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Corkle 1

Corkle 1

Titel: Corkle 1
Autoren: Thomas
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seven-layer mint frappé macht.«
    Karl war Kriegswaise und hatte sein Englisch überwiegend vor dem riesigen PX-Laden der Army in Frankfurt aufgeschnappt. Dort hatte er sich, gerade etwas über zehn Jahre alt, seinen Lebensunterhalt dürftig durch den Handel mit Zigaretten verdient, die er amerikanischen Soldaten abluchste und auf dem schwarzen Markt verkaufte. Er war ein guter Barmann und sprach Amerikanisch ohne jeden deutschen Akzent.
    Er kam nicht dazu, mehr zu sagen. Padillo packte mich an der linken Schulter, schlug mir die Beine unterm Körper weg und warf mich zu Boden. Ich drehte mich im Fallen und erwischte einen flüchtigen Blick auf das Paar. Sie hatten die Gesichter mit weißen Taschentüchern verdeckt und liefen zu dem Tisch, an dem Maas und sein Freund saßen. Sie feuerten vier Schüsse ab. Ihr Knall tat mir in den Stirnhöhlen weh. Padillo hatte sich auf mich fallen lassen. Wir richteten uns noch rechtzeitig auf, um Herrn Maas durch die Tür hinausrennen zu sehen. Seine schäbige Aktentasche schlug ihm dabei gegen ein fettes Bein. Hilde, die Kellnerin, stand erstarrt in einer Ecke, ein Tablett wie vergessen in der Hand. Dann schrie sie gellend, und Padillo befahl Karl, zu ihr zu gehen und sie zum Schweigen zu bringen. Karl, bleich unter der Höhensonnenbräune, kam schnell hinter der Bar hervor und begann auf das Mädchen in Tönen einzureden, die besänftigend sein sollten. Sie schienen sie noch mehr zu verstören, aber immerhin hörte sie auf zu schreien.
    Padillo und ich gingen zu dem Tisch, an dem Maas und sein weiland Freund gesessen hatten. Der Freund lag ausgestreckt im Sessel, seine Augen blickten starr zur Decke, sein Mund stand etwas offen. Es war zu dunkel, um Blut erkennen zu können. Er war ein kleiner dunkler Mann gewesen, mit glattem schwarzen Haar, das er ohne Scheitel zurückgekämmt getragen hatte. Seine Gesichtszüge waren scharf, mit Hakennase und fliehendem Kinn, das eine Rasur nötig gehabt hätte. Seine Bewegungen mochten flink, seine Redeweise lebhaft gewesen sein. Jetzt war er nur tot – nichts als eine Leiche, die uns vor Probleme stellte.
    Padillo sah ihn ausdruckslos an. »Wahrscheinlich werden sie vier Geschosse im Herzen finden, je zwei in einem Zoll Abstand. Anscheinend waren es Profis.«
    Ich konnte noch das Kordit riechen. »Soll ich die Polizei rufen?«
    Padillo sah mich zerstreut an und nagte an seiner Unterlippe. »Ich war nicht hier, Mac«, sagte er. »Ich war in Bonn auf ein Bier. Oder auf dem Petersberg, die Opposition beobachten. Eben einfach nicht hier. Es würde ihnen nicht sehr passen, daß ich hiergewesen bin, und ich muß heute abend ein Flugzeug erwischen.«
    »Mit Hilde und Karl bringe ich das in Ordnung. Das Küchenpersonal hat noch Mittagspause, nicht wahr?«
    Padillo nickte. »Wir haben noch Zeit, schnell einen auf den Weg zu nehmen, ehe du anrufst.« Wir gingen zur Bar zurück, und Padillo trat hinter die Theke, griff nach der Haig-Flasche mit den Einbuchtungen und goß zwei kräftige Drinks ein. Karl stand noch in der Ecke bei Hilde und redete besänftigend auf sie ein. Ich bemerkte, daß seine Hände die richtigen Stellen tätschelten.
    »Wenn ich das Flugzeug heute abend kriege, sollte ich in zehn Tagen zurück sein, vielleicht in zwei Wochen.«
    »Warum sagst du ihnen nicht, du hättest dir eine schwere Erkältung zugezogen?«
    Padillo trank einen Schluck und lächelte. »Ich bin nicht besonders scharf auf diese Reise. Es geht diesmal um mehr als um reine Routine.«
    »Sollte ich sonst noch etwas wissen?«
    Er blickte drein, als wollte er etwas sagen; dann hob er die Schultern. »Nein, nichts. Halte mich nur da raus. Gib mir zwei Minuten und ruf dann die Polizei. Okay?«
    Er leerte sein Glas und kam hinter der Bar hervor.
    »Viel Spaß«, sagte ich.
    »Danke, gleichfalls.«
    Wir gaben uns nicht die Hand. Wir taten es nie. Ich sah, wie Padillo hinausging. Er schien sich nicht mehr so schnell zu bewegen wie früher; er schien sich auch ein bißchen weniger aufrecht zu halten.
    Ich leerte mein Glas, ging dann in die Ecke und half Karl, Hilde zu beruhigen, und klärte mit beiden, daß Padillo nicht dagewesen war, als der kleine dunkle Mann seine letzte Cola trank. Dann ging ich zur Bar zurück, griff nach dem Telefon und rief die Polizei an.
    Danach setzte ich mich an die Bar und dachte über Padillo nach und wohin er diesmal reisen mochte. Dann dachte ich an Herrn Maas und seinen schlanken dunklen Freund und an das maskierte Paar, das
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