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Cook, Robin

Titel: Cook, Robin
Autoren: Schock
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wie es in ihr brodelte. Sie war vollkommen durcheinander.
    »Was ist denn mit dir los?«, rief ihre Mitbewohnerin Deborah Cochrane und warf einen Blick auf die Uhrzeit, die am Rand ihres Computerbildschirms angegeben war. »Für einen Freitagabend bist du ziemlich früh. Bist du krank?« Deborah trug ein lässiges, übergroßes Sweatshirt mit Harvard-Aufdruck. Verglichen mit der zarten, zerbrechlich wirkenden femininen Art Joannas war sie mit ihrem kurzen, dunklen Haar, ihrer dunklen, mediterranen Hautfarbe und ihrem athletischen Körperbau eher ein unbändiger Wildfang. Ihre Gesichtszüge waren zwar untrüglich weiblich, doch sie waren kräftiger und runder als die von Joanna. Alles in allem ergänzten sich die beiden Freundinnen prima und unterstrichen jede auf ihre Art ihre natürliche Schönheit.
    Joanna antwortete nicht und hängte ihren Mantel an der Garderobe im Flur auf. Deborah nahm ihre Freundin genau ins Visier, als diese den spärlich möblierten Wohnraum betrat, sich auf das Sofa plumpsen ließ und die Füße unter sich zog. Erst jetzt war sie bereit, sich Deborahs prüfendem Blick zu stellen. »Erzähl mir nicht, ihr habt euch gestritten«, begann Deborah.
    »Gestritten haben wir uns eigentlich nicht«, entgegnete Joanna. »Wir haben uns nur getrennt.«
    Deborah fiel die Kinnlade herunter. Sie kannte Joanna seit dem Orientierungsseminar in ihrem ersten Studienjahr, was inzwischen sechs Jahre her war, und seitdem hatte Carlton in Joannas Leben quasi zum Inventar gehört. Aus ihrer Sicht hatte absolut gar nichts darauf hingedeutet, dass in der Beziehung der beiden etwas nicht stimmte. »Was ist passiert?«, fragte sie verdattert.
    »Ich hatte eine plötzliche Eingebung«, erwiderte Joanna. Ihre Stimme zitterte leicht, was Deborah keineswegs verborgen blieb. »Unsere Verlobung ist aufgelöst. Aber noch wichtiger ist vielleicht, dass ich nicht mehr darauf aus bin, zu heiraten. Fertig, aus. Falls es passiert, wunderbar, und falls nicht, ist es auch okay.«
    »Habe ich das nicht schon immer gepredigt?«, platzte Deborah heraus. Sie konnte ihre Freude nur schwer unterdrücken. »Das klingt ja gar nicht nach dem Buttercremetorte glasierenden Mädel im Brautjungfernkleidchen, an das ich mich so gewöhnt habe. Wie kommt es zu dem plötzlichen Sinneswandel?« In Deborahs Augen glich Joannas zielstrebiges und unerschütterliches Ansteuern der Ehe beinahe religiösem Fanatismus.
    »Carlton wollte unseren Hochzeitstermin wieder einmal verschieben«, erklärte Joanna. »Dieses Mal bis zum Ende seiner Facharztausbildung.« Sie fasste die letzte Viertelstunde ihres Gesprächs mit Carlton für ihre Freundin zusammen. Deborah hörte aufmerksam zu.
    »Bist du einigermaßen okay?«, fragte sie, als Joanna fertig war. Sie beugte sich vor und sah ihr aus der Nähe in die Augen.
    »Ja«, erwiderte Joanna. »Es geht mir besser, als ich es für möglich gehalten hätte. Ich fühle mich ein bisschen zittrig, aber im Großen und Ganzen bin ich okay.«
    »Dann sollten wir feiern!«, rief Deborah. Sie stand auf und stürmte in die Küche. »Ich habe noch eine Flasche Champagner, die ich lange aufgespart habe. Sie verstopft schon seit Monaten den Kühlschrank. Jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt, sie zu köpfen.«
    »Vielleicht«, brachte Joanna hervor. Eigentlich war ihr nicht gerade nach feiern zumute, doch die Energie, die es kostete, sich Deborahs Begeisterung zu widersetzen, brachte sie auch nicht mehr auf.
    »Es kann losgehen!«, rief Deborah, als sie mit der Flasche in der einen und zwei Champagnergläsern in der anderen Hand zurückkehrte. Sie kniete sich vor den Couchtisch und löste den Verschluss. Der Korken flog mit einem lauten Knall gegen die Decke. Deborah lachte, aber sie registrierte auch, dass Joanna keine Miene verzog.
    »Bist du wirklich okay?«, fragte sie ihre Freundin.
    »Ich muss mich wohl erst mal an die Veränderung in meinem Leben gewöhnen.«
    »Mit Sicherheit«, stimmte Deborah ihr zu. »Wie ich dich kenne, kommt deine Entscheidung dem Sündenfall des Apostels Paulus auf dem Weg nach Damaskus gleich. Schließlich hat die altehrwürdige Houstoner Gesellschaft dich schon darauf gedrillt, nichts anderes als den heiligen Hafen der Ehe anzusteuern, als du noch nichts weiter warst als ein Funkeln in den Augen deiner Mutter.«
    Jetzt musste sogar Joanna lachen.
    Deborah schenkte den Champagner ein wenig zu schwungvoll ein. Die vor allem mit Schaum gefüllten Gläser quollen über, und ein Teil des guten
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