Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Conan-Saga 12 - Conan der Freibeuter

Conan-Saga 12 - Conan der Freibeuter

Titel: Conan-Saga 12 - Conan der Freibeuter
Autoren: L. Sprague de Camp
Vom Netzwerk:
würgenden Schrei zurück, röchelte und brach auf dem Kopfsteinpflaster zusammen. Ein paar Tropfen Blut sickerten aus seinem Mundwinkel.
    Der Stygier spuckte vor ihm aus. »Mögen alle deinesgleichen so zugrunde gehen!«
    Zarono blickte sich nervös um, während er seinen Dolch am Gewand des Toten abwischte. »Schnell, heben wir uns hinweg!« drängte er.
    Aber der Stygier hatte eine schwache Wölbung unter Ninus' Gewand entdeckt. Er bückte sich und brachte eine dünne Pergamentrolle zum Vorschein. Sofort rollte er sie mit beiden Händen auf.
    »Eine Karte«, murmelte er. »Wenn ich sie lange genug studiere, werde ich sie bestimmt entziffern können ...«
    »Später! Später!« vertröstete ihn Zarono. »Wir dürfen uns nicht vor der Wache verdächtig machen!«
    Menkara nickte und steckte die Rolle ein. Die beiden Männer ließen den toten Mitrapriester in seinem Blut liegen und eilten durch das Morgenrot.
     
    Nach der unbefriedigenden Auseinandersetzung mit dem arroganten Zarono hatte Conan die ganze Nacht bei dem schlechten Wein gesessen, den die Schenke als einziges Getränk zu bieten hatte. Die lange Warterei bekam ihm nicht. Unruhig wie eine Raubkatze stapfte er in der Gaststube hin und her, deren Decke gerade hoch genug war, daß er nicht mit dem Kopf anstieß. Während die Schenke zu den Neun blanken Schwertern zuvor fast überfüllt gewesen war, saßen jetzt nur noch wenige Gäste herum, wie etwa drei betrunkene Seeleute in einer Ecke. Zwei von ihnen grölten Seemannslieder, deren Weise sie zeitweilig vergaßen, der dritte war eingeschlafen.
    Die Stundenkerze verriet Conan, daß das Morgengrauen nahe war. Ninus sollte bereits hier sein. Dem kleinen Priester mußte etwas zugestoßen sein, denn es war nicht seine Art, sich zu verspäten. Schon gar nicht, wenn Gold im Spiel war.
    Auf Zingaranisch – mit einem barbarischen Akzent – wandte Conan sich an den Wirt: »Sabral, ich muß ein bißchen frische Luft schnappen. Wenn jemand nach mir fragt, sag ihm, ich bin bald zurück.«
    Der Regen hatte nachgelassen, es nieselte nur noch ein wenig. Die schwarze Wolkendecke war aufgebrochen und hatte sich zurückgezogen. Der Silbermond spähte noch einmal hervor, um den Rest der Nacht zu erhellen, aber er begann bereits im ersten Grau des Morgens zu verblassen. Leichter Dunst stieg von den Pfützen auf.
    Conan rülpste herzhaft und stiefelte über die feuchten Kopfsteine. Er beabsichtigte, einmal um das Häusergeviert zu gehen. Erbittert verfluchte er Ninus. Der kleine Halunke wäre schuld, wenn er die Morgenbrise verfehlte, die dem Tagedieb aus dem Hafen helfen sollte. Ohne den leichten Wind müßten sie das Beiboot aussetzen und das Schiff durch anstrengendes Rudern schleppen.
    Plötzlich blieb Conan stehen und verhielt reglos. In der strudelnden Gosse lag ein schmutziges Bündel, aus dem nackte Beine ragten.
    Der Cimmerier sah sich links und rechts um, blickte zu den Dächern hinauf und hielt in den Torbogen und der Gasseneinmündung Ausschau nach lauernden Meuchlern. Er öffnete den schweren schwarzen Regenumhang und lockerte den Säbel in der Scheide. In diesem Teil der Altstadt war eine Leiche auf der Straße nichts Ungewöhnliches. Die baufälligen Häuser beherbergten Diebe, Meuchler und dergleichen menschlichen Abschaum. Doch wo ein Opfer lag, trieb sich vielleicht auch der Schuldige noch herum. Conan hatte jedenfalls in diesen Dingen längst Vorsicht gelernt.
    Lautlos wie ein jagender Leopard glitt der riesenhafte Cimmerier durch die Schatten und kniete neben dem armseligen Bündel nieder, das einmal ein Mensch gewesen war. Behutsam drehte er den Mann auf den Rücken. Frisches Blut glitzerte im Rot des neuen Morgens. Die Kapuze verschob sich und offenbarte das Gesicht.
    »Crom!« fluchte Conan. Der Mann war der ehemalige Dieb und Mitrapriester Ninus von Messantia, auf den Conan vergeblich gewartet hatte.
    Mit geschickten Händen durchsuchte Conan den Erstochenen. Die Karte, die das Männlein ihm zu bringen versprochen hatte, war nicht da.
    Conan kauerte sich auf die Fersen, während die Gedanken sich hinter seinem grimmigen, unbewegten Gesicht überschlugen. Wer konnte am Tod eines unbedeutenden kleinen Priesters interessiert sein, der kaum mehr als ein paar Kupferstücke sein eigen nannte? Die Karte war das einzig Wertvolle, das der Priester bei sich gehabt hatte. Da sie fehlte, sagte ihm die Logik, daß der harmlose Ninus ihretwegen erstochen worden war.
    Der obere Rand der aufgehenden Sonne rötete Türme
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher