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Coolman und ich. Voll auf die zwölf (German Edition)

Coolman und ich. Voll auf die zwölf (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Voll auf die zwölf (German Edition)
Autoren: Rüdiger Bertram
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weiß, ob wir gerade ein Paar sind oder heillos zerstritten. Ehrlich, ich habe auch jetzt keinen blassen Schimmer, werde es aber gleich erfahren, wenn ich sie anspreche.
    »Hallo, Lena, alles klar?«, begrüße ich sie, als ich sie im Flur überhole und mir dabei die Hand vors Gesicht halte, damit sie meinen Pickel nicht sieht.
    »Hau ab!«
    Okay, alles klar. Ihrer Erwiderung meines freundlichen Grußes und ihrem genervten Gesichtsausdruck entnehme ich, dass wir derzeit wieder eine Phase haben, in der wir mindestens so weit voneinander entfernt sind wie der Mond und die Erde. Andererseits könnte ihre Verstimmung auch an der bevorstehenden Erdkundearbeit liegen und gar nichts mit mir zu tun haben.
    »Weißt du, was das hier ist?«, frage ich sie und krame dabei mit der rechten Hand Antis alte Arbeit aus meiner Schultasche. Die linke brauche ich, um weiter den Pickel zu verstecken.
    Lena sagt kein Wort, sondern starrt mich nur misstrauisch an.
    »Das sind die Lösungen für die Erdkundearbeit«, fahre ich fort und wedele ein bisschen mit dem Heft durch die Luft, um Lena neugierig zu machen.
    »Wo hast du die her?«, fragt Lena skeptisch.
    »Die habe ich von ...«

    »Die habe ich von ...«, beginne ich erneut, »... einem geheimen Einsatz in Ägypten mitgebracht. Ich darf nicht drüber reden, aber es war sehr, sehr gefährlich.«
    »Du bist echt der letzte Idiot, Kai! Du hast die alte Arbeit bestimmt von deiner Schwester. Schön für dich. Mir hilft das gar nichts. Ich schreib bestimmt eine schlechte Note.«
    »Du kannst bei mir abschreiben«, schlage ich großzügig vor. »Sogar umsonst! Mach dir keine Sorgen!«
    »Super Idee! Wir sitzen drei Bänke auseinander, schon vergessen?!«
    Das stimmt. Daran hatte ich nicht gedacht. Da müsste Lena schon einen Giraffenhals haben, um von ihrem Platz in mein Heft gucken zu können.
    Aber plötzlich kommt mir eine Idee. Eine richtig gute Idee. Vielleicht sogar meine beste überhaupt.
    Wie die meisten Lehrer schreibt auch die Maier Ankreuz-Arbeiten, weil die beim Korrigieren so wenig Arbeit machen. Das ist so wie bei »Wer wird Millionär«, nur eben ohne Studiopublikum, Kameras, Telefonjoker, Günther Jauch, und Geld gibt es auch keins zu gewinnen. Nur gute Noten. Oder schlechte, je nachdem.
    Ich gebe euch ein Beispiel für eine typische Aufgabe:
    Wie viele Höcker haben Dromedare?
    A) 0
    B) 1
    C) 5
    D) 100
    Dann muss man die Antwort B ankreuzen, um die volle Punktzahl zu kriegen. Für A, C und D kriegt man bei den meisten Lehrern immerhin noch ein paar Trostpunkte, weil man sich bemüht hat.

    Leider sind die Aufgaben von der Maier in der Regel nicht so leicht. Eine typische Frage der Maier sieht ungefähr so aus:
    Wann entdeckte Kolumbus Amerika?
    Am 12. Oktober 1492 um
    A) 11 h 30
    B) 11 h 35
    C) 11 h 40
    D) 11 h 45
    Das weiß kein Mensch, außer der Maier und einer Handvoll Professoren mit dem Spezialgebiet »Die Entdeckung Amerikas«. Und Trostpunkte fürs Bemühen gibt sie auch keine. Da ist die Maier knallhart.
    Kein Wunder also, dass alle solche Angst vor der bevorstehenden Arbeit haben.
    Alle außer mir.
    Und bald auch Lena, weil ich genau weiß, wie ich ihr helfen kann, obwohl sie drei Reihen vor mir sitzt.
    »Klopfen!«, antworte ich geheimnisvoll.
    »Kai? Alles klar mit dir?«, fragt Lena und sieht mich besorgt an.
    »Im Gegenteil, ich war noch nie so brillant wie jetzt. Pass auf: Während der Klausur klopfe ich unauffällig auf den Tisch. Das erste Klopfen steht für die Nummer der Aufgabe. Danach klopfe ich ein Mal, wenn A die richtige Antwort ist. Wenn es B ist, klopfe ich zwei Mal, und bei C drei Mal. Verstanden?«
    Ich mache es ihr vor und klopfe mit der linken Hand gegen die Wand. Dabei vergesse ich, den Pickel abzudecken, aber das scheint Lena nichts auszumachen.
    Im Gegenteil. Lena lächelt mich an.
    »Das ist echt nett von dir. Meine Eltern würden totalen Ärger machen, wenn ich schon wieder nur eine Zwei mit nach Hause bringe«, sagt sie, und ich kann sehen, wie erleichtert sie ist. Lena ist nämlich gut in der Schule. Viel besser als ich, und das beweist mal wieder, dass alles nur eine Frage der Perspektive ist. Wenn man nur Einsen schreibt, ist eine Zwei die totale Enttäuschung. Wenn man aber sonst nur Fünfen bekommt, ist man über eine Vier total glücklich.
    Ist halt alles relativ im Leben.
    »Hast du heute Nachmittag übrigens schon was vor? Ich mein, vielleicht könnten wir ins Kino gehen«, unterbricht Lena meine tiefgründigen
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