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Connie und das ganz spezielle Weihnachtsfest

Connie und das ganz spezielle Weihnachtsfest

Titel: Connie und das ganz spezielle Weihnachtsfest
Autoren: Julia Boehme
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auf und die bunte Papierkette, die sie mit Jakob gebastelt hat. Sie spürt schon ein leises Weihnachtskribbeln. Das ist mittags leider schon wieder verflogen, als Regen gegen die Fenster pladdert. Conni seufzt.
    Sie hat so auf Schnee gehofft. Ein letztes Mal singt sie in ihrem Zimmer das Lied fürs Krippenspiel durch, dann ist es so weit.
    »Conni, du musst los!«, ruft Mama von unten.
    Conni schnappt sich die Tüte mit ihrem Kostüm und läuft die Treppe hinunter.
    Mama und sie sitzen schon im Wagen, als Jakob aus dem Haus gelaufen kommt.
    »Ich will mit!«, erklärt er atemlos und klettert ins Auto.
    »Pass auf!«, ruft Conni noch, aber zu spät: KRACK - setzt er sich auf ihre Plastiktüte.
    »Da sind meine Flügel drin!«, schreit Conni. »Jetzt sind sie bestimmt kaputt!«
    Sie hat Recht. Beide Flügel sind gebrochen und hängen traurig hinunter, als Conni sie in der Kirche überzieht. Frau Hauser repariert sie notdürftig mit Tesafilm.
    »Wenn du aufpasst, wird es schon halten«, meint sie.

    Ein Engel mit geflickten Flügeln. So etwas können einem nur kleine Brüder antun! Entschlossen rückt Conni ihren Sternenhaarreif zurecht. Egal.
    Das wird trotzdem ein super Auftritt. Den lässt sie sich von Jakob nicht vermasseln!
    Nach und nach füllt sich die Kirche. Die Krippenspielkinder warten aufgeregt im Hinterzimmer. Dann geht es los: Maria und Josef suchen verzweifelt einen Platz zum Schlafen und finden nichts anderes als einen Stall. Und dort im Stroh bekommt Maria ihr Kind. Eigentlich ist Weihnachten ja nichts anderes als eine Geburtstagsfeier - von einem Geburtstag, der schon mehr als 2000 Jahre her ist. Aber es ist nicht irgendein Geburtstag von irgendwem, sondern der Geburtstag von Jesus. Dem Sohn vom lieben Gott. Und deswegen kommt ein Engel auf die Erde, um den Menschen davon zu erzählen. Das ist Connis großer Auftritt …
    Sie kommt hinter der selbstgemalten Kulisse hervor, ihre goldenen Flügel glänzen im Scheinwerferlicht. Unten an den Stufen drängen sich die Hirten und Schafe um sie, tuscheln, scharren mit den Füßen und - Conni traut ihren Augen nicht -bohren in der Nase. Conni versucht nicht darauf zu achten. Frau Hauser hat nämlich schon mit dem Vorspiel begonnen. Conni holt Luft und singt los: »Von Himmel hoch, da komm ich her, ich bring euch gute neue Mär …« Die Kirche ist gerappelt voll. Alle schauen sie an. Alle hören ihr zu. Mama, die mit Papa, Onkel Albert und Jakob vorne in der dritten Reihe sitzt, wischt sich gerührt die Augen. Conni merkt, wie ihre Beine ganz weich und wacklig werden. Aber sie singt tapfer weiter. Glücklich hat sie die ersten beiden Strophen zu Ende gebracht, als einer der Hirten seinen Text losdröhnt: »Kommt, lasst uns zur Krippe gehen, um uns das Wunder anzusehen!« Schon stürzen die Hirten und Schafe zur anderen Altarseite, Richtung Krippe. »He, ich bin noch nicht fertig!«, stammelt Conni.

    Ein paar Leute im Publikum lachen leise. Frau Hauser scheucht Hirten und Schafe schnell zurück und setzt sich wieder ans Keyboard, damit Conni ihre letzte Strophe auch noch singen kann. Kleines Vorspiel. Nun hätte Connis Einsatz kommen sollen. Eigentlich.
    Doch sie steht da, den Mund offen, ohne dass ein Ton herauskommt. Wie fängt die dritte Strophe noch mal an?

    Frau Hauser setzt erneut an - und dann noch einmal. Die Hirten und Schafe scharren nicht mehr mit den Füßen. Sie gucken Conni an. Alle starren sie an. Alle. Es ist ganz still in der Kirche. Eine schreckliche Stille, die Conni keine Sekunde länger aushält.

    Todesmutig singt sie einfach noch einmal die zweite Strophe. Die dritte wird ihr dann schon automatisch einfallen. Denkt sie. Aber Pustekuchen: Die zweite Strophe ist gesungen und Conni weiß trotzdem nicht weiter. Wieder ist da diese grässliche Stille. Der Esel an der Krippe neigt mitleidig den Kopf. Und aus den Kirchenbänken zischt ihr jemand etwas zu, aber Conni kann es vorne am Altar einfach nicht verstehen. Eine Träne kullert ihr die Wange hinunter. Könnte der liebe Gott nicht ein bisschen helfen? Ganz ausnahmsweise mal? Schließlich sind sie doch in der Kirche. Doch vom Himmel hoch kommt überhaupt nichts. »Warum singt der Engel denn nicht?«, kräht ein Kind aus der zweiten Reihe.
    »Los, mach schon, Conni!«, posaunt es durch die ganze Kirche.
    Und diese Stimme kennt Conni ganz genau: Jakob! Am liebsten hätte sie einen Hirtenstab nach ihm geschleudert!
    Es quietscht schrecklich, als Frau Hauser schließlich ihren Stuhl
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