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Conan-Saga 10 - Conan der Wanderer

Conan-Saga 10 - Conan der Wanderer

Titel: Conan-Saga 10 - Conan der Wanderer
Autoren: Robert E. Howard
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dünne Maske aus gehämmertem Gold, nach dem Antlitz einer überirdisch schönen Frau geschmiedet, bedeckte das Gesicht.
    Brennende Habgier beschleunigte Vardanes' keuchenden Atem. Er vergaß seine Angst, denn zwischen den Brauen der goldenen Maske leuchtete ein schwarzer Saphir wie ein drittes Auge. Ein ungemein wertvoller Edelstein, für den man ein ganzes Königreich erstehen konnte!
    Vom Fuß des Thrones aus starrte der Zamorier begehrlich zu der goldenen Maske empor. Die Augen waren mit geschlossenen Lidern dargestellt. Süß schlummerten die schläfrigen vollen Lippen in dem liebreizenden Goldgesicht. Als der Zamorier die Hand hob, blitzte der dunkle Saphir in düsterem Feuer.
    Mit zitternden Fingern riß Vardanes die Maske an sich. Unter ihr befand sich ein braunes geschrumpftes Gesicht. Die Wangen waren eingefallen, das Fleisch war hart, trocken und ledrig. Ihm schauderte bei dem boshaften Ausdruck des toten Antlitzes.
    Da öffneten sich die Augen und blickten ihn an.
    Mit gellendem Schrei taumelte er zurück. Die Maske entglitt seinen schlaffen Fingern und schlug klirrend auf dem Marmorboden auf. Die Augen in dem Totenschädel starrten ihn an, und dann öffnete die Mumie ihr drittes Auge ...
     
     
    8
     
    DAS GESICHT DER GORGO
     
    Conan schlich auf nackten Sohlen durch die Halle der grauen Statuen und streifte geschmeidig wie eine Dschungelkatze durch die düsteren Gänge. Schwaches Licht glitzerte von der scharfen Schneide des mächtigen Breitschwerts in seiner gewaltigen Faust. Seine Augen huschten von Seite zu Seite, und auf dem Nacken stellten sich ihm die Härchen auf. Der übelkeiterregende Geruch nach Tod und Furcht hing schwer in der Luft.
    Warum hatte er sich nur von Enosh zu diesem törichten Abenteuer überreden lassen? Er war kein Erlöser, kein prophezeiter Befreier, kein Heiliger, den die Götter geschickt hatten, um Akhlat von der unsterblichen Dämonin zu retten. Das einzige, was ihn bewegte, war die Rache an Vardanes.
    Doch der weise alte Scheich hatte viele kluge Worte gefunden und Conan überredet, die gefährliche Aufgabe auf sich zu nehmen. Zweierlei Tatsachen, auf die er hinwies, hatten den harten Barbaren überzeugt. Erstens, daß auch ihn dieses Land durch Schwarze Magie gefangenhielt und er Akhlat nicht verlassen konnte, ehe nicht die Macht der Dämonin gebrochen war. Zweitens, daß der zamorianische Verräter unter dem Schwarzen Tempel der Göttin in einem Verlies steckte und bald dem Geschick ausgesetzt wäre, das sie alle vernichten würde, wenn es sich nicht abwenden ließ.
    So war Conan auf unterirdischen Geheimwegen hergekommen, die Enosh ihm gezeigt hatte. Durch eine verborgene Tür in der Wand der gigantischen düsteren Halle war er eingetreten, denn der Scheich hatte erfahren, wann Vardanes vor der Göttin erscheinen sollte.
    Genau wie der Zamorier fiel auch Conan die Natürlichkeit der grauen Statuen auf, aber im Gegensatz zu Vardanes kannte er die Lösung des Rätsels. Der Cimmerier senkte den Blick vor dem Ausdruck des Grauens auf den Steingesichtern.
    Und genau wie der Verräter hörte er das Wimmern und Schluchzen. Je näher er zum Zentrum der gewaltigen Säulenhalle kam, desto deutlicher wurden die einzelnen Stimmen. Dann sah er auch den goldenen Thron und die mumiengleiche Figur darauf. Auf leisen Sohlen schlich er näher.
    Ehe er den Thron ganz erreicht hatte, sprach eine der Statuen ihn an. Er erschrak zutiefst. Ein eisiger Schauder rann ihm über den Rücken, und Schweiß perlte ihm über das Gesicht, bis ihm klarwurde, was es mit den Stimmen auf sich hatte.
    Sein Herz pochte vor Mitleid und Abscheu schneller, als er erkannte, daß die Gestalten nahe dem Thron noch nicht völlig tot waren. Versteinert waren sie lediglich bis etwa zum Hals, der Kopf bestand noch aus Fleisch und Blut. Verzweifelte Augen rollten in verzerrten Gesichtern, und trockene Lippen flehten ihn an, sein Schwert in ihr noch lebendes Gehirn zu stoßen, um ihren Qualen ein Ende zu bereiten.
    Da hörte er einen Schrei. Der vertrauten Stimme nach konnte nur Vardanes ihn ausgestoßen haben. Hatte die Göttin den Verräter getötet, ehe er, Conan, Rache an ihm zu nehmen vermochte? Hastig sprang er vorwärts, zur Seite des Thrones. Ein schrecklicher Anblick bot sich ihm. Der Zamorier stand vor dem Thron, die Augen quollen ihm schier aus dem Höhlen, und seine Lippen bewegten sich fieberhaft. Das Knirschen von Stein drang an Conans Ohr. Er starrte auf Vardanes' Beine. Wo dessen Füße den Boden
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