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Connie und das ganz spezielle Weihnachtsfest

Connie und das ganz spezielle Weihnachtsfest

Titel: Connie und das ganz spezielle Weihnachtsfest
Autoren: Julia Boehme
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zurückschiebt. Sie geht mitten über die Bühne und reicht Conni das Textblatt. Und in dem Moment, als Conni den Arm ausstreckt, um das Blatt entgegenzunehmen, löst sich mit leisem Plopp der Tesafilm und ihre Flügel knicken nach unten. Conni könnte losheulen. Die nächsten Minuten möchte sie am liebsten vollständig aus ihrem Leben streichen. Mit tränenerstickter Stimme leiert sie so schnell es geht die letzte Strophe hinunter. Dabei geht ihr nur eins durch den Kopf: Sie ist die Einzige, die vom Blatt absingen muss! Und dabei ist sie mit Abstand die Älteste. Sie wird keinem mehr in die Augen blicken können. Niemals.
    Kaum ist sie fertig, ist Conni wie ein Blitz von der Bühne verschwunden. Eigentlich hätte sie sich vorne in die Kirchenbank setzen können, um den Schluss vom Krippenspiel zu sehen. Doch Conni läuft durch die Seitentür ins Hinterzimmer, streift das Engelskostüm ab, stopft die Flügel in den Papierkorb und schließt sich auf dem Klo ein. Und dann heult sie los. Sie heult und heult und will bis an ihr Lebensende weiterheulen. Doch plötzlich kommt keine Träne mehr. Das kann doch nicht alles gewesen sein? Conni drückt noch ein bisschen, doch es kommt nichts mehr. Mit hochgezogenen Beinen sitzt sie auf dem geschlossenen Klodeckel und hört von Weitem das Schlusslied, den Applaus und anschließend das Fußgetrappel, als alle nach der Aufführung zum Umziehen nach hinten kommen. Die Türklinke zum Klo wird ein paarmal gedrückt. »Wer ist denn da drin?«, ruft eine Frau genervt. Aber Conni bleibt mucksmäuschenstill sitzen. Hier kriegt sie keiner weg. Zumindest bis nicht alle anderen verschwunden sind. Langsam wird es draußen ruhig. »Conni? Bist du hier drinnen?« Mama klopft an die Tür.
    Eigentlich hat Conni keine Lust zu antworten, aber schließlich kann sie ja hier nicht ewig sitzen bleiben. »Sind alle weg?«
    »Ja, die Letzten gehen gerade.« Mama wartet.
    »Willst du nicht rauskommen?«
    Langsam rutscht Conni von ihrem Platz und schließt die Tür auf.
    Mama nimmt sie in den Arm. »Du musst dir die Sache nicht so zu Herzen nehmen. Du hast es doch ganz gut gemacht. Eigentlich.«
    »Wenn ich mehr geübt hätte, statt auf Jakob aufzupassen …«
    »Ach was«, unterbricht Mama sie, »so etwas kann einem immer passieren.«
    Conni beißt die Zähne zusammen. Klar, keiner war schuld, nur sie ganz allein. Sie hat's vermasselt! »Komm, jetzt feiern wir Weihnachten«, meint Mama fröhlich.
    Weihnachten. Wenn Conni jetzt auf etwas keine Lust hat, dann ist es Weihnachten!

Ist so kalt der Winter
    Papa und Onkel Albert warten in der leeren Kirche auf sie.
    »Da kommt ja unser Engel«, sagt Papa und wundert sich, als Conni zähneknirschend an ihm vorbeigeht. Jakob turnt auf den Bänken herum. Dieser Blödmann! »Wer zuerst beim Auto ist!«, ruft er und saust nach draußen. Conni stapft missmutig hinterher. »Ahh!« Auf einmal kreischt Jakob auf und schliddert Hals über Kopf die Stufen hinunter. »Jakob?« Erschrocken rast Conni hinterher. Doch draußen auf den Stufen kommt sie auch ins Rutschen. Sie rudert wild mit den Armen, doch es hilft nichts: Zack - sitzt sie neben Jakob am Boden. »Autsch!« Jakob, der eben noch kurz vorm Heulen war, lacht los. Im Gegensatz zu Conni scheint er sich überhaupt nicht wehgetan zu haben. Kein Wunder: Sein Schneeanzug ist das reinste Rundum-Polster. Er kichert sogar, als er bei seinen Versuchen, wieder auf die Beine zu kommen, immer wieder ausrutscht. »Ach, du meine Güte!« Mama kommt mit Papa und Onkel Albert aus der Kirche. »Es ist ja spiegelglatt!«

    »Blitzeis«, meint Onkel Albert fachmännisch. »Der Regen ist sofort gefroren.« Treppenstufen, Fußweg, Straße, Zäune, Bäume, parkende Autos - einfach alles ist von einer dicken, durchsichtigen Eisschicht überzogen. Mama krallt sich am Geländer fest, um endlich zu Jakob zu gelangen. Ein Abstieg vom Mount Everest könnte nicht schwieriger sein. Am meisten macht das Eis aber Onkel Albert zu schaffen. Sein Stock rutscht immer wieder weg.
    »So geht's besser!« Papa hakt ihn von der einen Seite unter, Mama von der anderen. »Ich komme mir vor wie ein Tattergreis«, seufzt Onkel Albert.
    »Ach was«, lacht Mama. »Wir halten uns doch nur gegenseitig fest.«
    Wie zur Bestätigung rutscht ihr im selben Moment der Fuß weg. Und sie fällt nur deswegen nicht, weil Onkel Albert sie hält. »Danke«, murmelt sie.
    »Gern geschehen«, meint Onkel Albert und fühlt sich gleich besser.
    Conni hat zwar ihre
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