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Corina 01 - Dämonisch verführt

Corina 01 - Dämonisch verführt

Titel: Corina 01 - Dämonisch verführt
Autoren: Karen Chance
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Toast nach dem anderen gefeiert. Tränen glänzten auf Wangen, selbst während die Trauergäste schallend lachten. Ich wusste nicht, ob das für Leute aus dem Feenland, die sich so fern der Heimat befanden, normal war; vielleicht neigten sie zu einem besonderen Zusammenhalt. Jedenfalls bekam Benny einen tollen Abschied.
    Mircea hatte einen Platz mitten in einer Troll-Familie gefunden und endete damit, dass er ein kleines Kind auf seinem Schoß hielt. Er schien sich wie zu Hause zu fühlen, als hütete er jeden Tag Trollkinder. Seine langen, schmalen Hände beruhigten das Kind, bis es schließlich mit dem Kopf an seiner Schulter einschlief. Ich starrte in mein leeres Glas und stand auf, um mir Nachschub zu holen.
    »Ich schätze, eine solche Trauerfeier wird für Drac nicht veranstaltet«, sagte ich einige Minuten später und trank meinen dritten Krug Bier. Radus Wein war längst alle, und Elfenbier war das einzige alkoholische Getränk, das in unbegrenzter Menge zur Verfügung stand. Das Zeug hatte es in sich, so sehr ich mich auch bemühte, davon betrunken zu werden, ich schaffte es einfach nicht.
    »Das ist eine Familienangelegenheit«, sagte Mircea.
    »Drac war dein Bruder«, erwiderte ich scharf.
    Mircea reichte das schlafende Kind der Mutter, die ihm durch ihren dichten braunen Bart zulächelte. Er nahm meine Hand und ging mit mir nach draußen in den Garten, den Olga in der Lücke zwischen den Gebäuden angelegt hatte. Eine Hollywoodschaukel stand in der einen Ecke, der Terrasse mit einigen Topfpflanzen gegenüber.
    Es kam genug Licht durch die Jalousien im Büro, um ein braunes Streifenmuster auf der Terrasse zu bilden, während der Vollmond alles in Silber tauchte.
    »Er war kein Bruder«, sagte Mircea. »Er war eine Krankheit, an der die Familie jahrhundertelang litt.«
    »Hast du ihn deshalb getötet?«
    Mircea beobachtete mich, und in der Dunkelheit wirkten seine Augen wie flüssiges Schwarz. »Ich dachte, das hätte dein Elfenfreund erledigt.«
    Ich lachte so sehr, dass mir der Hals wehtat. »Spar dir die Mühe. Drac ist mit dem Kampf gegen dich aufgewachsen. Er kann Caedmons Stil unmöglich mit deinem verwechselt haben.«
    Ich hätte die Zeichen eher verstehen sollen: Drac, der Mirceas Identität ohne zu zögern akzeptierte, Mircea, der ihn
    »Vlad« nannte, obwohl Caedmon diesen Namen nie gehört hatte, die Angst vor dem Feuer, die ein Elf nicht gehabt hätte. Aber ich schnallte die ganze Sache erst nach dem Gespräch mit Caedmon. AEsubrand hatte ihn durchs halbe Haus gejagt, in dem Bemühen, das Angefangene zu Ende zu bringen und das größte Hindernis auf seinem Weg zum Thron zu beseitigen. Caedmon gesellte sich der Party erst hinzu, als die ganze Aufregung vorbei war -
    nachdem er und Heidar den Mistkerl AEsubrand besiegt hatten.
    »Louis-Cesare bat mich, einen Blick auf deinen geheimnisvollen Elfen zu werfen«, sagte Mircea und versuchte gar nicht, es abzustreiten. »Er dachte, Caedmon könnte in Wirklichkeit AEsubrand oder Alarr sein und beabsichtigen, den Krieg in unsere Welt zu tragen. Durch meine Arbeit für den Senat kenne ich sie beide.«
    »Danach habe ich nicht gefragt.«
    »Ich habe Vlad nicht getötet, Dorina. Die entzückende Olga hat das getan.«
    »Nachdem du ihn in die richtige Position manövriert hast«, sagte ich. Mircea hob eine Braue, und ich schnitt eine finstere Miene. An diesem Abend lag mir nichts an irgendwelchen Spielchen. »Ich habe dich nie so schlecht kämpfen sehen«, fügte ich hinzu. »Du wolltest, dass er stirbt, aber du wolltest ihn nicht selbst töten. Warum nicht?«
    »Weil das seinem Wunsch entsprach.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Er wollte durch meine Hand sterben. Er wollte mich zwingen, das zu tun, was ich ihm vorwarf, und dadurch die Familie erneut zerbrechen lassen. Das habe ich ihm vorenthalten.«
    »Von welcher Familie sprichst du?«, fragte ich bitter.
    »Wir waren eine Familie, Dorina, wenn auch eine zerrüttete. Wir schützten uns. Wir töteten füreinander. Wir retteten uns immer wieder gegenseitig das Leben. Und manchmal haben wir uns auch gehasst. Aber wir haben uns nie verraten. Wir haben uns nie aufgelauert. Nur Vlad hat das getan.«
    »Radu hat ihn zuerst angegriffen.«
    »Nein.« Die Luft zwischen uns schien plötzlich Substanz zu gewinnen. »Unsere Familie war schon lange vorher zerbrochen.«
    Ich schluckte, und die Furcht bildete einen Kloß in meinem Hals. Ich hatte um die Begegnung mit ihm gebeten, sie praktisch verlangt, und jetzt fragte ich
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