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Conan-Saga 19 - Conan von Aquilonien

Conan-Saga 19 - Conan von Aquilonien

Titel: Conan-Saga 19 - Conan von Aquilonien
Autoren: Robert E. Howard
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blutrotes, züngelndes Licht über ihr Gesicht warfen.
    Conn kniff die Augen leicht zusammen und studierte sie. Sie war sehr alt. Ihr Gesicht war von tiefen, sich vielfach überschneidenden Runen gezeichnet, und ihr graues Haar rahmte es in lose fallenden Strähnen ein. Zwar verriet ihre Miene nicht mehr als eine Maske, aber feuriges Leben brannte in den smaragdgrünen Augen, deren unheimlicher Blick ins Nichts gerichtet zu sein schien.
    Am Fuß des Podests kauerte einer der schwarzgekleideten Männer und schlug mit einem stoffumwickelten Hammer auf einen kleinen Gong von der Form eines Menschenschädels. Die Wände warfen das dumpfe Dröhnen des Gongs gespenstisch wider.
    Die Hexer betraten die Halle in einer langen Reihe. Sie trugen keine Masken mehr, hatten aber die engen schwarzen Kapuzen über den Kopf gezogen, so daß sie das seidenweiche farblose Haar völlig bedeckten. Einer führte einen nackten, zottelköpfigen Mann. Conn erinnerte sich, daß die Todesanbeter vor einigen Tagen beim Überqueren des Sumpfes diesen Mann gefangengenommen hatten. Sie hatten ihm eine Schlinge um den Hals gelegt, und er hatte hinter den Pferden herlaufen müssen, wenn er vermeiden wollte, daß man ihn über den Boden schleifte. Der Mann war mißgestaltet, offenbar ohne viel Verstand und unvorstellbar schmutzig. Sein Kinn hing hinab, dadurch war der Mund aufgerissen. Aus seinen Augen leuchtete Furcht.
    Nunmehr wurde ein grauenvolles Ritual vorgenommen. Zwei Hexer knieten sich nieder und banden die Füße des Gefangenen mit einem Strick, der von einem Dachbalken hing. Dann zogen sie so lange am anderen herunterhängenden Strickende, bis der zottlige Mann mit dem Kopf nach unten über dem glühenden Kohlenbecken hing. Er schrie und versuchte sich zu befreien, doch ohne Erfolg. Dann durchschnitten sie seine Kehle von einem Ohr zum anderen.
    Das Opfer zuckte noch einmal, ehe es schlaff herabbaumelte. Conn sah mit vor Grauen weit aufgerissenen Augen zu. Blut strömte aus der Wunde auf die Kohlen. Eine Rauchwolke stieg auf und mit ihr ein gräßlicher Gestank.
    Während all dem starrte die Hexe blicklos vor sich hin. Conn bemerkte, daß sie mit dem Oberkörper wiegte und ein tonloses Summen aus ihren Lippen kam. Die Schwarzgekleideten standen reglos um das Podest. Das Feuer prasselte, und immer noch stieg leichter Dampf von den aufspritzenden Blutstropfen hoch. Das tonlose Summen der Hexe wurde zu einem gespenstischen Stöhnen, zu dem der Gong den Takt schlug. Hilflos starrte Conn gebannt auf die Szene.
    Der übelriechende Rauch hing nun wie ein fettiges Leichentuch über dem Podest und schwang wie von unsichtbaren Händen bewegt hin und her. Da zuckte der Junge erschrocken zusammen.
    »Crom!« stieß er leise hervor.
    Die wirbelnde Rauchwolke formte sich zu einer Gestalt: der eines großen, breitschultrigen und kräftigen Mannes. Er trug ein Gewand, wie es im Osten üblich war, und dessen zurückgestreifte Kapuze einen glattgeschorenen Schädel offenbarte und ein grimmiges Raubvogelgesicht.
    Die Erscheinung war gespenstisch. Das Summen der Hexe hatte sich zu einem raspelnden Singsang erhoben, das wie der Wind klang, wenn er stöhnend über einen Galgen strich.
    Nun nahm das Phantom Farbe an. Das wallende Gewand schimmerte grün, und das gleichmütige Gesicht tönte sich rotbraun, ähnlich dem eines Shemiten oder Stygiers. Vor Furcht wie erstarrt, beobachtete der Junge das durchscheinende Phantom mit weiten Augen. Es hatte ein Gesicht, das er zu kennen glaubte, wenn auch nur aus Erzählungen, in denen diese unbewegten, greifvogelähnlichen Züge, dieser grimmige, lippenlos scheinende Mund beschrieben worden waren. Wo die Augen hätten sein müssen, glommen zwei Funken smaragdgrünen Feuers.
    Die dünnen Lippen bewegten sich, und das ferne Echo einer Stimme erklang in der düsteren Halle.
    »Heil, o Louhi!« grüßte das Phantom. Und die Hexe antwortete:
    »Seid gegrüßt, o Thoth-Amon .«
    Die eisigen Klauen der Angst schlossen sich um Conns Herz, denn nun wußte er, daß er sich nicht in der Gewalt einfacher Entführer befand, sondern in der des schrecklichsten und mächtigsten Feindes seiner Rasse, des größten Hexers aller Zeiten – in der des stygischen Zauberers, der seinen finsteren Göttern vor langer Zeit geschworen hatte, Conan, dem Cimmerier, ein furchtbares Ende zu bereiten und Aquilonien zu vernichten.
     
     
    6
     
    JENSEITS DES SCHÄDELTORS
     
    Gegen Sonnenaufgang kam Conan zu sich. Er war noch benommen, sein Kopf
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