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Conan-Saga 10 - Conan der Wanderer

Conan-Saga 10 - Conan der Wanderer

Titel: Conan-Saga 10 - Conan der Wanderer
Autoren: Robert E. Howard
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berührten, kroch graue Blässe in sie hinein. Vor des Cimmeriers Augen stieg sie immer höher, erreichte die Knie, dann die Oberschenkel. Der Zamorier strengte sich an, einen Schritt vorwärts zu machen, aber selbst mit aller Kraft gelang es ihm nicht. Sein Schrei wurde gellender, als er Conan entdeckte, und die tödliche Angst eines Tieres in der Falle sprach aus seinen Augen.
    Die Kreatur auf dem Thron stieß ein gackerndes trockenes Gelächter aus. Noch während Conan sie beobachtete, glättete sich die runzlige Haut, festes Fleisch wuchs darunter, und das ledrige Braun wechselte zu gutdurchblutetem, rosig angehauchtem Elfenbeinschimmer. Mit jedem Zug Lebenssaft, den das Schreckensantlitz der Gorgo Vardanes' Körper entnahm, füllte sich ihr eigener.
    »Crom und Mitra!« keuchte Conan.
    Die Dämonin war so mit dem jetzt halbversteinerten Zamorier beschäftigt, daß sie auf Conan überhaupt nicht achtete. Sanfte Rundungen hoben die Leichentücher um den schwellenden Busen und strafften sie an den Hüften. Sie streckte ihre festen, jugendlichen Arme aus, öffnete die feuchten roten Lippen zu neuem Lachen – diesmal zu dem vollen klangvollen Gelächter einer reifen Frau.
    Das Grau der Versteinerung war inzwischen bis zu Vardanes' Lenden hochgekrochen. Conan wußte nicht, ob die Dämonin ihm einstweilen noch etwas Leben ließe, wie jenen Gestalten in Thronnähe, oder ihm auch das letzte Tröpfchen Lebenssaft zu entziehen gedachte. Der Zamorier war jung und kraftvoll und zweifellos eine beachtliche Stärkung für die Vampirgöttin.
    Während das versteinernde Grau zu des Verräters Lenden glitt, entrang sich ihm ein weiterer Schrei – der schrecklichste, den der Cimmerier je aus Menschenmund gehört hatte. Conan reagierte instinktiv. Wie ein Panther sprang auf den Zamorier zu, und mit einem Schwung seiner mächtigen Klinge fiel Vardanes' Kopf vom Rumpf und rollte über den Boden.
    Durch die Wucht erschüttert, kippte der Körper und krachte auf die Marmorfliesen. Die versteinerten Beine zerbarsten, die Scherben klirrten über den Boden, und Blut quoll aus den Rissen in dem halbversteinerten Fleisch.
    So starb Vardanes, der Verräter. Nicht einmal Conan selbst vermochte zu sagen, ob er den Hieb aus Rache geführt hatte oder aus instinktivem Mitleid, um die Qualen einer hilflosen Kreatur zu beenden.
    Der Cimmerier drehte sich zu der Göttin um. Unwillkürlich hob er die Augen.
     
     
    9
     
    DAS DRITTE AUGE
     
    Das Antlitz der Göttin war eine Maske unirdischer Schönheit. Ihre weichen, feuchten Lippen wirkten so voll und rot wie eine reife Frucht. Glänzendes schwarzes Haar wallte über perlmuttfarbige Schultern und fiel über die Rundungen ihres Busens. Sie war die verkörperte Schönheit, wenn man von dem großen dunklen Augapfel zwischen ihren Brauen absah.
    Dieses dritte Auge begegnete des Cimmeriers Blick und hielt ihn fest. Es war oval und größer als jedes menschliche Auge, und nicht in Pupille, Iris und das Weiße geteilt, sondern gleichmäßig dunkel. Conans Blick schien in ihm zu versinken und sich in einem endlosen Ozean der Finsternis zu verlieren. Wie verzaubert war er und vergaß das Schwert in seiner Rechten. Schwarz wie die lichtlosen Meere zwischen den Sternen erschien ihm dieses Auge.
    Ihm war, als stünde er am Rand eines bodenlosen schwarzen Brunnens, und dann stürzte er hinein – tief, immer tiefer fiel er durch tintige Nebel in einen gewaltigen eisigen Abgrund absoluter Schwärze. Doch etwas sagte ihm, wenn er nicht schnell die Augen abwendete, wäre er dieser Welt für immer verloren.
    Alle Kraft seines Willens setzte er ein. Schweiß überzog seine Stirn. Seine Muskeln wanden sich wie Schlangen unter der bronzefarbigen Haut. Keuchend hob und senkte sich seine mächtige Brust.
    Die Gorgo lachte – es war ein leiser, melodischer Laut, voll kalten grausamen Spottes. Conan errötete, und brennende Wut stieg in ihm auf.
    Mit unvorstellbarer Willensanstrengung riß er die Augen von dem schwarzen Oval und starrte zu Boden. Geschwächt und benommen schwankte er auf den Beinen. Als er um die Kraft kämpfte, geradezustehen, fiel sein Blick auf seine Füße. Crom sei Dank, sie waren noch aus warmem Fleisch, nicht aus kaltem aschfarbigem Stein! Die ihm endlos dünkende Zeit, während der die Dämonin ihn gebannt hatte, war offenbar doch nur ein kurzer Augenblick gewesen, zu kurz, als daß die steinerne Flut ihn zu erfassen vermochte.
    Erneut lachte die Gorgo. Conan, der den Kopf mit der wilden
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