Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Corum 05 - Der gefangene König

Corum 05 - Der gefangene König

Titel: Corum 05 - Der gefangene König
Autoren: Michael Moorcock
Vom Netzwerk:
neue Götter zu finden, und ironischerweise machten sie ausgerechnet die Person zu einem neuen Gott, die ihnen geholfen hatte ihre alten Götter zu vertreiben. Sie glorifizierten Corums Heldentaten, aber sie raubten ihm damit seine Existenz als Individuum. Sie schrieben ihm magische Kräfte zu; sie erzählten Geschichten über ihn, die sie früher über ihre alten Götter erzählt hatten. Warum war den Mabden die Wahrheit niemals genug? Warum muß-ten sie die Wahrheit immer verzerren, verdrehen und zu einem Lügengespinst aufbauschen? Was für eine paradoxe Rasse waren diese Mabden doch!
    Corum rief sich den Abschied seines Freundes Jhary-a-Conel, der sich selbst den »Gefährten von Helden« genannt hatte, ins Gedächtnis, und er erinnerte sich an Jharys letzte Worte: »Neue Götter können so leicht geschaffen werden«. Aber Corum hatte damals nicht ahnen können, wer
    schon bald einer dieser neuen Götter werden sollte.
    Weil er für viele schon zum Gott geworden war, begannen die Menschen von Lywm-an-Esh die Landzunge, auf der Burg Erorn stand, zu meiden, denn sie wußten, daß die Götter keine Zeit hatten, dem Geschwätz der Sterblichen zu lauschen.
    So wurde Corum immer einsamer. Er gab es auf, in die Länder der Mab-den zu reisen, denn die göttliche Verehrung war ihm zuwider.
    In Lywm-an-Esh waren jetzt auch alle diejenigen gestorben, die ihn persönlich gekannt hatten, die gewußt hatten, daß er außer seiner fast unbegrenzten Lebensspanne so verwundbar war wie sie selbst. Also gab es niemanden mehr, der den Legenden um Corum widersprechen konnte.
    Auf der anderen Seite mußte Corum feststellen, daß er sich an die Mab-den und ihre Lebensart gewöhnt hatte. So fand er an der Gesellschaft seiner eigenen Artgenossen wenig Freude, denn die Vadhagh verharrten in ihrer Weltvergessenheit und ihrer Unfähigkeit die eigene Situation zu verstehen, und daran würde sich nichts mehr ändern, bis die Rasse der Vadhagh vom Angesicht der Erde verschwunden war. C orum beneidete die anderen Vadhagh um ihre Gleichgültigkeit, denn er selbst fühlte sich durchaus noch genug am Lauf der Dinge beteiligt, um über das mögliche Schicksal der verschiedenen Rassen zu spekulieren, auch wenn er an den Geschehnissen außerhalb von Burg Erorn keinen Anteil mehr hatte.
    Eine Art Schach, wie sie von den Vadhagh gespielt wurde, nahm viel von seiner Zeit in Anspruch (er spielte mit sich selbst und benutzte die Spielsteine wie Argumente in einer Diskussion, indem er eine logische Folgerung gegen eine andere setzte, um sie so zu prüfen). Während er über seine verschiedenen vergangenen Kämpfe und Abenteuer grübelte, begann er manchmal daran zu zweifeln, ob es sie überhaupt jemals wirklich gegeben hatte. Er fragte sich auch, ob die Tore zu den fünfzehn Ebenen nun für immer geschlossen waren, selbst für die Vadhagh und die Nhadragh, die einst völlig frei durch sie aus und ein gehen konnten. Wenn dem so war, bedeutete das etwa, daß die anderen Ebenen tatsächlich gar nicht mehr existierten? Und so wurden die Gefahren, die Ängste und die Entdeckungen von einst zu nichts anderem als abstrakten Überlegungen; sie wurden die Grundlagen einer Theorie, die die Natur der Zeit und der persönlichen Identität betraf, und nach einer Weile verlor Corum auch an dieser Theorie das Interesse.
    Über achtzig Jahre mußten nach dem Fall der Schwertherrscher vergehen, bevor Corums Interesse an Dingen, die die Rasse der Mabden und ihre Götter betrafen, wieder geweckt wurde.
    Es war eine eigenartige Weise, auf die Corum wieder in das Schicksal der Mabden verwickelt wurde. In seinen Träumen begann er Stimmen zu hören. Die Stimmen erflehten seine Hilfe und nannten ihn einen Gott, nannten ihn Corum Llaw Ereint - Corum von der Silbernen Hand. Und Corum verweigerte sich dem Ruf, bis ihm Jhary-a-Conel, sein geheimnisvoller alter Freund, der sich frei von einer Ebene zur anderen zu bewegen schien, riet, dem Ruf zu folgen. Denn die Stimmen gehörten den Nachfahren von Rha-linas Volk dem Volk von Lywm-an-Esh. Und Corum war der Ewige Held. Sein Schicksal war es, in allen großen Kriegen an den Kreuzwegen der menschlichen Geschichte zu kämpfen.
    So wappnete Corum sich endlich mit Rüstung und Kriegsschmuck der Vadhagh, legte seine beste künstliche Hand an (eine silberne Hand, die in allen Bewegungen einer menschlichen Hand glich) und ritt auf seinem roten Streitroß in die Zukunft zum Volk von Cremm Croich und in den Kampf gegen die schrecklichen Fhoi
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher