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Conan-Saga 10 - Conan der Wanderer

Conan-Saga 10 - Conan der Wanderer

Titel: Conan-Saga 10 - Conan der Wanderer
Autoren: Robert E. Howard
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Silberlingen, die er sich für seinen Verrat erworben hatte, daß sie selbst seine prallgefüllten Sattelbeutel unberührt in einer Zellenecke liegen ließen.
    Sie versorgten ihn jedoch gut, badeten ihn und behandelten seine Brandblasen mit Salben. Auch verköstigten sie ihn üppig mit gebratenem Geflügel, saftigen Früchten und verschiedenen Süßigkeiten, selbst Wein brachte man ihm. Vardanes hatte schon mehr Gefängnisse von innen gesehen, und ihm war durchaus klar, wie ungewöhnlich seine Behandlung war. Besorgt fragte er sich, ob man ihn wohl herausfütterte, um ihn schließlich zu schlachten.
    Eines Tages holten ihn Wachen aus der Zelle. Sicher brachte man ihn zu der örtlichen Obrigkeit, damit er sich verantworte, welche Anklagen man auch immer gegen ihn erheben mochte. Sein Selbstvertrauen stieg. Ihm war noch kein Magistrat untergekommen, dessen Gnade sich nicht mit genügend Silber erkaufen ließ.
    Doch statt vor einen Richter oder ein Magistrat wurde er durch düstere verschlungene Korridore zu einem mächtigen Portal aus grünschimmernder Bronze geführt, das sich wie das Höllentor vor ihm erhob. Dreifach versperrt und verriegelt war dieses Portal und stark genug, einer Armee zu widerstehen. Mit zitternden Fingern und angespannten Gesichtern öffneten es die Wachen und schoben Vardanes hindurch.
    Als die gewaltige Tür sich hinter ihm schloß, stellte der Zamorier fest, daß er sich in einer gewaltigen Halle aus poliertem Marmor befand. Purpurne Düsternis herrschte in dem staubübersäten Gewölbe, in dem Verfall und Verwahrlosung herrschten. Neugierig schritt er weiter voran.
    War dies ein Thronsaal oder das Zentrum eines riesigen Tempels? Es war schwer zu sagen. Das Merkwürdigste an dieser gewaltigen, schattenüberzogenen Halle – wenn man von ihrer Vernachlässigung absah – waren die Statuen, die in unregelmäßiger Anordnung dastanden. Beunruhigt dachte Vardanes über verschiedene Fragen nach, die sich ihm aufdrängten.
    Das erste Rätsel, das ihn beschäftigte, war das Material der Statuen. Während die Halle selbst aus glattem Marmor errichtet war, bestanden die Skulpturen aus einem stumpfen, porösen grauen Stein, wie er ihn noch nie zuvor gesehen hatte. Was immer es war, es wirkte abstoßend auf ihn und erinnerte ihn an Holzasche, obgleich es sich unter seiner Berührung durchaus hart wie Stein anfühlte.
    Das zweite war die erstaunliche Kunstfertigkeit des Bildhauers, der die Skulpturen geschaffen hatte. Sie waren in geradezu unglaublichem Maß lebensgetreu, selbst in den geringsten Einzelheiten. Jede Falte der Kleidung fiel wie aus echtem Stoff, jedes einzelne Haar war erkennbar. Diese überraschende Natürlichkeit galt auch für die Haltung der Figuren. Sie waren zu keinen heroischen Gruppierungen zusammengestellt, auch strahlten diese Abbilder aus dem stumpfgrauen Material keine majestätische Größe aus. Wie aus dem Leben gegriffen, standen sie zu Hunderten da, aufs Geratewohl verteilt, ohne jegliche Ordnung oder sinnvolle Aufstellung, diese Abbilder von Menschen jeden Geschlechts und jeglichen Alters: Krieger und Edelleute, Burschen und Mädchen, Greise, alte Weiber, Kinder und Säuglinge.
    Und das Beunruhigendste war das Entsetzen, das aus der Miene jedes einzelnen sprach.
    Es dauerte nicht lange, da hörte Vardanes gedämpfte Laute aus der Tiefe der düsteren Halle. Wie der Klang unzähliger Stimmen, doch so schwach, daß kein Wort zu verstehen war. Ein gespenstischer Wirrwarr von Lauten wisperte durch den Statuenwald. Als Vardanes näherkam, vermochte er herzzerreißendes Schluchzen, Stöhnen aus tiefster Seele, flehende Gebete, krächzendes Wahnsinnsgelächter und Flüche unterscheiden. Alle diese Töne mußten aus mindestens einem halben hundert Kehlen kommen, doch so sehr der Zamorier sich auch umschaute, er sah niemanden außer sich und die Skulpturen.
    Schweiß perlte ihm über die Stirn und die schmalen Wangen. Unerklärliche Furcht stieg in ihm auf. Er hatte keinen anderen Wunsch als Hunderte von Meilen von hier fort zu sein.
    Und dann sah er den goldenen Thron. Er stand in der Mitte der Halle und ragte über den Köpfen der Statuen hervor. Gierig stierte Vardanes auf das glänzende Gold und steuerte darauf zu.
    Etwas ruhte auf diesem kostbaren Thron – die ausgetrocknete Mumie eines seit unendlicher Zeit toten Königs? Verschrumpelte Arme waren über einer eingefallenen Brust verschränkt. Von Hals bis Fuß war der dürre Körper in staubige Leichentücher gehüllt. Eine
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