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Connie und das ganz spezielle Weihnachtsfest

Connie und das ganz spezielle Weihnachtsfest

Titel: Connie und das ganz spezielle Weihnachtsfest
Autoren: Julia Boehme
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Weihnachtsteller. Ich habe extra ein paar mehr gemacht.«

    Conni darf mit einem langen Kaminstreichholz die Kerzen am Baum anzünden. Onkel Albert erzählt währenddessen von seinen Weihnachtsfeiern an Bord. »Wir hatten es satt, Weihnachten unter Palmen zu feiern. Also hatten wir einen Christbaum dabei. Und zwar im Kühlraum, damit er nicht schon vorm 1. Advent alle Nadeln verliert. Hat auch alles prima geklappt, grün war der, wie frisch aus dem Wald. Wir hatten nur ein Problem: Wir hatten ordentlich Seegang und im Christbaumständer wär uns der Baum glatt umgekippt. Da haben wir ihn einfach mit der Spitze oben an der Decke aufgehängt. Bei Windstärke 7 baumelte er fröhlich hin und her. So weit, so gut.« Onkel Albert lässt sich auf dem Sofa nieder. »Leider fegte in der Christnacht ein Taifun über uns hinweg. Und als er vorüber war, hing nur noch die ramponierte Spitze an der Decke. Der Rest war Kleinholz.« Conni zündet die letzte Kerze an. So einen Orkan hätte sie in der Kirche gut gebrauchen können … Sophia knipst das Deckenlicht aus. Nun leuchten die Kerzen im Dunkeln wie helle Sterne und lassen den ganzen Baum strahlen. Für einen Moment sind alle still. »Jetzt ist wirklich Weihnachten.« Mama seufzt.

    Papa hat den Arm um sie gelegt. Frau Sandulescu hat die Hand ihrer Schwester genommen. Und Jakob ist auf Onkel Alberts Schloss geklettert (vielleicht um besser an die Lebkuchen ranzukommen). Nur Conni sitzt allein. Sie seufzt auch. Für sie ist noch lange nicht Weihnachten.
    Die beiden Schwestern tuscheln miteinander. Dann setzt sich Sophia im Dunkeln ans Klavier und Frau Sandulescu singt dazu ein Lied. Es klingt so schön. So schön, dass Conni die Tränen kommen. »Ein rumänisches Weihnachtslied«, erklärt Frau Sandulescu danach. »Aus unserer Heimat.«
    »Also, diese Stimme! So was gibt's doch gar nicht«, staunt Onkel Albert.
    »Maria war Opernsängerin«, erklärt Sophia. »Und was für eine!«, sagt Onkel Albert andächtig. Conni nickt. »Genauso muss der echte Engel gesungen haben, damals in Bethlehem!«
    »Danke!« Frau Sandulescu strahlt. »Das war das schönste Kompliment, das ich je bekommen habe!« Sophia grinst. »Und sie hat viele bekommen, das kannst du mir glauben!«
    Conni schluckt. Sie hätte auch so ein Engel sein wollen. Und stattdessen - Conni kommen schon wieder die Tränen.
    Frau Sandulescu beugt sich zu ihr. »Was ist denn?« Doch statt zu antworten, schluchzt Conni los. »Sie war heute beim Krippenspiel der Engel«, erklärt Mama stattdessen, »und hat bei der letzten Strophe den Text vergessen.« Mama flüstert, aber Conni hat es trotzdem gehört. »Ja, aber nur, weil die blöden Hirten mir mitten ins Lied geplatzt sind!«
    »So was kenne ich zur Genüge«, sagt Frau Sandulescu ernst. »Und auf der Bühne, wo alle zugucken, ist das natürlich besonders peinlich.« Conni schaut sie überrascht an. Sie ist die Erste, die ihre Katastrophe nicht gleich abtut. Frau Sandulescu setzt sich zu ihr. »Soll ich dir erzählen, was mir mal passiert ist?«
    Conni wischt sich die Tränen ab und nickt.

    »Also, ich war noch jung, ganz am Anfang meiner Karriere, und gab mein Debüt an einem großen Opernhaus. Und zwar als Königin der Nacht.
    Der Regisseur wollte, dass ich während meiner Arie hoch oben in einer Gondel hin und her schwinge. Was tut man nicht alles als Sängerin? Kurz vor der Premiere bekamen wir die Kostüme. Ich erhielt ein sternenbesticktes Oberteil und dazu einen langen schmalen Rock. Der war so eng, dass ich kaum einen Schritt damit gehen konnte. In der Gondel hatte ich aber nur einen festen Stand, wenn ich mich breitbeinig hinstellte. Also schlüpfte ich heimlich aus dem Rock. Die Brüstung war schön hoch: Untenrum konnte mich also keiner sehen. Bei der Generalprobe lief alles wie am Schnürchen. Dann kam die Premiere. Mit ganz illustrem Publikum, sogar der Staatspräsident war da. Alle wollten ihre Sache so gut wie möglich machen. Auch die Bühnenarbeiter, die mich so doll hin und her schaukelten, dass ich regelrecht seekrank wurde. Irgendwie sang ich trotzdem weiter, aber eher kläglich als majestätisch. Und dann geschah es: Durch das wilde Geschaukel riss eins der Seile. Die Gondel kippte zur Seite. Ich rutschte hinaus und konnte mich gerade noch mit den Händen festklammern. Dort hing ich dann in Todesangst. Und was fast noch schlimmer war: in Unterhosen. Heute wäre das vielleicht nichts Besonderes, aber damals war es einfach unerhört. So was von peinlich
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