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Coolman und ich. Voll auf die zwölf (German Edition)

Coolman und ich. Voll auf die zwölf (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Voll auf die zwölf (German Edition)
Autoren: Rüdiger Bertram
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Gedanken.
    »Eigentlich muss ich noch mal zu einem geheimen Einsatz bei den Pyramiden, aber ich glaube, das kann ich verschieben«, antworte ich und lächele zurück.
    Sogar in meinem Leben gibt es Momente, die einfach nur perfekt sind.
    Es sind wenige. Sehr wenige. Aber es gibt sie.
    Damit ich diesen perfekten Augenblick nie vergesse, präge ich mir ein, was ihn so unvergesslich macht. Daran will ich mich noch erinnern, wenn ich fünfundachtzig bin und vor lauter Alzheimer nicht einmal mehr meinen Namen weiß.
    Fünf Dinge, die diesen Moment perfekt machen:
    1) Mit den Klopfzeichen hatte ich gerade die bislang genialste Idee meines Lebens.
    2) Ich werde gleich meine erste Eins in Erdkunde schreiben ... obwohl ich gar nicht gelernt habe.
    3) Lena hat mit mir geredet.
    4) Lena hat mich angelächelt.
    5) Lena will mit mir ins Kino gehen.

    Mit Lena würde ich mir im Kino sogar eine Liebesschnulze anschauen, obwohl mir »Zwei Superklopper hauen auf die Kacke, Teil 3« natürlich lieber wäre.
    Aber man kann eben nicht alles haben.
    Lena winkt mir noch einmal zu, als wir uns auf unsere Plätze setzen. Wir sind die beiden Einzigen, die lächeln. Die anderen in der Klasse lassen ihre Köpfe alle so tief hängen, dass zwischen Stirn und Tischplatte nicht einmal mehr ein Spickzettel passt. Kein Wunder, schließlich sind sie jetzt im Herzen des Schlachthauses angekommen.
    Wie auf Kommando betritt die Maier das Klassenzimmer, und dass sie keine blutverschmierte Metzgerschürze über ihrem Kleid trägt, enttäuscht mich ein wenig. Diese Arbeit wird ein fürchterliches Gemetzel mit vielen, vielen Opfern und wenigen Überlebenden. Zweien, um genau zu sein.
    »Dir wird das Grinsen noch vergehen, Kai!«, ruft die Maier, während sie mit ernster Miene die Arbeitsblätter verteilt, als wären es Todesurteile.
    Sofort lasse ich gespielt mutlos meinen Kopf auf den Tisch vor mir sinken, um nicht aufzufallen. Als die Maier an meinem Tisch vorbei ist und sich vorn an ihr Pult gesetzt hat, ziehe ich Antis alte Klausur aus meiner Tasche und platziere sie auf meinen Knien.
    Während um mich herum der Rest der Klasse aufstöhnt, mache ich flott meine Kreuzchen an der richtigen Stelle. Dazu ist es noch nicht einmal nötig, mir die Aufgaben durchzulesen. Ich brauche nur die Kreuze aus Antis Arbeit in meine Klausur zu übertragen. Das würde sogar COOLMAN schaffen.
    Außer dem Rascheln, wenn die Maier ihre Zeitung umblättert, ist jetzt noch ein anderes Geräusch zu hören: ein ungeduldiges Zischen drei Reihen vor mir. Es kommt von Lena. Die hatte ich im Rausch des Ankreuzens glatt vergessen. Sie hat sich kurz umgedreht und nickt mir auffordernd zu.
    Ich weiß, was ich zu tun habe.

    Blödsinn! Ich muss Klopfzeichen geben.
    Ich klopfe mit meinen Knöcheln ein Mal auf den Tisch, damit Lena weiß, dass es sich um die erste Frage handelt. Dann drei Mal kurz hintereinander für die richtige Antwort C.
    Nach einer kurzen Pause klopfe ich zwei Mal, damit sie kapiert, dass gleich die Antwort für Aufgabe Nummer zwei folgt.
    »Kai! Was soll der Quatsch?! Sitz gefälligst ruhig und hör mit dem Krach auf!« Die Maier hat ihre Zeitung zur Seite gelegt und guckt mich scharf an.
    »Das geht nicht, sonst kann ich mich nicht konzentrieren«, erwidere ich, weil mir so schnell keine bessere Erklärung einfällt und ich ihr die Wahrheit ja wohl schlecht sagen kann.
    »Du bist aber der Einzige, der sich bei dem Lärm konzentrieren kann. Also lass es bitte sein.«
    Verdammt! In meinem genialen Plan ist kein Platz für die empfindlichen Ohren der Maier. Ich ändere meine Taktik und stampfe mit dem Fuß auf. Drei Mal für Aufgabe drei, vier Mal für Antwort D.
    »Kai! Jetzt hör endlich auf damit!« Die Maier blickt mich strafend an.
    Statt auf den Boden zu stampfen, beginne ich zu husten: fünf Mal für Frage fünf und ein Mal für Antwort A.
    »Es reicht, Kai!«
    Ich versuche es mit Pfeifen.
    »Ruhe jetzt, Kai!«
    Klatschen.
    »Kai!«
    Schnipsen.
    »Kai!!!«
    Schnalzen.
    »KAI!!!«
    Rülpsen.
    »Noch ein Ton, und du bist draußen!!!«
    Weil Rauchzeichen oder Flaggensignale ausscheiden, bleibt mir nur noch Gedankenübertragung. Wenn ich mich ganz stark auf die richtigen Antworten konzentriere, erreichen sie Lena vielleicht auch so. Ich denke, so doll ich kann: B ist die richtige Antwort auf Frage 7.
    Aber entweder herrscht in unserem Klassenzimmer ein telepathisches Funkloch, oder Lena ist doch nicht so sensibel, wie ich dachte. Tatsache ist, das mit der
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