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Corina 01 - Dämonisch verführt

Corina 01 - Dämonisch verführt

Titel: Corina 01 - Dämonisch verführt
Autoren: Karen Chance
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Flammen der einen Reihe sprangen auf die nächste über. Sonderbare rote Schatten tasteten wie springende Finger nach unseren Beinen, als wir praktisch zur Kellertür flogen. Ich suchte nach Radu, konnte ihn aber nirgends sehen; er schien wirklich schwer zu töten zu sein. Wie der Rest der Familie, dachte ich, als Louis-Cesare die schwere Eichentür hinter uns zuwarf. Nur einen Moment später donnerten auf der anderen Seite neue Explosionen.
    Keuchend standen wir an der Tür und wussten, dass wir uns eigentlich weiter von der Gefahrenzone entfernen sollten, aber wir waren viel zu erschöpft. Benommenheit machte sich in mir breit, als ich mich umsah und nach der nächsten Herausforderung Ausschau hielt, nach der nächsten Gefahr. Doch ich sah nur zwei zornige türkisfarbene Augen, die mich von der dunklen Treppe anstarrten. »Dorina! Was hast du mit meinem Wein gemacht?«
    Ein sonderbares Grollen kam von meiner rechten Seite. Ruckartig drehte ich den Kopf und riss die Augen auf, als ich Zeugin des seltsamsten Ereignisses dieses Tages wurde. Das Letzte, was ich vor dem Umkippen sah, war Louis-Cesare. Nackt und blutig lehnte er an der Tür - und lachte.
    24
    Zwei Tage später stritten wir noch immer über Wein. Radu und ich waren unterwegs zu Bennys Totenwache, die trotz der vielen Leute in seinem kleinen Büro stattfand, weil es im Lagerhaus noch einige große Löcher gab. Die Reste seiner Okkultus-Zauber waren geopfert worden, um die große Anzahl gewöhnlicher Besucher daran zu hindern, zu sehr die Stirn zu runzeln.
    Ich beobachtete, wie ein Postwagen über die Straße rollte und ganz harmlos aussah, bis er plötzlich nach links bog und sich durch den Vordereingang quetschte. Für ein oder zwei Sekunden fragte ich mich, was so groß war, dass es sich als Postwagen tarnen musste. Der Gedanke lenkte mich von Radu ab, der darüber jammerte, dass er Wein kaufen musste, »und noch dazu einen schlechteren Jahrgang«, weil seine Vorräte derzeit gegen null tendierten.
    Dann sah ich jemanden, der mit vertrautem stolzen Schritt und wehendem, bis zu den Stiefeln reichenden Cape über die Straße kam. Einige letzte Sonnenstrahlen leuchteten noch über den Neon-Horizont von Las Vegas, und deshalb hatte sich der Bursche die Kapuze über den Kopf gezogen, aber es spielte keine Rolle. Ich kannte Mirceas Gangart so gut wie meine eigene und erlebte einen kurzen, mir den Magen umdrehenden Anfall von Panik.
    »Denk nicht mal dran.« Ich merkte erst, dass ich mich abgewandt hatte, als ich Radus Hand an der Schulter spürte.
    »Heutzutage wird man seine Schulden selbst dann nicht mehr los, wenn man einem Mann das Leben rettet.«
    »Nicht, wenn du auch seinen Weinkeller in die Luft jagst und ihm obendrein das Haus zerstörst.«
    »Beim Haus hatte ich ein bisschen Hilfe.«
    Radu schnaubte leise und führte mich ins Büro. Ein Riese hatte sich dort in eine Ecke gequetscht, mit einem langen Bart, der wie Rauch auf seiner Brust wirkte - er war der Postwagen gewesen, nahm ich an. Die Versammlung der Trauergäste bestand bisher aus: zwei Dutzend Trollen, einigen Menschen, die offenbar Gestaltwandler waren - ich hörte ein leises Summen von ihnen -, und einigen geringeren Dämonen. Olga sah sehr vornehm aus in schwarzem Satin und einem Schleier, und nachdem ich ihr mein Beileid zugemurmelt hatte, zog ich mich in die relative Sicherheit der kleinen Küche zurück.
    Dort standen zahlreiche Speisen bereit, die ich mir nicht zu genau ansah, und Stapel von Bierfässern reichten bis zur Decke. Im Vergleich dazu wirkte Radus Flasche völlig unbedeutend, wie etwas, das ein Troll zum Nachspülen trank. Trotzdem suchte ich nach einem Öffner, als mir plötzlich die Flasche aus der Hand genommen wurde.
    »Du verpasst die Grabrede.« Die Zärtlichkeit in der rauchigen Stimme war vermutlich vorgetäuscht, aber sie ging mir trotzdem ans Herz. Verdammt. Stumm reichte ich ihm das Glas.
    Die Grabrede bestand aus mehreren Geschichten, die schnell hintereinander erzählt wurden, und jede von ihnen war ungeheuerlicher als die vorherige. Sowohl die Geschichten als auch das Bier reichten bis spät in die Nacht, und der Besucherstrom schien kein Ende nehmen zu wollen. Kinder kamen mit ihren Eltern, schliefen auf den Schultern ihrer Väter ein und lauschten gebannt mit dem Kopf auf dem Schoß der Mutter. Man erinnerte sich an Benny; man trank auf ihn und erging sich in Lobpreisungen. Jedes ausgefuchste Geschäft wurde bejubelt, jede zwielichtige Transaktion mit einem
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