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Conan-Saga 25 - Conan der Unüberwindliche

Conan-Saga 25 - Conan der Unüberwindliche

Titel: Conan-Saga 25 - Conan der Unüberwindliche
Autoren: Robert Jordan
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mit
verschränkten Beinen in seinen Safrangewändern vor einer solchen Kraft. Das
Gemach, in dem er sich befand, war ohne Zierat. Die schimmernden Marmorwände
waren glatt, die beiden Türbogen schmucklos, ebenso die runden Säulen, die die
Kuppeldecke trugen. Diese Säulen standen um ein seichtes Becken, nur zehn
Schritt im Durchmesser, das den Mittel- und Blickpunkt des Gemachs darstellte.
Nein, es gab keinen Zierat, denn weder Friese, noch Skulpturen noch sonstiges
Schmuckwerk hätten es vermocht, es mit dem Becken und der Macht in ihm
aufzunehmen.
    Wie Wasser sah der Inhalt des
Beckens auf den ersten Blick aus, doch er war keines. Von tiefem Blau war er,
mit silbernem Flimmern. Jhandar meditierte, badete sich im Leuchten der Macht,
und das Becken glühte silberblau, immer strahlender, bis das ganze Gemach wie
von tausend Lampen erhellt zu sein schien. Im Becken sprudelte und wallte es,
Dämpfe stiegen auf und verfestigten sich. Doch nur bis zu einem bestimmten
Punkt. Eine Kuppel bildeten die Dämpfe, wie ein Spiegelbild des Beckens, und
markierten so die oberen und unteren Grenzen der Macht. Das absolute Chaos war
gebannt. Einmal hatte Jhandar gesehen, wie eine solche Macht sich ihrer Fesseln
entledigte, und er hoffte inbrünstig, daß er dergleichen kein zweites Mal
miterleben müsse. Aber das würde hier nicht passieren. Nicht jetzt. Niemals.
    Nun spürte er, wie die Macht in
ihn drang. Es war soweit. Geschmeidig erhob er sich, schritt durch den Türbogen
und einen schmalen Gang entlang, den Bronzelampen erhellten. Seine bloßen Füße
bewegten sich gemessen über den kühlen Marmorboden. Er war stolz auf seine
Schlichtheit, deshalb trug er auch nicht einmal Sandalen. Er fand, daß er
Zierat genausowenig nötig hatte wie das Becken.
    Der Gang führte in das
kreisförmige innere Heiligtum, dessen weißschimmernde Wände mit kunstvollen
Arabesken verziert waren. Kannelierte Alabastersäulen hielten die hohe
Kuppeldecke. Goldene Feuerschalen, an Silberketten hängend, beleuchteten den
Raum. Die schwere bronzene Flügeltür, der Haupteingang, war sowohl innen als
auch außen in einem Muster gehalten, das das Chaos selbst diktiert hatte. Den
Künstler hatte bei der Ausführung die Macht beherrscht, doch danach hatte der
Wahnsinn sich seiner bemächtigt und der Tod ihn geholt, denn nicht alle
vertrugen die Macht.
    Die vierzig hier Versammelten,
ein Fünftel seiner Auserwählten, brauchten diesen Prunk hier als Zeichen der
Größe der Macht. Und doch war das Beherrschende in diesem Raum der Altar genau
in seiner Mitte, von glattem schwarzen Marmor.
    Vierzig Männer drehten sich
stumm zu ihm herum, als Jhandar in seinen Safrangewändern den Raum betrat, mit
geschorenem Kopf, wie die Gebote des Kultes es befahlen – wie sie andererseits
den Frauen verboten, die Haare zu schneiden. Erwartungsvoll blickten sie ihm
entgegen und lauschten angespannt, damit ihnen keines seiner Worte entgehen
möge.
    »Ich komme von der Quelle des
Absoluten«, sagte er, und ein ehrfurchtsvolles Stöhnen erhob sich, als wäre er
geradewegs von einem Gott hierhergeeilt. Er vermutete, daß sie die Macht
tatsächlich als Gott ansahen, denn obgleich sie glaubten, Bedeutung und Zweck
des Kultes zu kennen, wußten sie in Wirklichkeit nichts.
    Gemessenen Schrittes ging Jhandar
zu dem schwarzen Altar. Aller Augen folgten ihm, der Stolz darüber leuchtete
aus ihnen, den zu erblicken, den sie schon fast als Gott erachteten. Trotz all
seines Ehrgeizes hielt er sich jedoch nicht dafür. Nicht ganz.
    Jhandar war hochgewachsen und
trotz der kräftigen Muskeln schlank. Die glatten Züge, die milde Miene und der
geschorene Schädel machten es so gut wie unmöglich, sein Alter zu schätzen,
obgleich etwas in seinen Augen von Jahren ohne Zahl sprach. Seine Ohren waren
eckig, doch hoben sie sich auf eine Weise ab, daß sie leicht spitz wirkten und
ihm ein unirdisches Aussehen verliehen. Aber die Augen waren es, die andere oft
überzeugten, daß er ein Weiser war, noch ehe er auch nur die Lippen geöffnet
hatte. Tatsächlich war er noch keine dreißig.
    Er hob die Arme über den Kopf,
so daß die Falten seines wallenden Gewandes sich öffneten. »Höret!«
    »Wir hören, Großmeister!«
erklang es aus vierzig Kehlen.
    »Am Anfang war das Nichts. Alles
kam aus dem Nichts.«
    »Und zum Nichts kehren alle
zurück.«
    Jhandar verzog die schmalen
Lippen zu einem dünnen Lächeln. Diese Phrase, das Schlagwort seiner Anhänger,
belustigte ihn immer wieder. Ja,
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