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Coruum Vol. 1

Coruum Vol. 1

Titel: Coruum Vol. 1
Autoren: Michael R. Baier
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aufzunehmen. Es kann sein, dass wir ihn dringender brauchen, als angenommen«, instruierte ich Seine Weisheit und unterbrach die Verbindung.
    Ob der Schildverband mich vor einem zweiten, möglicherweise noch intensiveren Rumblerangriff schützen könnte, in dessen wahrscheinliches Zentrum ich mich jetzt hineinbewegte, wollte ich zur Zeit gar nicht beurteilen. Wichtig war, dass ich Gewissheit erlangte.
    Ich schaltete meinen Waffenring auf schwächste Leistung, und führte ihn wie eine überdimensionale Klinge vor mir hin und her, die Farne und umherliegenden Äste auf meinem Weg verdampfend.
    Die Radardaten der Drohne über die Bodenbeschaffenheit und das Profil der vor mir liegenden Strecke wurden von meinem Visier in einen Kurs umgerechnet, der möglichst eben und dennoch ohne große Umwege zum Sender führte. Ich brauchte nur einer in mein Sichtfeld eingeblendeten, orange schimmernden Linie zu folgen, die wie ein sehr empfindlicher Kompass funktionierte.
    Mein Weg verlief bereits nach kurzer Zeit in tiefer Dunkelheit. Ich verfiel in einen gleichmäßigen Laufstil, der mich in Anbetracht der heißen, unter den Bäumen stehenden, feuchtigkeitsgetränkten Luft nicht zu sehr erschöpfen würde. In unbestimmten Intervallen blieb ich stehen und sah mich um. Verirren konnte ich mich Dank des Visiers nicht, aber dieses sonderbare Gefühl, von einer sehr langen Reise wieder nach Hause zu kommen, hatte sich mit jedem anfänglichen Schritt verstärkt und ich suchte intuitiv nach etwas, von dem ich noch keine Vorstellung hatte.
    Die größten Bäume ruhten auf mächtigen, mehrere Meter hohen Brettwurzeln, denen ich großzügig auswich. Waldbewohner sah ich nur auf dem Visier, anhand ihrer Körperwärme. Mit bloßem Auge reichte mein Blick gerade einmal wenige Meter durch das trübe Zwielicht.
    Nach gut einer Stunde erreichte ich eine freie Fläche im Wald, an der die Humusschicht größtenteils durch Erosion verschwunden war und einer trostlosen Kalksteinoberfläche Platz gemacht hatte. Das Laufen wurde hier etwas einfacher, obwohl ich jetzt auf tückische Trittfallen achten musste, die in dem unebenen Untergrund immer häufiger auf mich lauerten. Gleichzeitig war ich nun ein leichtes Ziel für die immer noch kräftigen Sturmböen, die mich permanent mit einem Gemisch aus Wasser und Schmutzteilchen überschütteten.
    Hud Chitziin hatte mir zwischenzeitlich mitgeteilt, das er erfolglos versucht hatte, mit dem Schildverband Kontakt aufzunehmen. Die gute Nachricht war, das Syncc Marwiin inzwischen aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht war und sich sein Zustand weiter stabilisierte.
    Bis jetzt hatte ich ein Viertel der Wegstrecke hinter mich gebracht und beschleunigte mein Tempo, soweit es der Laufuntergrund zuließ.
    Nach einer weiteren halben Stunde, in der das Auftreten von tiefen Bodeneinschnitten deutlich zugenommen hatte, hielt ich am oberen Rand eines kreisrunden Kraters an, dessen Durchmesser ich mit dem Visier auf gut dreihundert Meter bestimmte.
    Laut der Projektion der Einschlagpositionen der Rumblermodule auf die Kartendaten der Drohne, lag ein solcher Einschlagsort genau vor mir.
    Innerhalb des Kraters stand kein Baum mehr. In seiner Mitte befand sich ein tiefes Loch von fünfzig Metern Durchmesser, dessen Grund ich nicht sehen konnte. Hier hatte sich zweifelsfrei ein Rumbler in den steinigen Untergrund gebohrt, bevor er explodierte und seine seismischen Wellen in die Umgebung gesandt hatte.
    Im übrigen Krater steckten starke Äste und ganze Bäume in alle Himmelsrichtungen weisend, teilweise bis zur Hälfte im Boden versunken.
    Im Visier leuchtete das Gelände innerhalb dieses Kraters im unteren Wärmebereich. Seine Temperatur lag sieben Grad über der Umgebungstemperatur.
    Ich drehte mich um und ging zu einem der wenigen noch stehenden Bäume, unmittelbar außerhalb des Kraters. Er hatte es seinen beindicken und meterlangen Brettwurzeln zu verdanken, dass er noch stand. Mein Blick folgte seinem Stamm in die Höhe, bis zum Ansatz der untersten Äste. Mir schien, der Stamm stehe nicht mehr ganz senkrecht.
    Ich betrachtete die Blätter. An den Astspitzen hingen sie schlaff herab.
    Der Baum starb.
    Ein Trauergefühl erhob sich in mir. Auf seltsame Art fühlte ich mich mit dieser Gegend verbunden, obwohl ich hier noch nie zuvor gewesen war.
    Die seismischen Wellen hatten die Bodenschichten angehoben und danach wieder abgesenkt – vergleichbar mit einer vorüberziehenden Hochwasserwelle über dem Meeresgrund, welche den
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