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Coruum Vol. 1

Coruum Vol. 1

Titel: Coruum Vol. 1
Autoren: Michael R. Baier
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Visier. Ich hatte noch gut 2 Kilometer vor mir.
    Mein Weg führte mich durch eine umgepflügte und sterbende Gegend. Im trüben Licht der fahlen Sonne gab es so gut wie keine Schatten der umgestürzten Bäume und aufgerissenen Felsformationen. Die Landschaft wirkte sonderbar zweidimensional.
    An vereinzelten Stellen trat Wasser aus dem Boden aus, teilweise in Form meterhoher Geysire, und hatte bereits begonnen, große Seen zu bilden. Die Rumblereinschläge hatten die unterirdischen Grundwasserläufe ebenfalls zerstört, so dass sich das Wasser jetzt neue Wege suchte.
    Der Sturm hatte merklich nachgelassen. An einer Stelle, an der die Führungslinie mich um einen dieser Seen herumführte, traf ich auf eine große Öffnung im felsigen Boden, durch welche die größte Menge des Wassers in einem beeindruckenden Fall wieder unter der Erdoberfläche verschwand.
    Am gegenüberliegenden Rand der Öffnung ragten zwei mächtige Baumriesen aus dem Erdreich. Sonderbar an ihnen waren meterlange, helle parallele Linien, die sich auf der dunkelbraunen Borke abzeichneten und in der Öffnung verschwanden.
    An einer Stelle wurden die Linien von etwas verdeckt, was aus der Entfernung wie ein Umhang aussah. Ich lief hin.
    In der Vergrößerung meines Visiers hatte ich längst erkannt, um was es sich in Wirklichkeit handelte.
    Der Mann war tot.
    Seine Kleidung hatte sich in der rauen Oberfläche des Baumes verhakt, kurze, dicke Äste bohrten sich durch seinen Körper und waren dann abgebrochen. Er musste mit großer Wucht gegen diesen Baum geschleudert worden sein – möglicherweise als Folge des Rumblereinschlags, der den Baum entwurzelt hatte. Der Körper des Mannes war furchtbar zugerichtet. Ein Bein fehlte unterhalb des Knies.
    Mit der Mündung der Raver drehte ich ihn ein wenig, um sein Gesicht zu erkennen. Ich stutzte.
    Durch die Bewegung waren die Reste seiner blutverkrusteten Kleidung vom Rücken gerutscht. Ein nahezu kreisrundes Loch mit stark gezackten Rändern kam zum Vorschein. Ich hätte meinen Arm hindurch stecken können.
    Ich setzte mich auf den Stamm und betrachtete den Mann nachdenklich. Aus einer verborgenen Seitentasche meines Anzuges holte ich dünne Monofaser-Handschuhe und zog sie an.
    Offenbar war ich viel zu spät dran. Die Truppen der Unsichtbaren Flotte und von Z-Zemothy hatten hier bereits aufgeräumt. Die Auswirkungen des Unfalls durch die Sprungtor-Implosion hatten sie nicht genug zurückgeworfen. Es war ihnen ausreichend Zeit geblieben, die notwendigen Exkursionen zur Planetenoberfläche durchzuführen und die Spuren, nach denen ich suchte, zu beseitigen.
    Großer Zorn wallte in mir auf. Man mochte über die Zuchtpolitik des Zentrums denken, wie man wollte. Der Umgang mit den Folgen, wie er sich mir hier offenbarte, verdiente meine größte Verachtung. Dieser Mann war durch Kill-Bees gestorben, einer im Roten Nebel offiziell geächteten Waffe, die in den Auseinandersetzungen vergangener Jahrtausende unzählige Opfer gefunden hatte. Sie auf unterentwickelten Welten gegenüber wehrlosen Individuen einzusetzen, kam einem Todesurteil des verantwortlichen Offiziers gleich. Ich verstand das Engagement von Syncc Marwiin in diesem Moment nur zu gut.
    Mein Blick folgte den Riefen im Stamm des einen Baumes in die Tiefe. Nach etwa fünfzehn Metern verschwand er in einer Gischtwolke, welche von den herunterstürzenden Wassermassen stammte. Der zweite Stamm war leicht gegen den ersten verdreht und schien sein Herunterrutschen zu blockieren.
    Was hatte diese tiefen Spuren in dem Baumstamm hinterlassen? Hatte der Tote damit zu tun? Gab es womöglich weitere Individuen dort unten – lebend?
    Ich entschied mich, hinabzusteigen. Es war gefährlich – trotz meines Körperschildes, und brachte mich nicht näher an den Sender heran.
    Die Hochgeschwindigkeitsseilwinde verankerte sich im Holz des Baumes. Die beiden haarfeinen Seile rasteten magnetisch am Schulterverschluss meines Monofaseranzuges ein und zischten kurz auf, als sie in mein Körperschutzfeld integriert wurden. Ich vergewisserte mich, dass die Raver deaktiviert war, und deponierte sie unter dem Baumstamm. Sie würde mich beim Klettern nur behindern und ich bezweifelte, dass ich sie da unten brauchen würde.
    Dann kletterte ich ein paar Meter auf dem Baumstamm hinunter, bis ich das Niveau der eingestürzten Geländeoberfläche erreichte, wobei ich die Furchen als Kletterhilfen nutzte. In Handreichweite rauschten die Wassermassen neben mir in die Tiefe.
    Ich
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