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Corum 04 - Das kalte Reich

Corum 04 - Das kalte Reich

Titel: Corum 04 - Das kalte Reich
Autoren: Michael Moorcock
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Mache ich mir selbst vor, daß es Rhalina ist, die mich so ruft? Was ich auch tue, ich kann sie nicht loswerden, Jhary. Darum war ich auch heute unterwegs. Ich hoffte, der Ritt würde mich so ermüden, daß ich zu erschöpft zum Träumen wäre.«
    Und Jharys Gesicht wurde ernst, während er dem Freund zuhörte. Und als Corum erzählt hatte, legte der kleine Mann eine Hand auf die Schulter seines Freundes und sagte: »Fürchtet Euch nicht! Vielleicht wart Ihr wirklich in diesen letzten Jahren verrückt, aber dann war es ein anderer, sehr stiller Wahnsinn. Ihr habt wirklich Stimmen gehört, und es waren wirkliche Menschen, die Ihr in Eueren Träumen gesehen habt. Sie beschworen oder versuchten es jedenfalls ihren Helden. Sie versuchten, Euch zu sich zu holen. Sie versuchen das jetzt seit vielen Tagen.«
    Wieder verstand Corum Jharys Wort nur schwer. Er begriff den Freund nicht. »Ihr Held.?« fragte er unsicher.
    »In ihrem Zeitalter seid Ihr eine Legende«, erklärte ihm Jhary. »Eine Art Halbgott, könnte man sagen. Ihr seid Corum Llaw Ereint für sie Corum von der Silbernen Hand. Ein mächtiger Krieger. Ein großer Held seines Volkes. Es gibt ganze Geschichtenzyklen und Sagenkreise, die sich mit ihm beschäftigen und seine Göttlichkeit nachweisen!« Jhary lächelte ein wenig sardonisch. »Wie bei den meisten Göttern und Helden verbindet sich mit Euerem Namen die Legende, daß Ihr in der Zeit der größten Not zu Euerem geliebten Volk zurückkehren werdet. Nun ist diese Zeit da, denn die Not ist wirklich groß.«
    »Wer ist das, ›mein‹ Volk?«
    »Es sind die Nachkommen der Menschen von Lwym-an-Esh, Rhalinas Volk.«
    »Rhalinas...?«
    »Es ist ein gutes Volk, Corum. Ich kenne diese Menschen.«
    »Ihr kommt von ihnen?«
    »Nicht direkt.«
    »Ihr könnt nicht erreichen, daß sie mit dieser Anrufung aufhören? Ihr könnt sie nicht daran hindern, mich in meinen Träumen heimzusuchen?«
    »Ihre Kraft schwindet von Tag zu Tag dahin. Bald werden sie Euch nicht länger quälen. Ihr werdet wieder ruhig schlafen können.«
    »Seid Ihr sicher?«
    »Oh, ich bin überzeugt davon. Sie können nur noch kurze Zeit überleben, bevor das Kalte Volk sie endgültig überwältigen wird. Bald werden die Herren der Schwarzen Wälder die letzten aus Rhalinas Volk erschlagen oder versklavt haben.«
    »Wie Ihr schon sagtet«, meinte Corum, »es herrscht ein ewiges Werden und Vergehen.«
    »Aye«, bestätigte Jhary. »Aber es ist schon ein trauriger Anblick, die Letzten dieses goldenen Volkes von diesen dunklen, wilden Eroberern vernichtet zu sehen, die Schrecken bringen, wo einst Frieden herrschte, und Furcht, wo sonst nur Freude die Herzen erfüllte.«
    »Das klingt alles sehr bekannt«, bemerkte Corum trocken. »Die Welt hört nicht auf sich weiter zu drehen.« Er hatte längst genau begriffen, warum Jhary gerade an diesem Volk so besonderes Interesse zu haben schien.
    »Und dreht sich und dreht sich«, stimmte Jhary ironisch lächelnd zu.
    »Und selbst wenn ich wollte, könnte ich diesem Volk nicht helfen, Jhary. Ich bin schon lange nicht mehr in der Lage zwischen den Ebenen zu reisen. Ich kann nicht einmal mehr in die nächste Ebene sehen. Abgesehen davon, wie kann ein einzelner Krieger dem Volk helfen, von dem du erzählst?«
    »Ein einzelner Krieger kann Großes vollbringen. Er kann sehr viel helfen. Und es ist ihr Glaube, der Euch zu ihnen bringen würde, wenn ihr sie laßt. Aber sie sind schwach. Sie können Euch nicht gegen Eueren Willen herbei beschwören. Ihr widersteht ihrer Anrufung. Aber dazu braucht es nicht viel. Ihre Zahl wird täglich geringer, und ihre Kräfte schwinden dahin. Sie waren einst ein großes Volk. Selbst ihren Namen haben sie von Euch abgeleitet. Sie nennen sich selbst Tuha-na-Cremm Croich.«
    »Cremm?«
    »Oder Corum, wie es manchmal in ihren ältesten Überlieferungen noch heißt. Für sie heißt ›Corum‹ einfach Lord Lord unter dem Hügel. Sie beten Euch vor einer Steintafel an, die auf einem Hügel aufgerichtet worden ist. Man glaubt daran, daß Ihr unter diesem Hügel lebt und die Gebete hört.«
    »Sie scheinen ein abergläubisches Volk zu sein.«
    »Ein wenig abergläubisch sind sie schon. Aber sie sind nicht irgendwelchen Göttern verfallen. Über allem verehren sie den Menschen selbst. Und alle ihre Götter sind in Wahrheit nicht mehr als tote Helden ihres Volkes. Manche Völker machen einen Gott aus der Sonne, dem Mond, den Stürmen, wilden Tieren und allem, was es da sonst noch so geeignetes
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