
    »Professor, gut, Sie zu sehen!« Almond presste jedes Wort heraus. Er hatte sich zu Pete umgedreht und sah aus, als würde er jeden Moment von dem Torring herunterfallen. »Meine Beine – sie tun so schrecklich weh! Professor, helfen Sie mir!«
    Pete wollte etwas Beruhigendes erwidern, stellte jedoch erschreckend fest, dass sich das Seil leicht gespannt hatte. Offenbar waren Sinistra und die anderen unruhig geworden, weil sie nichts von ihm gehört hatten, und begannen jetzt langsam das Seil einzuholen, wie er es mit ihnen besprochen hatte.
    Seine Augen weiteten sich, als er erkannte, dass sich das Seil nicht in Richtung Höhlendecke zu spannen begann, sondern ihn zurück in die Mitte des Wassers zog.
    Es hatte sich verheddert!
    Mit beiden Händen versuchte er fieberhaft den Karabiner seines Trapezgurtes zu öffnen. Vergeblich. Seine Finger waren klamm
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