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Coruum Vol. 1

Coruum Vol. 1

Titel: Coruum Vol. 1
Autoren: Michael R. Baier
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spielte kurz mit dem Gedanken, die Drohne vorauszuschicken, aber ich entschied, dass ich sie dringender als Aufpasser am Himmel benötigte, um mich vor ungebetenen Gästen der Gilde zu warnen.
    Ich würde möglicherweise gesteigerte Reflexe benötigen, wollte ich dort unten nicht in Schwierigkeiten geraten. Mit einer leichten Drehung des Blutringes aktivierte ich die Botenfabriken auf schwacher Leistung.
    Dann sprang ich.
    Mein Visier schaltete beim Eintritt in den dunklen Spalt auf Wärmestrahlung und Ultraschall und ich entdeckte auf Anhieb eine Gruppe von drei Echos, die sich gut dreißig Meter unter der Oberfläche befanden. Ich stoppte die Winde auf der Hälfte der Distanz und setzte den Abstieg anschließend langsamer fort.
    Diese Öffnung in der Erde war erst kürzlich geschaffen worden. Zerrissene Baumwurzeln und loses Erdreich rieselten ununterbrochen aus kleinen Spalten, herausgewaschen vom überall durchsickernden Oberflächenwasser. Die Decke konnte jederzeit weiter einbrechen und mich hier unten begraben.
    Ich fokussierte auf die drei Wärmesignale. Es handelte sich ohne Zweifel um drei weitere Bewohner von Ruthpark. Zwei lagen regungslos auf einer massiven Felsplatte, nur wenige Schritte vom Abgrund des Wasserfalls entfernt, an einer Stelle, an der ein unterirdischer Flusslauf aus einer breiten Wandöffnung trat und sich mit den von der Decke herabstürzenden Wassermassen vereinigte. Ein Dritter saß aufrecht an die Felswand gelehnt, den Kopf in beide Hände gestützt. Auf einem kleineren Vorsprung über ihnen lag eine verdrehte Metall-Gummi Konstruktion, wahrscheinlich ein Stück des Gefährtes, mit dem sie hier eingebrochen waren und von welchem die Spuren in den Baumstämmen an der Oberfläche stammen mochten.
    Ich überprüfte meine Visiereinstellungen. Die Individuen konnten mich höchstwahrscheinlich nicht sehen, hier drin herrschte immer noch Zwielicht. Das Dröhnen des hinabrauschenden Wassers übertönte jegliches Geräusch, das ich selbst verursachen konnte. Ich musste aufpassen, sie nicht in Panik zu versetzen, wenn ich mich weiter näherte.
    Ein flackerndes Symbol im Visier signalisierte mir einen kritischen Verlust in der Übertragungsleistung der Drohne durch die dicker werdende Gesteinsschicht über mir. Nun – das konnte ich im Moment nicht verhindern.
    Ich ließ mich auf die Höhe des Absatzes der drei Individuen herab. Ich hing in gut zehn Metern Entfernung davon, auf der anderen Seite noch einmal genauso weit von den herabrauschenden Wassermassen entfernt, welche sich mit denen aus dem unterirdischen Fluss vereinten und gemeinsam über einen Treppenabsatz in einer tiefen, wolkenverhangenen Spalte verschwanden.
    Bei dem aufrecht sitzenden Individuum handelte es sich um einen Mann. Die beiden anderen konnte ich in ihrer Position nicht erkennen. Sonderbarerweise erschien mir das Gesicht des Mannes nicht fremd, obwohl ich ihn nur im Profil und nur in der reduzierten Qualität der Sensoren erkennen konnte. Er schlief, der Kopf war auf die Brust gesunken.
    Ich begann an beiden Seilen vor und zurück zu schwingen. Als ich eine ausreichende Pendelbewegung erreicht hatte, wartete ich den richtigen Moment ab, ließ mich von der Seilwinde ruckartig zwei Meter hochziehen und sofort wieder für den Sprung absenken und nutzte den dadurch gewonnenen Impuls, um mich weit auf den Felsvorsprung zu ihnen tragen zu lassen.
    Es gab nur diese Schockmethode, wollte ich eine Gefährdung der drei Individuen durch ihre unüberlegten Abwehrhandlungen in dem schlechten Licht ausschließen.
    Noch während ich auf dem Felsvorsprung abrollte, deaktivierte ich mein Körperschutzfeld und hechtete in einer fließenden Bewegung auf den an der Wand lehnenden Mann zu.
    Im letzten Moment, kurz bevor ich ihn erreicht hatte, bewegte er leicht den Kopf in meine Richtung, als hätte er durch das Rauschen des Wasserfalls etwas gehört, doch da war ich bereits bei ihm und presste seine Arme fest an seinen Körper. Mein Visier wechselte auf Tageslichtprojektion und tauchte den Felsvorsprung und mich in weiche Helligkeit.
    Der Mann brauchte nur Bruchteile einer Sekunde, um sich von der Überraschung zu erholen und sich mit aller Kraft zu wehren. Da ich ihn nicht verletzen wollte, ließ ich ihn los und richtete mich ein paar Meter von der Gruppe entfernt auf. Sie rührten sich nicht, sondern starrten mich mit vor der Helligkeit meines Visiers zusammengekniffenen Augen an. Bei den beiden anderen Individuen handelte es sich um
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