Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Conan-Saga 27 - Conan der Prächtige

Conan-Saga 27 - Conan der Prächtige

Titel: Conan-Saga 27 - Conan der Prächtige
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
früher sogar mindestens
doppelt so dick gewesen. Strähniges, gelichtetes Haar umrahmte sein
aufgedunsenes Gesicht, und er trug ein unförmiges Nachtgewand aus dunkelblauer
Seide. Samarides! Einen Fuß hatte der Juwelenhändler im Bügel einer schweren
Armbrust stecken, während er mühsam die Kurbel drehte, um die Sehne
zurückzuziehen. Dabei rann eine dünne Spur Speichel aus einem Mundwinkel.
    Schnell schätzte Conan, wie
lange Samarides brauchen würde, ehe er einen zweiten Bolzen abschießen konnte,
und sprang hoch. Unter einem kraftvollen Schwerthieb brach das zweite Schloß.
Conan steckte das Schwert in die Scheide zurück, riß die Kette aus der Klammer
und legte die Hände um die Verschlußstange.
    »Wachen!« schrie Samarides.
»Wachen! Zu mir!«
    Mit aller Kraft stemmte Conan
sich gegen die schwere Stange. Um Fingernageldicke hob sie sich. Schweiß brach
ihm aus der Stirn. Fingerbreit jetzt. Handbreit. Und dann hatte er sie aus den
Klammern gelöst.
    Drei taumelnde Schritte wich der
Cimmerier zurück, ehe er die Stange zur Seite hob und fallen ließ. Teure
Mosaikfliesen zersplitterten, als sie mit einem betäubenden Krachen aufschlug.
    »Wachen!« kreischte Samarides,
und herbeieilende Schritte antworteten ihm.
    Conan riß einen der
eisenbeschlagenen Türflügel auf, daß er gegen die Wand knallte. Während der
Cimmerier ins Freie raste, flog ein zweiter Bolzen dicht an seinem Kopf vorbei
und scharrte eine tiefe Furche in Samarides’ Marmorportikus. Tumult erhob sich
hinter Conan, als Wächter in die Eingangshalle rannten, lauthals Samarides nach
Anweisungen fragten und dieser mit sich überschlagender Stimme kaum
verständlich antwortete. Conan warf keinen Blick zurück. Er rannte voller Grimm
über die junge Diebin mit der viel zu spöttischen Zunge, bis die Nacht ihn
verschluckte.

2.
     
     
    Die Wüste, das verrufenste
Stadtviertel Shadizars, war ein wahres Labyrinth verwinkelter Straßen und
Gassen, wo es nach Unrat stank und die Verzweiflung zu Hause war. Die
Ausschweifungen und Untaten, die im Rest der Stadt verstohlen ihren Lauf
nahmen, wurden in der Wüste offen ausgeübt und machten sich auch noch bezahlt.
Ihre Bewohner, die meisten in Lumpen, lebten, als würde der Tod sie im nächsten
Augenblick ereilen, was hier auch häufig der Fall war. Sie waren Schmarotzer,
Verbrecher oder Opfer, und manche, die sich für das eine hielten, stellten
häufig zu spät fest, daß sie zum andern geworden waren.
    Abuletes’ Schenke war für die
Verhältnisse in der Wüste gar nicht so schlecht. Wegelagerer und Taschendiebe
wurden hier kaum geduldet, und Grabschänder überhaupt nicht, doch weniger wegen
der Art und Weise, wie sie zu ihrem Geld kamen, als des Geruchs wegen, der
ihnen anhaftete. Ansonsten waren alle willkommen, die ihre Zeche bezahlen konnten.
    Als Conan die Tür zur Schenke
öffnete, vermischte sich der Straßengestank flüchtig mit dem Geruch von
angekohltem Braten und saurem Wein in der großen Gaststube, in der zwei
Zitherspieler, die für eine nackte Tänzerin spielten, vergebens versuchten, das
Stimmengewirr der Gäste zu übertönen. Ein schnurrbärtiger nemedischer
Falschmünzer an der Theke tätschelte eine kichernde Dirne mit hoher,
rotgefärbter Perücke und Streifen grüner Seide, die nicht allzuviel ihres
vollen Busens und üppigen Gesäßes verbargen. Ein dicker, ophireanischer
Zuhälter mit glitzernden Ringen an den Fingern saß an einem Ecktisch. Unter
jenen, die über seine Witze lachten – zumindest solange er für ihren Wein
bezahlte –, waren drei Menschenräuber: dunkelhäutige Iranistanier mit schmalen
Gesichtern, die sich Aufträge von ihm erhofften. Zwei Freudenmädchen,
glutäugige Zwillinge, boten mit klimpernden Münzgürteln um die wiegenden Hüften
ihre Reize von Tisch zu Tisch an.
    Noch ehe der Cimmerier einen
ganzen Schritt in die Stube getan hatte, schlang ihm eine üppige Frau die Arme
um den Hals. Vergoldete Messingbrustschalen bedeckten den festen Busen nur
unvollständig, und von einem Gürtel aus vergoldeten Kettengliedern tief um die
wohlgerundeten Hüften hing vorn und hinten je ein handspannbreiter Streifen
durchsichtiger blauer Seide bis zu den mit dünnen Fußreifen geschmückten
Knöcheln.
    »Ah, Conan«, murmelte sie
kehlig, »wie schade, daß du nicht eher zurückgekommen bist.«
    »Trink Wein mit mir, Semiramis«,
lud er sie ein, während sein Blick auf ihrem schwellenden Busen ruhte, »und sag
mir, weshalb ich eher hätte zurück sein sollen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher