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Conan-Saga 09 - Conan und die Strasse der Könige

Conan-Saga 09 - Conan und die Strasse der Könige

Titel: Conan-Saga 09 - Conan und die Strasse der Könige
Autoren: Karl Edward Wagner
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behindert zu werden. Conan rollte sie zusammen und schob sie unter seinen Schwertgürtel. Destandasi trug Männerkleidung unter ihrem Umhang, die das Klettern ebenfalls erleichterte. In ihrem hautengen Beinkleid, dem losen Hemd aus schwarzer Seide, das Haar im Nacken hochgesteckt, sah sie auf den ersten Blick wie ein großer Junge aus. Die nebelfeuchte Seide klebte an ihr, und so bemerkte Conan, daß die eine Brust, über die normalerweise ihr Haar fiel, ein wenig kleiner als die andere war.
    »Bist du bereit?« fragte sie eisigen Tones, als sie seine Musterung bemerkte.
    Conan kletterte wachsam, nach Posten Ausschau haltend, voraus. Er erreichte die Zinnen in Augenblicksschnelle, wie es schien, obgleich sie gut fünfzig Fuß über der Straße lagen. Auf diesem Teil der Mauer war niemand zu sehen. Bis jetzt erfüllte das Ablenkungsmanöver also noch seinen Zweck. Er drehte sich um und beobachtete Destandasi – sie war kaum zu sehen in ihrer schwarzen Kleidung. Sie kam schnell hoch, indem sie die Knoten in der glatten Seidenschnur als Halt benutzte. Die Frau war geschmeidig wie eine Katze und stark.
    Der Palast stand inmitten des Außenwerks der Festung. Die Kasernenblöcke grenzten an der vorderen Mauerseite an. Zwischen der rückwärtigen Mauer, an sie anschließend, und dem Palast hob sich der Turm, den sie erklimmen mußten, mehr als hundert Fuß in die Dunkelheit. Ursprünglich, ehe die Festung erweitert wurde, war der Bergfried Teil des Schutzwalls gewesen. Daß er eines der wenigen Bauwerke des alten Kordava war, die dem Erdbeben getrotzt hatten, war Beweis seiner Stabilität. Und nun, da die Stadtmauer das neue Kordava schützte, hatte die alte Festung viel von ihrer Bedeutung als Bollwerk verloren.
    Geduckt entlang der Brustwehr schleichend, erreichten Conan und Destandasi unbemerkt den Fuß des Turmes. Der Aufruhr am Haupttor schien sich jetzt in die Straßen auszubreiten. Offenbar versuchten die Wachen die Aufrührer zu verjagen. Außerdem zeichneten sich im Osten die ersten Streifen Grau am Himmel ab. Die Zeit wurde knapp.
    Von der Brustwehr zu den Zinnen des Turmes waren es noch etwa fünfzig Fuß. Die massive Turmmauer wies so gut wie keine Öffnungen auf, außer einigen Schießscharten im oberen Teil. Destandasi mochte imstande sein, sich dort hindurchzuzwängen, doch Conan keineswegs. Das bedeutete, daß sie über die Zinnen eindringen mußten.
    Conan warf den Enterhaken und straffte die Schnur, doch der Haken hatte keinen Halt gefunden und sauste herunter. Der Cimmerier warf ihn ein zweitesmal. Diesmal hielt er. Eilig kletterte Conan die Seidenschnur hoch. Als er das Dach des Turmes erreicht hatte, blickte er sich forschend um.
    Nichts rührte sich hier, genau wie er es erwartet hatte, denn würde Callidios hier Posten aufstellen lassen, müßten sie durch sein Zaubergemach, um zum Dach zu gelangen. Und da er niemandem gestattete das Gemach zu betreten, kam das nicht in Frage. Er verließ sich auf die Wachen am Fuß der Turmtreppe.
    Conan drehte sich um, um die Schnur für Destandasi zu halten. Während er ihr beim Hochklettern zusah, warnte ihn nur ein primitiver Instinkt rechtzeitig vor der Gefahr.
    Ein schwarzer Schatten deutete die Treppenöffnung an. Aus dieser Schwärze stürzte eine Obsidiangestalt.
    Conan stieß einen leisen Warnruf für Destandasi aus und warf sich zur Seite. Eine schwarze Steinklinge schlug in die Zinne, wo er gerade noch gestanden hatte, und verfehlte die Seidenschnur nur um Fingerbreite. Hätte die Schwertklinge aus natürlichem Material bestanden, wäre sie jetzt zersprungen, doch so schlug sie einen Spalt in den Stein der Zinnen.
    Der Cimmerier wich in reiner Reflexbewegung mit dem Schwert in der Hand zurück. Er mußte den schwarzen Teufel von dem Seil weglocken, bis Destandasi das Dach erreicht hatte. Der Steinkrieger kam ungerührt auf ihn zu. Er hatte von Conan nichts zu befürchten, und es war vermutlich nur die in dem Dämonenfleisch vergrabene Seele des Soldaten, die ihn zum Ritual eines Fechtkampfs veranlaßte, obgleich er den Cimmerier ohne Schwierigkeiten mit bloßen Händen hätte zerreißen können.
    Destandasi kletterte auf das Dach. Ihr Gesicht war geisterbleich, als sie den ungleichen Kampf beobachtete.
    »Verschwinde!« warnte Conan sie fluchend. Es gab zwar auch unten keine Sicherheit für sie, aber hier erwartete sie der unvermeidliche Tod.
    Der Steinkrieger blickte über die Schulter auf diesen zweiten Eindringling. Destandasi wich grauenerfüllt
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