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Coolman und ich. Voll auf die zwölf (German Edition)

Coolman und ich. Voll auf die zwölf (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Voll auf die zwölf (German Edition)
Autoren: Rüdiger Bertram
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Zeitung!«
    Bisher hatte ich geglaubt, dass Kai sich in der Zeitung nur die Bilder anguckt. Aber anscheinend kann er wirklich lesen. Er überrascht mich immer wieder.
    »Kai beibt bei uns. Den geben wir nie wieder her! Deswegen tarnen wir ihn auch. Pass auf, gleich ist er komplett verschwunden!«, fährt Justin fort, kramt einen mit grünen Blättern bedruckten Leinensack aus dem Beutel des Kängurus und stülpt ihn Kai umständlich über den Kopf.
    »Oder glaubst du, wir sind echt total bescheuert?!«
    Ich bin froh, dass er auf seine Frage keine ehrliche Antwort erwartet. Justin ist viel zu sehr damit beschäftigt, das getarnte Känguru zum Springen zu bewegen. Der Sack hat zwei Löcher, genau da, wo Kais Augen sind, und als Justin ihm ein paar Blätter vor die Nase hält und an der Leine zerrt, macht das Känguru tatsächlich ein paar vorsichtige Hüpfer.

    Justin hat recht. Mit dem Sack sieht Kai wirklich nicht mehr aus wie ein hüpfendes Känguru.
    Er sieht aus wie ein hüpfendes Känguru, das einen Sack über dem Kopf hat.
    »Echt super, oder?«, fragt Justin und sieht mich erwartungsvoll an.
    In dem Augenblick kommt Alex dazu, und ich bin froh, auch diese Frage nicht beantworten zu müssen.
    »Alter, wo ist Kai?«, fragt Alex, als er uns erreicht hat.
    »Hier! Ich steh doch direkt vor dir«, antworte ich.
    »Du doch nicht, Alter! Ich meine Kai, unser Känguru!«, erwidert Alex.
    In dem Moment zieht Justin dem Känguru den Sack vom Kopf, und Alex sieht ehrlich erstaunt aus.
    »Super Tarnung! Mensch, Alter, das ist toll! So können wir mit Kai überallhin, ohne aufzufallen«, murmelt er voller Bewunderung. »Ist noch Cola da?«
    Justin, der wegen des Lobs ganz rot geworden ist, greift in den Beutel und fischt eine Dose für Alex heraus.
    »Wo warst du? Ich hab mir schon Sorgen gemacht, weil Justin ganz allein war«, frage ich Alex.
    »Beim Rektor«, antwortet er.
    Das hatte ich vergessen. Jeder muss mal zum Rektor, weil er irgendwelchen Mist gebaut hat. Alex und Justin aber sind die Einzigen, die jede Woche einen festen Termin haben, um sich dann die gesammelten Klagen anzuhören. Alex immer montags nach der zweiten Stunde, Justin immer dienstags. Für unseren Rektor war das auf die Dauer zeitsparender, als sie bei jeder Kleinigkeit einzeln vorzuladen.
    »Und wie war dein Tag so, Alter?«, erkundigt sich Alex.
    Zuerst winke ich nur genervt ab, dann erzähle ich es ihnen doch. Die ganze Geschichte: von dem verkorksten Morgen bis zu der Sache mit der Erdkundearbeit und den Kreuzen an der falschen Stelle.
    Ich meine, wozu hat man sonst Freunde?

    Als ich fertig bin, sehen Alex und Justin ziemlich betrübt aus. Meine Geschichte hat sie anscheinend wirklich mitgenommen. Sogar mein Namensvetter scheint mit mir zu leiden und stupst mich aufmunternd mit seiner Schnauze in die Seite.

    Es dauert eine Weile, ehe sich Alex und Justin so weit gefangen haben, dass sie etwas sagen können.
    »Tintenkiller hilft, Alter!«, bricht Alex endlich das Schweigen.
    »Wieso Tintenkiller?«, frage ich ratlos.
    »Bei einem Pickel ist so ein Tintenkiller echt das einzig Wahre. Der ätzt den einfach weg. Das hilft immer!«
    »Es geht doch gar nicht um meinen Pickel!«, erkläre ich den beiden.
    Dann erzähle ich meine ganze Geschichte noch einmal, damit sie kapieren, worum es wirklich geht: um totale Verzweiflung, absolute Demütigung und den vollständigen Verlust meines Selbstvertrauens.
    »Wenn ich Hunger habe, kann ich nicht denken, Alter!«, erklärt Alex, als ich endlich fertig bin.
    »Mir geht’s echt genauso. Wir haben doch unsere Frühstücksbrote alle Kai gegeben. Hast du nicht was zu essen dabei?«, erkundigt sich Justin.
    Weil mir sowieso der Appetit vergangen ist, hole ich meinen belegten Toast aus der Tasche und reiche ihn den beiden.
    Alex kramt in dem Beutel des Kängurus und holt eine Flasche Ketchup hervor. Es ist ein wahres Wunder, was da alles reinpasst.
    »Ein Wunder!«, ruft Justin plötzlich aus und fällt neben mir auf die Knie.
    Alex hat die Scheibe Käse von dem Toast gehoben, damit Justin den Toast großzügig mit Ketchup beschmieren kann. Dabei hat er die eingebrannte Madonna entdeckt. Als Alex sie sieht, lässt er sich neben Justin auf die Erde nieder, und für einen Moment sieht es so aus, als wollten sie ihre Nasen vor lauter Ehrfurcht in eines der nikotinverseuchten Beete drücken.
    »Hört schon auf damit«, versuche ich die zwei zu beruhigen. »Jeden Tag werden Millionen Scheiben Brot getoastet. Da ist es
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