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Conan-Saga 21 - Conan der Barbar

Conan-Saga 21 - Conan der Barbar

Titel: Conan-Saga 21 - Conan der Barbar
Autoren: Lin Carter
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durchzuhalten gestärkt, wurde Conan zum Mann. Die Jahre schwerster Arbeit, die seine Sehnen gestählt und seine Muskeln zum Schwellen gebracht hatten, verliehen seinem Körper die Kraft und Biegsamkeit, die weiches Eisen gewinnt, wenn es im Feuer erhitzt und auf dem Amboß gehämmert wird. Und obgleich seine Tage eine verschwommene Eintönigkeit schlimmster Plackerei und seine Glieder mit Ketten gebunden waren, stellte Conan fest, daß sein Geist frei war und auf den Schwingen der Hoffnung wie ein Vogel dahinfliegen konnte.
    Immer wenn die Ernte schlecht ausfiel, kam es zu Meinungsverschiedenheiten unter den Vanir. Einige wollten den Sklaven weniger zu essen geben, während die anderen zu bedenken gaben, daß diese, wenn eine zu kleine Ration sie entkräftete, nicht am Rad arbeiten konnten, und es dann für die ganze Stadt kein Brot gab. Diese Auseinandersetzungen fanden häufig unter den Leuten statt, die ihr Getreide zum Mahlen brachten, und vor den Ohren der Sklaven, die man ohnedies für zu stumpfsinnig hielt, als daß sie das Gespräch verfolgen könnten, selbst wenn sie der Zunge der Vanir mächtig waren.
    Conan, der eine erstaunliche Begabung für Sprachen hatte, bekam jedoch sehr wohl mit, was gesagt wurde. Er hatte nur durch Zuhören gelernt, Vanisch fließend, wenn auch mit einem Akzent zu sprechen, und durch seine Mitgefangenen hatte er sich einen ausreichenden Wortschatz in Nemedisch und Aquilonisch angeeignet. Ansonsten schlief sein Geist, wenn er nicht wie ein hungriger Wolf an Rachegedanken kaute. Er hätte weit mehr lernen können, wenn er sich mehr mit seinen Kameraden im Pferch beschäftigt hätte, aber er war ein sehr verschlossener Jüngling, der sich nichts aus Gesellschaft machte und nichts von Mitteilsamkeit hielt.
     
    »Das war mein Fehler«, gestand mir König Conan in der Reife seiner Jahre. »Sie hätten mir vielleicht beibringen können, ihre Sprache auch zu schreiben, wenn ich sie darum gebeten hätte. Doch selbst in meinen kühnsten Träumen dachte ich nicht daran, daß mir diese Geschicklichkeit eines Tages sehr zugute kommen würde, denn wir in Cimmerien legten nichts schriftlich nieder. Wissen sollte immer erstrebt und wo es sich bietet genutzt werden, denn es ist der wertvollste Schatz eines Menschen, wie ich heute weiß.«
     
    Während einer schlimmen Hungersnot breitete sich eine Seuche in Thrudvang aus. Viele starben, und alle Beschwörungen und alles Trommeln der Schamanen vermochten sie nicht aufzuhalten und schon gar nicht, sie zu besiegen. Die Seuche griff auch nach den Menschen in der Mühle. In ihrer Unterernährung und Überarbeitung erwiesen die Sklaven sich als ihre leichte Beute. Einer nach dem anderen begann zu husten und Blut zu spucken, bis sie ihn dahinraffte.
    Schließlich kam der Tag, da Conan allein am Rad der Schmerzen stand. Als der Meister den letzten Toten davon loskettete, sagte er in echter Bestürzung: »Ich weiß nicht, was ich mit dir tun soll, Cimmerier. Wir brauchen Mehl, wenn wir nicht verhungern wollen, doch unmöglich kann ein Mann allein die Mühle drehen.«
    »Hah!« schnaubte Conan. »Glaubst du das wirklich? Wenn du mich ganz außen in die Speiche stellst, werde ich dir zeigen, was ich kann.«
    »Du sollst deine Chance haben. Mögen die cimmerischen Götter dir beistehen!«
    Als seine Ketten am Speichenende befestigt waren, holte Conan tief Luft, spannte jeden Muskel und schob. Das Rad drehte sich.
    Viele Tage, bis neue Gefangene gemacht werden konnten, drehte der junge Riese den Mühlstein allein. Vanir aus den umliegenden Dörfern, die ihr kärgliches Korn zum Mahlen brachten, sahen ihm staunend zu. Sie betasteten seine breiten Schultern und die kräftigen Muskeln seiner Arme und Beine, und erzählten zu Hause von ihm. Und so verbreitete sich die Kunde über ihn wie Lauffeuer.
     
    Eines Tages kam es durch einen Besucher zu einem Ende der eintönigen Plackerei. Vom Rad aus sah Conan den Meister im Gespräch mit einem berittenen Fremden, dessen fünfköpfiges Gefolge, wie es dem Rang ihres Herrn entsprach, auf ihren zottigen Ponies außerhalb der Einfriedung zurückgeblieben waren. Der Fremde war wieder völlig anderer Rasse als der dunkelhäutige Meister. Seinesgleichen hatte der junge Cimmerier noch nie gesehen.
    Er war von gedrungenem Körperbau und O-beinig, als hätte er sein Leben lang auf dem Rücken eines Pferdes gesessen. Sein prächtiger Umhang war aus fremdartigen Pelzen, den Fellen von Tieren, die der Cimmerier nicht kannte, und
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