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Conan-Saga 21 - Conan der Barbar

Conan-Saga 21 - Conan der Barbar

Titel: Conan-Saga 21 - Conan der Barbar
Autoren: Lin Carter
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anderes, vielleicht schlimmeres Los bevor. Conan hörte nie wieder von ihnen.
    Der Meister des Rades war ein stämmiger beleibter Mann mit groben Zügen und dunklerer Haut als hier üblich. Den Kindern kam er wie ein Menschenfresser aus Märchen vor. Tag um Tag schoben sie das ächzende Rad im nie endenden Kreis, während er auf einem Erdbuckel stand und in seine warmen schmutzigen Pelze gehüllt auf sie und die Mulde, in der das Rad befestigt war, hinabschaute. Grimmig und stumm wie ein steinernes Idol, in dem sich nur die scharfen grausamen Augen bewegten, paßte er auf, daß keine Stockung eintrat.
    Nur wenn einer der Jungen erschöpft zusammenbrach und unfähig war weiterzuschieben, griff er ein – doch nicht, um ihn vom Rad zu nehmen, sondern um mit seiner Peitsche unerbittlich rote Striemen auf Schultern und Rücken des Bedauernswerten zu zeichnen, bis dieser wimmernd wieder auf die Füße taumelte und am Rad schob.
    So plagten Conan und die anderen sich Tag um Tag ab, Monat um Monat, bis die Zeit jede Bedeutung für sie verlor. Ihre Gesichter wurden ausdruckslos, ihre Augen stumpf, die Herzen leer. Nur der Moment war ihr Leben, das Gestern gnädigerweise aus ihrem Gedächtnis gelöscht, das Morgen ein Alptraum, an den man noch nicht zu denken wagte. Wenn einer der Sklaven am Rad zusammensackte, um sich nie wieder zu erheben, winkte der Meister des Rades einen der ständig anwesenden Vanirwächter herbei. Der zerrte den Sterbenden oder bereits Toten davon – die anderen erfuhren nie, wohin.
    Stumpf fragte Conan sich, ob die Vanir sie vielleicht an ihre Hunde verfütterten.
     
    Die Jahreszeiten lösten einander ab, aus Monaten wurden Jahre. Die Radsklaven starben und wurden durch neue ersetzt, die die Plünderer herbeischleppten. Manchmal waren unter den Gefangenen Cimmerier, doch häufig waren es goldhaarige Jungen aus Asgard, und hin und wieder hagere Hyperboreaner mit seidigem Flachshaar und, wie man munkelte, Zauberkräften. Doch offenbar hatten die sie auch nicht vor der Sklaverei bewahrt.
    Alles in allem war das Leben eine trostlose Aneinanderreihung von Tagen anstrengendster Arbeit, und Nächten, die einen schier todesähnlichen Schlummer bescherten. Die Hoffnung erlosch wie eine Kerzenflamme im Wind. Verzweiflung stumpfte Conans Sinne, bis er sich all der Unannehmlichkeiten kaum noch bewußt war. Gewiß, es wurde für ihn und seine Kameraden gesorgt, damit sie wenigstens eine längere Zeit als Arbeitstiere zu gebrauchen waren. Sie erhielten ausreichende und kräftigende Nahrung, während der Winterstürme sogar ein Feuer in ihren Pferchen, und abgelegte Kleidung, die zu zerlumpt für die Vanir war. Doch das war auch schon alles.
    Allgegenwärtig war das knarrende Rad der Schmerzen, der mitleidlose blaue Himmel über ihnen, das Eis oder der Schneematsch im Winter, oder im Sommer der getrocknete Schlamm, der unter ihren Füßen zu Staub wurde. Und allgegenwärtig war auch das Klirren der Ketten, die sie an das Rad banden.
    Einmal, ein einzigesmal weinte Conan, doch auch nur eine einsame Träne. Sie perlte über seine schmutzige Wange und gefror im eisigen Wind zu einem glitzernden Edelstein. Lediglich einen kurzen Moment sackte der Junge auf die vom Druck seiner schwitzenden Hände glatte Speiche, und betete um ein Ende dieser unaufhörlichen Tortur, selbst wenn dieses Ende der Tod sein sollte. Aber dieser Augenblick verging. Conan schüttelte heftig die wilde schwarze Mähne und streifte mit dem Arm die gefrorene Träne fort.
    In jedem Herzen gibt es eine Schwelle, einen Punkt, über den Hoffnungslosigkeit und Resignation nicht dringen können – und einen Augenblick, in dem Leben und Tod gleichwertig sind. In diesem einen Moment erwächst eine neue Art von Mut im Herzen selbst des trostlosesten Sklaven. Was Besitz von Conans Herzen ergriff, als er diese Träne abstreifte, war Wut – heiß und unversöhnlich.
    In einem wilden Fletschen zog er die Lippen über die kräftigen Zähne zurück. Wortlos schwor Conan seinen gleichgültigen nordischen Göttern, daß nichts und niemand – weder Götter, Menschen noch Teufel – ihm je wieder eine Träne entringen würden.
    Und einen weiteren Schwur leistete er tief in seinem Herzen: daß seine Feinde für sein Los bezahlen würden!
    Dann lehnte er sich mit aller Kraft gegen die Speiche. Das Rad ächzte und knarrte, als es sich wieder in seinem ewigen Kreislauf in Bewegung setzte.
     
    Von den Feuern der Wut, seinem neuen Stolz und dem Mut und Entschluß
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