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Corum 04 - Das kalte Reich

Corum 04 - Das kalte Reich

Titel: Corum 04 - Das kalte Reich
Autoren: Michael Moorcock
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ich komme, werde ich morgen kommen.« Die Szene verblaßte und die Stimmen verblaßten. Und Corum schlief friedlich bis in den Morgen.
     
    Als er aufwachte, wußte er, daß es nichts mehr zu überlegen gab. Während er schlief, hatte er sich entschieden, falls möglich dem Ruf der Menschen im Eichenhain zu folgen. Sein Leben auf Burg Erorn war nicht nur elend, es war darüber hinaus völlig nutzlos. Es diente nicht einmal ihm selbst. Er würde zu ihnen gehen, würde die Ebene durchqueren und durch die Zeiten reisen. Und er würde aus freiem Willen zu ihnen gehen, frei und stolz.
    Jhary fand ihn in der Waffenkammer. Corum hatte für sich den silbernen Harnisch ausgewählt und den konischen Helm aus versilbertem Stahl, auf dem sein voller Name eingraviert war. Er hatte Beinschienen aus vergoldetem Messing gefunden und über einen Tisch seinen Umhang aus scharlachroter Seide ausgebreitet und seinen Rock aus blauem Sammet. Eine langschäftige Vadhagh-Streitaxt lehnte gegen ein Regal. Daneben waren aufgereiht ein Schwert, das nicht auf dieser Erde geschmiedet worden war, sein Heft aus rotem und schwarzem Onyx, ein Speer, von der Spitze über den ganzen Schaft mit Schnitzereien von Jagdminiaturen versehen, über hundert winzige Figuren, und ein guter Bogen mit einem Köcher gutgeschnittener Pfeile. Davor lag ein runder Kampfschild, aus verschiedenen Lagen von Kupfer, Leder, Messing und Silber gearbeitet und mit der zähen Haut des weißen Nashorns, das einst in den nördlichen Wäldern von Corums Land gelebt hatte, überzogen.
    »Wann geht Ihr zu ihnen?« erkundigte sich Jhary, während er die Zusammenstellung inspizierte.
    »Heute nacht.« Corum wog die Lanze in seiner Hand. »Vorausgesetzt, ihre Beschwörung ist erfolgreich. Ich werde zu Pferd aufbrechen, auf meinem roten Pferd. Ich werde zu ihnen reiten.«
    Jhary fragte nicht, wie Corum sie eigentlich erreichen wollte. Und auch Corum hatte über dieses Problem nicht nachgedacht. Es würden ganz bestimmte Voraussetzungen dabei eine Rolle spielen, das war alles, was sie wußten, und mehr kümmerte sie nicht. Das meiste hing davon ab, wie machtvoll die Anrufung der Gruppe im Eichenhain sein würde.
    Gemeinsam nahmen sie etwas zu sich und stiegen dann zu den Zinnen der Burg hinauf. Von hier oben konnten sie das weite Meer im Westen und die großen Wälder und Moore im Osten sehen. Die Sonne schien hell und der Himmel war offen, klar und blau. Es war ein guter, friedlicher Tag. Sie unterhielten sich über die alten Zeiten, riefen sich tote Freunde ins Gedächtnis und tote oder verbannte Götter. Sie sprachen von Kwll, der sich mächtiger erwiesen hatte als die Lords der Ordnung und die Lords des Chaos, Kwll, der nichts zu fürchten schien. Sie fragten sich, wohin Kwll und sein Bruder Rhynn wohl gegangen waren, ob es andere Ebenen hinter den fünfzehn Ebenen der Erde gäbe und ob diese Welten in irgendeiner Form der Erde entsprächen.
    »Und dann ist da natürlich noch die Frage nach der Konjunktion der Millionen Sphären«, sagte Jhary, »und danach, was folgt, wenn die Konjunktion vorüber ist. Glaubt Ihr, sie ist jetzt schon vorbei?«
    »Nach der Konjunktion werden neue Gesetze eingesetzt. Aber was setzt diese Gesetze in Kraft? Und von wem kommen sie?« Corum lehnte sich gegen die Brustwehr und blickte über die schmale Meeresbucht unter ihnen. »Ich vermute, daß wir selbst es sind, die diese neuen Gesetze machen. Und wir tuen es ganz unwissentlich. Wir sind nicht einmal sicher, was gut ist und was böse oder ob es diese Kategorien überhaupt gibt. Kwll glaubte nicht an dergleichen, und ich beneidete ihn darum. Wie armselig wir doch sind. Wie armselig ich bin, daß ich es nicht ertragen kann, ohne Loyalität für eine bestimmte Sache zu leben. Ist es Stärke, die mich entscheiden ließ, zu diesen Menschen zu gehen? Oder ist es Schwäche?«
    »Ihr sprecht von Gut und Böse und sagt, Ihr wüßtet nicht, was das sei. Aber mit Stärke und Schwäche ist es nichts anderes. Diese Begriffe sind bedeutungslos.« Jhary zuckte die Achseln. »Liebe kann ich begreifen und Haß kann ich begreifen. Physische Stärke ist einigen von uns gegeben denen kann ich sie ansehen. Und einige sind physisch schwach. Aber warum sollte man die Elemente des menschlichen Charakters mit diesen Attributen vergleichen? Und wenn wir einen Mann nicht verurteilen, weil er durch Zufall nicht zu den physisch Starken gehört, warum sollen wir ihn dann verurteilen, wenn zum Beispiel seine Entschlußkraft nicht
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