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Corina 01 - Dämonisch verführt

Corina 01 - Dämonisch verführt

Titel: Corina 01 - Dämonisch verführt
Autoren: Karen Chance
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mich, ob das eine gute Idee gewesen war. Vielleicht sollte ich es einfach dabei bewenden lassen. Wenn ich es ablehnte, die Träume für wichtig zu halten .... Dann gelang es mir vielleicht, ihnen noch etwas länger keine Beachtung zu schenken.
    Kühle Finger schlossen sich um mein Handgelenk. Das seltsame Licht bewirkte sonderbare Schatten in Mirceas Gesicht: Er blieb schlank und elegant, war aber auch streng und abweisend. Ich merkte plötzlich, dass ich noch einen Drink brauchte. »Dorina .... Bist du ganz sicher?«
    »Es ist mein Recht, Bescheid zu wissen«, sagte ich automatisch. Ich war so sehr daran gewöhnt, immer anderer Meinung zu sein als Mircea, dass ich eigentlich gar nichts entschied. Und dann war es zu spät.
    »Ich habe sie verlassen«, begann er schlicht, ohne Einleitung. »Ich habe für ihre finanzielle Sicherheit gesorgt, verließ sie aber. Ich verstand selbst nicht, was mit mir geschehen war - wie konnte ich dann von ihr Verständnis erwarten? Ich befürchtete, sie würde sich von mir abwenden, wenn sie erfuhr, was aus mir geworden war. Das wollte ich nicht erleben.«
    Ich versuchte nicht einmal, auch nur den Anschein zu erwecken, ihn zu verstehen. »Und bei deiner Rückkehr?«
    Mircea wirkte ruhig, so wie er in der Hollywoodschaukel saß, aber ich kannte ihn gut genug, um eine Anspannung zu erkennen, die von gezügelter Energie kündete, als sei es reine Willenskraft, die ihn so reglos sitzen ließ. »Als ich zurückkehrte, fand ich ihr Dorf niedergebrannt vor, und seine Bewohner tot. Sie seien einer >Seuche< zum Opfer gefallen, hieß es. Völlig unglaubwürdig war das nicht, denn so etwas geschah damals. Und doch…«
    »Du hast es nicht geglaubt.« Mircea log. Das machte er immer — es gehörte zu seiner Überlebenstaktik. Wenn ihn unvermeidliche Umstände zwangen, die Wahrheit zu sagen, gab er so wenig wie möglich preis. Wenn jemand eine Lüge innerhalb einer Lüge erkennen konnte, dann er.
    »Nein, ich habe es nicht geglaubt.«
    Plötzlich hielt ich es nicht mehr aus. Der Druck in meiner Kehle nahm so sehr zu, dass ich glaubte, daran zu ersticken. Was auch immer es war, ich wollte es hinter mir haben - ich wollte endlich Bescheid wissen. »Heraus damit!«
    »Nachdem ich deine Mutter verlassen hatte, wurde ihr klar, dass sie schwanger war. Sie wollte dich behalten, aber als sich herausstellte, was .... es mit dir auf sich hatte, übten die abergläubischen Dorfbewohner großen Druck auf sie aus, damit sie dich weggab. Sie trennte sich von dir und bereute es fast sofort. Doch du hieltest dich nicht an einem bestimmten Ort auf, wo man dich leicht finden konnte. Die Zigeuner zogen umher, überquerten oft sogar die Grenze von Nachbarländern. Sie suchte dich jahrelang und gab dabei den größten Teil des Geldes aus, das ich ihr hinterlassen hatte, aber sie fand dich nicht. Schließlich begab sie sich voller Verzweiflung nach Targoviste.«
    »Warum?« Vernünftige Zigeuner hatten diesen Ort gemieden. In Dracs Augen waren sie nichts weiter gewesen als Ungeziefer.
    »Um Vlad zu bitten, ihr zu helfen«, erwiderte Mircea mit rauer Stimme.
    Ich starrte ihn groß an und war mir nicht sicher, richtig gehört zu haben. »Sie ging zu Drac? Weil sie ihn um Hilfe bitten wollte?«
    »Ich war sein Bruder, du warst seine Nichte«, sagte Mircea leise und blickte ins Leere. »Sie hatte Grund zu der Annahme, dass ihr Anliegen bei ihm nicht auf taube Ohren stoßen würde.«
    Ich schüttelte fassungslos den Kopf. Entweder hatte sie nichts über ihn gewusst, oder sie war geradezu kriminell naiv gewesen. Wie hatte sie glauben können, dass Drac - ausgerechnet Drac - ihr helfen würde, wenn sie mit einer Geschichte über seinen untoten Bruder und ein Dhampir-Kind zu ihm kam? Mir gefror das Blut in den Adern, als ich mir vorstellte, wie er darauf reagiert hätte. »Was geschah?«, flüsterte ich und ahnte die Antwort.
    »Er befahl ihre Hinrichtung wegen verleumderischer Lügen.« Mirceas Stimme war kalt wie Eis, doch in seinen Augen sah ich brennenden Hass. »Er ließ sie an einem Pfahl verrecken. Tagelang litt sie, und bevor sie starb, rief sie ein letztes Mal meinen Namen. Aber ich war nicht da. Ich war nicht gekommen.« Die Hand, die so beiläufig auf seinem Knie ruhte, wurde zur Faust. Ich starrte sie an, und etwas schnürte mir die Kehle zu. »Der Tod war eine lächerlich geringe Strafe für seine Sünden.«
    Ich schloss die Augen und sah erneut die gefrorene Leiche, die erstarrten Gliedmaßen vom kalten Wind
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