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Constantine

Constantine

Titel: Constantine
Autoren: Roxanne St. Claire
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du mitten in der Nacht aufgewacht bist, und da bist du gegangen, um es zu holen.«
    »Nein.«
    »Jetzt weiß ich’s«, sagte er, schnippte mit den feuchten Fingern und deutete auf sie. »Du hattest auf einmal den unwiderstehlichen Drang, das Silber zu polieren.«
    »Nein.«
    Ihre Blicke verfingen sich ineinander, ihr Atem verfiel in den gleichen Rhythmus. Ein Schritt weiter, und ihre Körper würden sich berühren.
    Sein Auftrag war es, sich mit der Crew vertraut zu machen. Den Dieb hatte er möglicherweise schon, aber hatte er damit auch die undichte Stelle?
    »Also, was hast du dann da drin getrieben?«, wollte er wissen.
    Da sie nicht zurückweichen konnte, hob sie ihr Kinn und schürzte trotzig ihre rosa Lippen. »Kann ich dir trauen?«
    »Schätzchen, wir stehen nackt zusammen in einer Dusche, einen Wassertropfen breit voneinander entfernt, und ich habe bislang nichts anderes getan als mich um deine Gesundheit zu sorgen.« Er neigte den Kopf und warf ihr ein lässig-provokatives Lächeln zu. »Natürlich kannst du mir trauen.«
    Lizzie blinzelte durch die Wassertropfen auf ihren Wimpern, um ihn genauer zu betrachten. Dieser Mann war ein Phänomen der Kontraste.
    Seine Augen waren blau wie ein klarer Wintermorgen und hoben sich scharf gegen seine olivbraune Haut ab; sein dichtes schwarzes Haar war militärisch kurz, doch ansonsten wirkte er alles andere als gezähmt. Er hatte sie überwältigt, als wollte er sie sofort umbringen, um sie im nächsten Moment mit einer geschmeidigen Bewegung vor der Säure zu retten. Während sein muskulöser, männlicher Körper irgendwie bedrohlich wirkte, hatte er sie – beinahe! – vom ersten Moment an beschützt.
    Und er hatte recht. Sie standen sich splitternackt auf engstem Raum gegenüber, und die chemischen Reaktionen, die zwischen ihnen abliefen, hatten nichts mit Salpetersäure zu tun. Trotzdem hatte er sie nicht angerührt, außer um sie nach Verätzungen abzusuchen.
    Auch wenn er alles andere als harmlos aussah, schien er doch zu den Guten zu gehören.
    Ob sie ihm wirklich vertrauen konnte? Sicherlich nicht in allem. Sie würde ihn auf die Probe stellen. »Ich wollte ein Foto von etwas, das wir heute geborgen haben.«
    »Ein Foto? Warum konntest du das nicht bei Tag machen, auf Deck, vor aller Augen?«
    »Weil wir die Schätze nicht fotografieren dürfen, weil wir überhaupt keine Fotos machen dürfen«, erklärte sie. »Hat Paxton Ihnen das nicht gesagt?«
    Er zuckte beiläufig mit den Schultern. »Ich weiß, bei dieser Operation läuft alles ein bisschen anders.«
    So konnte man es auch ausdrücken. »Weißt du auch, warum?«
    »Sicherheitsgründe«, erwiderte er und wiederholte damit, was der Crew offiziell mitgeteilt worden war.
    »Genau.« Sie musterte ihn mit leisem Schnauben.
    Dieser Unbekannte konnte sich dem Satan oder dessen Stiefsohn verschrieben haben, und selbst wenn er ihr glaubte und ihr helfen wollte, würde er sie für komplett verrückt halten. Doch wenn sie ihm nicht die Wahrheit sagte – oder zumindest einen Teil davon –, würde er sie auffliegen lassen, um damit beim Boss Pluspunkte zu sammeln.
    Dann wäre sie ihren Job los, bevor ihre Arbeit überhaupt begonnen hatte.
    »Ich versuche, historische Artefakte zu schützen, bevor Judd Paxton sie auf dem freien Markt verkauft und sich von dem Geld ein weiteres Denkmal errichten lässt.«
    Er blickte sie wortlos an, schien über ihre Worte nachzudenken.
    »Ich habe versucht, ein paar Aufnahmen von den Schätzen zu machen, bevor sie im Tresor eines privaten Sammlers verschwinden«, erläuterte sie.
    »Dann haben wir es also nur mit Vertragsbruch zu tun, du willst nicht etwa deinen Boss ausnehmen.« Er betrachtete sie aus verschleierten Augen, und sein Blick jagte ihr heiße Wellen durch den Körper. Doch als ihr seine Worte ins Bewusstsein drangen, wurde sie schlagartig wieder klar im Kopf.
    »Unser Boss?« Das gab Punktabzug für den attraktiven Taucher. »Du hast dich also auch von Judd Paxton kaufen und manipulieren lassen.«
    »Ich bin dem Typ nie begegnet. Ich lasse mich nur von ihm bezahlen – und die Bezahlung ist, wie du weißt, wesentlich besser als anderswo.«
    Sie musterte sein Gesicht und versuchte, seine Miene zu entschlüsseln, doch vergeblich.
    »Komm schon«, sagte sie schließlich. »Wir sind außer Gefahr. Ich will mich jetzt wieder anziehen, mir ist nämlich kalt.«
    »Du kannst die Sachen unmöglich wieder anziehen«, sagte er. »Da sind Reste von Säure drin. Ich werde dir
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